PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
genug”, sagte die
Stimme, und als ich in die Richtung sah, stellte ich fest, daß
sie aus einem Lautsprecher kam. Wahrscheinlich unterhielt sich Thor
Pedo von der versperrten Kabine aus mit mir. Seine Stimme war auch
diesmal durch technische Tricks verstellt. Er fragte: “Wie
heißen Sie? Und was war Ihr Vergehen?”
“Roiton”, sagte ich schnell und fügte hinzu:
“Eigentlich heiße ich Don Roi. Mein Verbrechen besteht
darin, daß ich einmal vergessen habe, meine Haustiere vor der
Abreise zu füttern.”
“Sie sind ja ein Scherzbold, Don”, kam es hallend aus
dem Lautsprecher. “Oder soll ich nicht doch Roi zu Ihnen sagen,
Sire? Überrascht, daß ich Sie trotz Ihrer Lumpen erkannt
habe?”
“Nein”, sagte ich. “Inzwischen sind wir schon
gute Bekannte, um nicht zu sagen Freunde.”
“Bilden Sie sich nur nichts darauf ein, daß ich mich
bei unserem Treffen im KreitSystem von meiner freundlichsten Seite
gezeigt habe”, sagte Thor Pedo, und seine Stimme klang auf
einmal trotz der Verzerrung kalt und schneidend. “Ich kann auch
anders. Und ich hätte gute Lust, Sie wie die anderen
Gesetzesbrecher zu behandeln. In Ihrem Streben nach Profit gehen Sie
mit Ihren Freihändlern über Leichen. Darum verachte ich
sie.”
Dieser Gefühlsausbruch überraschte mich. “Sie
haben noch etwas bei mir gut, Thor Pedo”, sagte ich und
erinnerte den Piraten: “Eine Hand wäscht die andere.”
“Ihre Hände sind schmutzig, ich möchte bei Ihnen
nicht anstreiten, Sire!” Das letzte Wort troff vor Hohn und
Verachtung.
Während dieser Unterhaltung war ein Entschluß in mir
gereift. Ich sah über dem Lautsprecher einen Alarmbügel,
wie man ihn auf allen Springersehiffen dieser Bauart antraf. Durch
seine Betätigung löste man eine Reihe von
Sicherheitsvorkehrungen aus, unter anderem auch eine Ent- oder
Verriegelung sämtlicher Schotte. Bei atmosphärischem
Unterdruck wurden alle Schotte dichtgemacht, bei normalen
Druckverhältnissen, wie sie jetzt herrschten, sprangen die
Schotte jedoch automatisch auf, um eine rasche Flucht aus den
gefährdeten Sektionen zu ermöglichen.
Ich stürzte nun blitzschnell zu dem Bügel und zog mit
aller Kraft daran, in der Hoffnung, damit die erwartete Wirkung zu
erzielen. Augenblicklich erscholl eine Sirene, und die
Sicherheitsautomatik sprang an.
Ich machte kehrt und lief in den Korridor. Das vormals verriegelte
Kabinenschott sprang gerade auf. Ich zog meinen Paralysator und
stürzte zu der Öffnung. Dort erwartete michjedoch eine
Überraschung.
In der Kabine stand Billy the Kid und verdeckte mir die Sicht auf
eine Gestalt. Das mußte Thor Pedo sein, der von meinem
Schachzug derart überrascht worden war, daß er keine Zeit
mehr gefunden hatte, sein unsichtbarmachendes Deflektorfeld
einzuschalten. Aber da mir der Gauchoroboter den Weg verstellte,
konnte ich keine Einzelheiten an der Gestalt feststellen. Sie
versuchte, sich durch einen weiten Umhang zu schützen - und im
nächsten Augenblick war sie unsichtbar.
“Tut mir leid, Roi”, sagte Billy, “aber diese
Freundschaft ist älter ...”
Mehr konnte ich nicht mehr hören, denn da traf mich ein
Narkosestrahl, und mir schwanden die Sinne. Mein letzter Gedanke war,
daß das, was ich von Thor Pedo zu sehen bekommen hatte, meinen
Erwartungen nicht ganz entsprach. Aber ich wußte nicht, was
mich eigentlich gestört hatte.
Ich fühlte mich hin und her gerollt, und dann war mir, als
würden mich die Wogen eines aufgepeitschten Meeres an Land
spülen. Ich wollte meine Ruhe haben und nichts als schlafen,
aber irgend etwas knetete und walkte mich unbarmherzig durch. Langsam
kam das Gefühl in meinen Körper und in die Glieder zurück.
Ich hörte mich einen Schmerzenslaut ausstoßen.
“Es freut mich, daß Sie wieder unter den Lebenden
weilen”, sagte Oro Masuts tiefe Stimme, und obwohl er
vermutlich flüsterte, klangen seine Worte wie Paukenschläge
in meinen Ohren. “Ja, ja”, murmelte er philosophisch, “so
eine Massage, von fachkundiger Hand ausgeführt, kann wahre
Wunder wirken und selbst eine Narkosestrahlenbehandlung aufheben.”
“Mach weiter, Oro”, sagte ich müde. “Wie
lange war ich bewußtlos?”
“Lange genug, um das Spannendste zu verschlafen, Sire”,
sagte Oro Masut. Und er erzählte, daß er einen Anruf von
Thor Pedo erhielt, der mich im Austausch für freien Abzug anbot.
Er schloß: “Wir hatten keine andere Wahl, als auf den
Handel einzugehen, Sire. Der Pirat war gerissen genug, sich keine
Blöße zu geben.
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