PR TB 202 Verschwörung Der Computer
aussah.
„Was soll das?" rief die andere Person und blickte
erschrocken auf das röhrenförmige Ding, dann wollte sie
sich herumwerfen und zur Tür zurückeilen.
Sie kam nicht mehr dazu, die Bewegung zu vollenden. Etwas machte
leise plopp, dann zuckte die andere Person zusammen, öffnete den
Mund - und stürzte zu Boden.
Die Gestalt musterte ihr Opfer nur kurz, dann nahm sie wieder vor
dem Computer Platz und führte ihre Arbeit zu Ende. Danach
verließ sie die Halle und wenig später auch das Gebäude.
Es bereitete ihr keinerlei Schwierigkeiten, das Tor der
Sicherheitsabsperrung des Werksgeländes zu öffnen. Ungefähr
zweihundert Meter weiter wartete ein Fluggleiter auf einer Lichtung.
Die Gestalt stieg ein. Gleich darauf startete der Gleiter, flog dicht
über den Baumwipfeln des Parkgeländes dahin und nahm dann
Kurs auf die am Horizont erkennbare Silhouette der Großstadt...
Das Hauptgebäude der Agrotechnischen Versuchsanstalt war ein
einstöckiger langgestreckter Bau aus Fertigbauplatten, die aus
Glasfaserbeton gegossen waren, und lag zwischen mehreren kleineren
Gebäuden in einem großen Gelände, das sich in erster
Linie durch unkrautüberwucherte ehemalige Versuchsfelder
auszeichnete. In gleichmäßigen Abständen waren
mittelgroße Fenster in den Wänden angebracht. Zehn
Fluggleiter älterer Baureihen waren unordentlich vor dem
Hauptgebäude abgestellt.
Haney Lüschang landete bei den anderen Gleitern, dann wandte
sie den Kopf und blickte Heuron Zarg an.
„Es wird Sie hoffentlich nicht stören, daß in
diesem Bau früher Rinder gezüchtet wurden", meinte sie
mit zaghaftem Lächeln. „Die Boxen sind geräumig,
haben hübsche Kachelwände, fließendes Wasser und sind
klimatisiert. Wir haben sie recht wohnlich hergerichtet."
„Rinder", sagte Kyron Barrakun verwundert. „Meinen
Sie ganze Rinder?" Haney lachte.
„Haben Sie noch nie davon gehört, daß es Planeten
gibt, die sich den Luxus von ,Steaktreibhäusern' nicht leisten
können, in denen nur die wertvollsten Fleischstücke
wachsen! Dort ist man darauf angewiesen, noch richtige Tiere zu
halten: Rinder, Schweine, Hühner, Schafe und so weiter. Da die
Siedlungswelten fast immer Umweltbedingungen auf weisen, die von
denen der Erde mehr oder weniger stark abweichen, wurden früher
- vor der Konzilsherrschaft - auf Terra sogenannte Mutis gezüchtet,
Tiere, die jeweils für die speziellen Umweltbedingungen eines
bestimmten Planeten optimal ausgestattet waren. Hier züchtete
man Rinder für die Erstausstattung des Siedlungsplaneten Minerva
-wo immer in der Galaxis der liegen mag."
Sie machte eine umfassende Handbewegung.
„Außerdem wurden auf den Versuchsfeldern Mutis
terranischer Nutzpflanzen gezüchtet: Getreidearten, Kohl,
Salate, Rüben und so weiter. Das alles hörte natürlich
auf, als die Erde in eine andere Galaxis verbracht wurde und die Bevv
ohner unter dem Einfluß der Strahlung ihrer neuen Sonne
Medaillon zu Aphilikern wurden."
Kyron Barrakun nickte.
Er kannte die wesentlichen geschichtlichen Fakten, seit er auf
Terra gelandet war und sich mit den Ereignissen befaßt hatte,
von denen er in seinem Computerschiff nie etwas erfahren hatte. Aber
über die Details wußte er nicht Bescheid.
„Getreide und Gemüse kann man problemlos ernten",
meinte er grübelnd. „Aber wie macht man das mit Fleisch,
wenn es nicht auf Nährflüssigkeiten, sondern an lebenden
Tieren wächst?"
„Man muß die Tiere natürlich töten",
erklärte Haney Lüschang.
Kyron starrte seine Sekretärin entsetzt an.
„Umbringen?" brachte er nach einiger Zeit mühsam
hervor. „Lebendige Wesen? Ich weiß, daß Tiere
andere Tiere töten, um sich von ihrem Fleisch zu ernähren,
aber das sind Instinkthandlungen, während der Mensch
Entscheidungsfreiheit über seine Handlungen besitzt. Außerdem
besteht doch zwischen Mensch und Tier eine recht enge
Verwandtschaft."
„Kain und Abel", erwiderte Haney nachdenklich. „Seit
dem Anfang ihrer Geschichte und wohl schon früher haben Menschen
andere Menschen getötet. Warum sollten sie dann Skrupel gehabt
haben, Tiere zu töten? Sie brauchten außerdem ihr Fleisch
als energiereiche Nahrung."
Beinahe hätte sich Kyron verraten, indem er erklärt
hätte, daß er als Vegetarier wußte, daß
Menschen kein tierisches Eiweiß zu ihrer Ernährung
benötigten. Mit Schaudern wurde er sich darüber klar, daß
es ein Fehler gewesen war, seiner Einquartierung in die
Wohngemeinschaft zuzustimmen. Er würde nicht immer allein
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