PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
Essen trotz Waltys
Anwesenheit komplikationslos und ohne Zwischenfalle anlief. Ich muß
sagen, daß ich mich davor gefürchtet hatte. Aber gegenüber
meinen Eltern schien die destruktive Seite seines paraorientierten
Unterbewußtseins nicht zum Durchbruch zu kommen. Sie hatten mir
gegenüber schon angedeutet, daß sie beide bei
abenteuerlichen Unternehmungen mit Walty zu tun gehabt hatten und nie
Grund zur Klage bekamen.
Mutter erzählte, wie Walty sie vor dem parasitären
Sternenlotos gerettet hatte, und Suzan und ich lauschten dieser
atemberaubenden Geschichte gebannt. Walty war es sichtlich nicht
gewöhnt, daß sichjemand so lobend über ihn äußerte,
und er wandte bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ein:
“Leider bin ich selbstkritisch genug um zu wissen, daß
meine Erfolge beim Unternehmen STERNENLOTOS meine Versager bei weitem
nicht aufwiegen, Mylady.”
“Ohne Sie wäre die Gefahr, die von diesen parasitären
Blumen ausging, sicherlich nicht so rasch beseitigt worden, Walty”,
sagte Ma. “Ich verdanke Ihnen mein Leben. Nennen Sie mich doch
einfach Mory.”
“Das kann ich nicht...”
“Bitte.”
Walty kämpfte mit seinem Adamsapfel, der sich mit seinen
Stimmbändern zu einem Knoten verschlungen zu haben schien. Er
nahm einige Anläufe, um Mas Vornamen auszusprechen, aber er ging
ihm einfach nicht über die Lippen.
“Ist er nicht rührend in seiner Schüchternheit”,
rief Suzan. “So unbeholfen!”
Dad half diese Situation zu überbrücken, indem er seine
Erlebnisse mit Walty auf der Eiswelt Ottoljim erzählte, wohin
sie durch das parapsychische Wirken eines “Un-Twilzers”
verschlagen worden waren. Obwohl Walty auch dabei nicht schlecht
wegkam, merkte ich, daß er zusehends nervös wurde. Als Dad
abschließend sinnierend meinte: “Es würde mich
interessieren, was aus diesem Un-Twilzer geworden ist” - da war
es um Waltys Selbstbeherrschung endgültig geschehen.
Ich wußte natürlich, daß damit niemand anderer
als der Twilzer Otto gemeint war, den Walty ängstlich
versteckte, um ihn nicht an das Mutantenkorps zu verlieren. Ottos
bloße Erwähnung brachte ihn an den Rand eines
Nervenzusammenbruchs, der sich bei ihm freilich anders ankündigte
als bei einem normalen Durchschnittsmenschen.
Walty wußte auf einmal nicht, was er mit seinen Armen und
Beinen anfangen sollte. Er walkte seine Nase, begann sich an den
unmöglichsten Stellen zu kratzen, hantierte mit dem Eßbesteck,
stieß ein volles Glas um und löste eine katastrophale
Kettenreaktion durch seine Bemühungen aus, den Schaden wieder in
Ordnung zu bringen. Als er das umgekippte Glas aufrichten wollte,
stieß er eine Karaffe um, und während er diese im Fallen
auffangen wollte, geriet er mit einem Ellenbogen in die Torte und mit
dem anderen in den Pudding ... Damals erhielt ich den
eindrucksvollsten Anschauungsunterricht über das Domino-Prinzip:
Wenn der erste Dominostein fiel, dann riß er auch alle anderen
in der Reihe mit sich.
Am Ende waren wir alle von oben bis unten bekleckert.
“Diesen Trick haben Sie sich wohl von Dick und Doof
abgeschaut”, sagte Suzan, die sehr viel für diese beiden
Komiker aus der Kintopp-Zeit übrig hatte.
Perry und Mory hielten sich gut und verabschiedeten sich von Walty
mit der Versicherung, daß es trotz allem ein gelungener Abend
war. Aber sie ließen sich danach nicht mehr blicken. Ich erfuhr
von den Wachtposten bloß, daß sie es nach dem Umkleiden
ziemlich eilig gehabt hatten, mit dem Gleiter abzufliegen.
Später mußte ich einen am Boden zerstörten
Korporal der USO mit der Versicherung wieder aufrichten, daß
meine Eltern Humor besäßen und ihm bestimmt nichts
nachtragen würden.
“Es war nett von dir, Mike, daß du Otto nicht verraten
hast”, sagte Walty dankbar. “Wie geht es dem Twilzer
eigentlich?” fragte ich schnell, um das Thema zu wechseln. “Und
Billy the Kid? Reitet er immer noch alles, was er zwischen die
Tentakel bekommt, oder hast du den Fehler in seiner Programmierung
schon entdeckt? Hast du eine noch humanere Methode entwickelt, um die
Schafe zu
scheren? Und vermehren sich deine Riesenfrösche immer noch
ins Uferlose? Oder hast du dich endlich dazu überwunden, die
Geburtenkontrolle für sie einzuführen?”
Walty lachte herzhaft; es war gar nicht so schwer, ihn von seinen
trübsinnigen Gedanken abzubringen. Er berichtete mir vom Alltag
auf der Farm und daß alles noch so wie vor drei Jahren sei.
“Drei Jahre, so lange haben wir uns schon nicht
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