PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
gestorben, er paßte besser zum
harten Kern um Morty.
“Wäre es nicht ratsamer, Verstärkung anzufordern,
Sire?” fragte er und wischte sich verstohlen über die
Stirn. Er verschmierte den roten Fleck aber nur noch mehr. Ich fuhr
mit der Fingerspitze darüber und schmeckte von dem roten,
cremigen Zeug.
“Lippenstift”, konstantierte ich und fragte: “Gibt
es denn auch Frauen in der
Kolonie?”
“Einige”, sagte er. “Aber die Farbe stammt von
Thor Pedos Zeichen, das er mir zum Abschied auf die Stirn gemalt hat.
Sie wissen schon, Sire - B.B.”
Das Raumschiff, zu dem mich Friendt führte, stand auf einem
gerodeten Hochplateau und war eine kleinere Ausgabe der
SCHLEUDERBOGGE aus dem Wegasystem. Ein Beiboot also? Friendt
bestätigte das.
Es verdankte seine seltsame skurrile Form der Tatsache, daß
es aus Wrackteilen der verschiedensten Raumschiffstypen
zusammengeschweißt war. Wir näherten uns zwischen
haushohen Nadelbäumen dem etwa zwanzig Meter langen Beiboot bis
auf fünfzig Meter. Ich entdeckte ein vieleckiges Schott, das
offenstand.
“Wenn das nicht eine Einladung ist”, stellte ich fest.
Friendt hielt mich am Ärmel zurück. “Ist es auch,
Sire”, sagte er. Als er meinen fragenden Blick sah, erklärte
er: “Von den Verbannten weiß ich, daß Thor Pedo in
Abständen von vierzig bis sechzig Tagen kommt, hier landet und
die Schleuse der SCHLEUDERBOGGE öffnet. Wer will - und wer
meint, geläutert zu sein - kann an Bord kommen und sich als
Pirat anheuern lassen.”
So einfach war die Erklärung also. Ich war entschlossen, die
Einladung anzunehmen. Ich schickte mich schon an, die Lichtung zu
betreten, da fiel mir etwas ein.
“Sie waren doch an Bord der SCHLEUDERBOGGE, als Thor Pedo
ins KreitSystem flog, um mit mir Kontakt aufzunehmen, Friendt”,
sagte ich. “Haben Sie zufällig erfahren, wie es dem
Piraten gelungen war, unbemerkt an Bord meiner Space-Jet zu
gelangen?” Friendt schüttelte den Kopf.
“Ich war in einer engen Kabine eingesperrt”, sagte er,
“ich habe nichts von dem mitbekommen, was um mich vorging. Aber
eines weiß ich gewiß, nachdem mich Thor Pedo von der
VENETIA verschleppt und zu seinem Schiff gebracht hat, da befahl er,
direkten Kurs nach Hothouse zu nehmen.”
Das war seltsam. Aber wenn Friendt nichts von den Vorgängen
um sich gewußt hatte, so konnte er auch den Zwischenstop im
Kreit-System verpaßt haben. Aber trotzdem stimmte irgend etwas
an dem Zeitplan des Piraten nicht.
“Ich komme nicht mit”, sagte Friendt entschieden, als
er meine Absicht, der SCHLEUDERBOGGE einen Besuch abzustatten,
erkannte. “Sire, Sie wollen doch nicht allein...”
Seine letzten Worte hörte ich nicht mehr, denn ich hatte mein
Versteck verlassen und näherte mich dem Schott des bizarren
Fluggefährts. Ich erreichte es ungehindert und stieg die Gangway
zur offenen Luftschleuse hoch. Nichts geschah. Ich passierte die
Schleusenkammer und kam in den Auffangkorridor. Es war totenstill.
Von der Decke strahlte eine schwache Lichtquelle. Nach wenigen
Schritten erreichte ich einen Querkorridor, in dem ich mich nach
links wandte, wo der Bug des Schiffes lag und wo ich die
Schaltzentrale vermutete.
Der Bug bestand aus dem Vorschiff eines Springerbeiboots, das
hatte ich schon von außen erkannt. Mir war aber auch nicht
entgangen, daß der Bug anstelle einer Panzerverglasung mit
Terkonit-Platten verschalt war. Als wolle sich Thor Pedo zusätzlich
dahinter verstecken.
War keine Mannschaft an Bord? Ich öffnete einige Schotte, die
in Kabinen führten. Sie waren alle leer. Nur ein Schott ließ
sich nicht öffnen. Thor Pedos Privatkabine? Ich ging weiter und
kam ins Cockpit, das genauso aussah wie die Steuerkanzel eines
Springerbeiboots. Es gab nur eine Reihe von Zusatzinstrumenten, deren
Funktion ich nicht auf Anhieb erraten konnte. Einige der Accessoires
paßtenjedoch nicht in ein Cockpit, so etwa die 3-D-Posters, die
exotische Tiere zeigten. Selbst furchterregende Bestien waren so
dargestellt, daß sie zutraulich wirkten. Und unter jedem Poster
standen so sinnige Sprüche wie: “Quäle nie ein Tier
zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.”
“Und Menschen darf man quälen?” fragte ich laut.
Fast wie erwartet kam von links die Antwort, obwohl dort niemand zu
sehen war.
“Ihre Äußerung zeigt mir, daß Sie den Sinn
meiner Therapie nicht erkannt haben, mein Lieber. Wie lange sind Sie
denn schon auf Hothouse?” “Vier Jahre”, sagte ich.
“Das wäre eigentlich lange
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