PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
Tränensäcken sprühten vor Zorn. Bei meinem
Anblick tendierte der Ausdruck seiner Augen schlagartig zur Spitze
der Emotionsskala, nämlich zu Haß.
“Da ist ja auch schon Eure lächerliche Majestät!”
rief er mit donnernder Stimme und spie vor mir aus. “Welche
Anrede wäre Euch denn recht, ha? Eminenz! Oder genügt auch
Kretin?”
“Sire, wenn es beliebt”, sagte ich und begutachtete
ihn mißfällig durch meine Lorgnette. “Aber wenn Sie
nicht gewillt sind, Ihr rüpelhaftes Benehmen abzulegen, brauchen
wir uns gar nicht miteinander zu unterhalten. Ich könnte Sie mit
Ihrer ganzen Sippschaft auf Hothouse abladen und Ihr Schiff zu Geld
machen. Wäre Ihnen das lieber?”
“Hothouse?” wiederholte er nachdenklich. “Davon
habe ich doch schon gehört?” “Hothouse ist
eigentlich gar keine so üble Welt”, sagte ich. “Aber
außer einem erträglichen Klima hat sie sonst kaum etwas zu
bieten - und natürlich einen großen Männerüberschuß.
Aber das würde sich durch Ihren Harem ändern. Ich glaube,
die Damen würden sich darüber freuen, zur Abwechslung mal
ein menschlicheres Gesicht zu sehen. Das ist überhaupt ein
Punkt, über den wir noch reden müssen, das heißt,
falls Sie Ihr Benehmen ändern, Patriarch.”
“Lassen Sie nurja die Finger von meinem Harem!” rief
er erbost.
“Ich würde vorschlagen, daß wir es den Damen
freistellen, ob sie bei Ihnen bleiben
wollen oder nicht”, sagte ich und erntete von meinen Männern
Applaus. “Hatten Sie unter Ihren Sklavinnen auch mal ein
Mädchen, das Annemy hieß? Annemy Traphunter?”
“Erinnern Sie mich nicht an dieses Biest!” rief er und
streckte abwehrend die Hände von sich.
“Das muß doch schon an die vierzehn Jahre her sein”,
bohrte ich weiter, “und doch ist Ihnen dieser Name noch so
geläufig.”
“Weil damit einige unangenehme Erinnerungen verknüpft
sind”, sagte er. ,Aber was wollen Sie denn eigentlich von mir -
Sire?”
“Erzählen Sie mir die Geschichte dieses Mädchens
und was es in Zusammenhang mit ihr für unangenehme Erinnerungen
gibt. Wenn mir Ihre Geschichte gefallt, dann lasse ich Ihnen Ihr
Schiff.”
“Das ist nicht Ihr Ernst”, sagte er ungläubig.
“Doch, Patriarch, mein voller Ernst.”
Zacharias TeRombaud blickte sich langsam um und sagte dabei:
“Ihr Freifahrer seid alle verrückt. Jawohl, total
verrückt. Aber euer König ist noch verrückter als ihr
alle miteinander.”
Ich gab meinen Leuten einen Wink, daß sie das Gemach
verlassen sollten.
Als wir allein waren, forderte ich den Patriarchen auf:
“Also, Monsieur, ich höre.”
“War das ein Schimpfwort? Na, egal.”
Er strich sich über seinen Dschingis-Khan-Bart und begann zu
erzählen.
8. VERGANGENHEIT 2419: ZACHARIAS TEROMBAUD
Sie sind über meine, äh, Geschäftsverbindungen zu
Anselm Alabasta informiert? Gut, dann kann ich es mir sparen, näher
auf diesen Punkt einzugehen. Als er mir damals, 2418, die
USO-Dokumente überbrachte, kam er mit einer Frau. Ein tolles
Weib mit idealen Proportionen und mit einem Gesicht, wie von einem
begnadeten Künstler modelliert. Es war Annemy Traphunter.
Alabasta sagte, daß sie von der Bildfläche verschwinden
müsse und ich bot ihm sofort an, sie in meinen Harem
aufzunehmen. Aber davon wollte er nichts wissen, denn offenbar hatte
er selbst ein Auge auf sie geworfen. Aber ich wußte sofort, wie
ich ihn überlisten konnte. Anselms Plan war es nämlich,
sich einer Gedächtnisblockade zu unterziehen, damit er sich
nicht einmal Telepathen gegenüber verraten konnte und ihm der
Diebstahl der Geheimpapiere nicht zu beweisen war.
Bei unserem nächsten Treffen hatte er keine Erinnerung mehr
an die Transaktion und unsere Abmachung. Ich führte ihm eine
Bildaufzeichnung vor, die zeigte, wie
ein Beiboot in eine Sonne stürzte und darin verglühte.
Und ich behauptete, daß Annemy Traphunter an Bord gewesen sei.
Er schluckte es und war über ihren vermeintlichen Tod tief
traurig.
In Wirklichkeit war sie quicklebendig und gehörte meinem
Harem an. Aber glauben Sie ja nicht, daß ich mich ihrer
Schönheit erfreuen konnte. Sie war ein widerborstiges Biest.
Als ich ihr zum erstenmal die Ehre gab, sie zur Nachtzeit zu
besuchen, da gab sie mir deutlich zu verstehen, was sie von meinen
Liebesbeziehungen hielt. Kaum war ich auf Tuchfühlung heran, da
wurde ich durch die Luft gewirbelt und landete mit dem Rücken
auf dem Boden. Den zweiten Annäherungsversuch in dieser
Bordnacht büßte ich mit Rippenprellungen und
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