PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
In dem Bemühen, seine Ungeschicklichkeit wettzumachen und
den Gestürzten auf die Beine zu helfen, kam es zu einer grotesk
anmutenden Rangelei, und dann rollten sie alle drei einen Hang
hinunter - bis zur Terrasse des Bungalows.
“Ein schöner Held ist mir das”, sagte Suzan
abfällig. “Ich möchte ihn nicht geschenkt haben -
nicht einmal, wenn er der letzte Mann auf Erden wäre.”
“Du sollst ihnja auch nicht heiraten”, sagte ich
wütend und fügte giftig hinzu: “Du glaubst doch
nicht, daß Walty dich grüne Göre auch nur eines
Blickes würdigen würde. Walty wird von den tollsten Frauen
umschwärmt. Er könnte an jedem Finger zehn haben.”
Das war natürlich geschwindelt. Auch mir, dem Dreikäsehoch,
war bereits klar, daß Walty alles andere als ein Herzensbrecher
war. Nur wollte ich es wahrscheinlich so sehen, daß er es war,
der die Verehrerinnen abwies. Als Paradebeispiel galt für mich
Annemy Traphunter, seine Teamgefährtin bei der USO.
Das Menschenknäuel mit Walty Klackton hatte sich endlich
entwirrt. Walty teilte noch einige Knüffe bei dem Versuch aus,
den in Mitleidenschaft gezogenen Wachtposten den Staub von den
Uniformen zu klopfen.
“Das ist ja ein unmöglicher Mensch!” sagte Suzan
verächtlich und traf Anstalten, aus dem Baumhaus zu klettern.
“Du hast mich schwer enttäuscht, Mike.”
Ich war so wütend, daß ich darauf nichts sagte. Wenn
ich allerdings damals schon gewußt hätte, daß sie
einmal mit Geoffry Waringer in den Ehestand treten würde, der ja
auch keine attraktivere Erscheinung als Walty Klackton war, dann wäre
mir schon die passende Antwort eingefallen.
Ich kletterte ebenfalls vom Baum und war eigentlich froh, daß
Suzan sich davongemacht hatte. Allein begab ich mich zum Bungalow.
Durch das Wohnzimmerfenster sah ich, daß Dad und Ma Walty wie
einen alten Freund begrüßten, und ich erinnerte mich, daß
sie nebenbei erwähnt hatten, früher mal seine Bekanntschaft
gemacht zu haben. Seltsamerweise bekam Walty einen roten Kopf, als er
versuchte, Ma die Hand zu küssen, die sie ihmjedoch entzog, so
daß es bei einem Händedruck blieb. Es sah sehr ulkig aus,
wie Walty dennoch versuchte, mit seinen trompetenförmig
vorgewölbten Lippen die auf und ab wandernde Hand meiner Mutter
doch noch zu erhäschen.
Perry half Ma aus der Verlegenheit, indem er dazwischentrat und
Walty den Grund für seine Abkommandierung verkündete.
“Ich bin Atlan dankbar dafür, daß er Sie
abstellte. Es geht darum ...”
Das war das Stichwort für mich, und ich betrat das
Wohnzimmer.
“Mike!” rief Walty erfreut aus, als er mich sah. Er
breitete die Arme aus, in der Erwartung, daß ich ihm um den
Hals fiele. Aber ich war ja kein kleiner Junge mehr, der sich
abknutschen ließ.
Ich reichte ihm die Hand und drückte sie so fest ich konnte.
Dann überwältigte michjedoch die Wiedersehensfreude, und
ich umarmte ihn doch noch.
“War es nicht eine großartige Idee, dich in unser Haus
am Goshun-See einzuladen?” fragte ich. “Ich wollte mich
damit für meinen Aufenthalt auf deiner Farm revanchieren. Leider
war es mir nicht möglich, wieder nach Rustoner zu kommen, und so
dachte ich mir, du könntest genausogut Urlaub bei uns machen. Ma
und Dad haben sofort zugestimmt, als ich sie darum bat.”
“Aber ... ich dachte ... ein Auftrag”, stotterte Walty
verwirrt.
“Sind Sie jetzt enttäuscht, Korporal?” erkundigte
sich Perry. “Das täte mir leid. Atlan hat Sie unter
falschen Voraussetzungen abkommandiert, weil Mike Sie überraschen
wollte.”
“Enttäuscht?” rief Walty strahlend und schüttelte
den Kopf. “Ich freue mich über alle Maßen. Ich fühle
mich geehrt... will sagen, bin gerührt...”
“Laß es genug sein, Walty”, sagte ich und
zwinkerte ihm zu. Ich hätte ihn am liebsten sofort mit Beschlag
belegt, denn ich hatte so viel zu erzählen und so viele Fragen.
Aber Dad meinte, daß Korporal Klackton sich erst einmal in der
ungewohnten Umgebung akklimatisieren und von der beschwerlichen Reise
erholen sollte und ich meine Neugierde ruhig bis zum Abendbrot
bezähmen könnte. Aber ich ließ es mir nicht nehmen,
Walty zu den Pfahlbauten am Seeufer zu führen, wo auch Suzan und
ich wohnten.
Das Abendbrot war gleichzeitig das Abschiedsessen für meine
Eltern, denn sie wollten gleich danach abreisen. Dad wegen dringender
Regierungsgeschäfte in Terrania, Ma mußte nach Plophos, um
ihren Verpflichtungen als Regierender Obmann nachzukommen.
Es war wie ein Wunder, daß das
Weitere Kostenlose Bücher