PR TB 207 Das Westrak Komplott
er zynisch. „Haben Sie das
Gerät benützt?“
„Ich hab's versucht“, sagte Louisa, „aber es
meldete sich niemand. Wahrscheinlich ist mir Ihre Revolution in die
Quere gekommen.“
Aphab nickte befriedigt. „Ja, manchmal funktioniert die
zeitliche Planung gerade, wie man es braucht. War Nikol schon hier?“
„Nicht seitdem ich zu mir gekommen bin.“
Aphab wandte sich an seinen Kumpan.
„Vorne im Vorraum steht ein Radiokom“, sagte er. „Du
kennst Nikols privaten Rufcode? Ruf ihn an und sieh zu, wo zum Teufel
er bleibt. Wir brauchen ihn hier. Diese Frau ist gefährlich.“
Der Mann, der auf den Namen Knesch hörte, machte sich
bereitwillig davon. Louisa überlegte fieberhaft, wie sich die
Lage nutzen ließe. Aphab hielt seinen Blaster lässig mit
der Mündung nach unten. Er ließ sie zwar nicht aus dem
Auge, aber für eine Ablenkung konnte nötigenfalls gesorgt
werden. Und was hatte sie dann? Einen Strahler und vor sich ein
unbekanntes Gelände, in dem irgendwo Knesch steckte, der sie
nicht entkommen lassen würde, wenn er es verhindern konnte.
Draußen tobte der Nahkampf zwischen den Revolutionären und
den Gardisten. Nein, es war nicht die Zeit für einen
Fluchtversuch.
Aphab wirkte nicht wie ein Mann, der sich durch das Flehen einer
Frau rühren ließ. Aber ein Versuch, freundlich mit ihm zu
reden, konnte nicht schaden.
„Warum tun Sie das?“ begann sie. „Sie wissen,
daß es Sie über kurz oder lang in Schwierigkeiten bringen
wird.“
„Mich?“ Er schien überrascht. „Ich tue, was
mir aufgetragen wird. Wieso sollte ich davon Schwierigkeiten
bekommen?“
„Was haben Sie mit mir vor?“
„Ich - gar nichts. Das ist Nikols Sache.“
„Ich bin eine Bürgerin der Liga Freier Terraner“,
beharrte Louisa. „Die Liga hat ihre eigene Weise, mit
Kidnappern wie Ihnen umzuspringen.“
Er grinste frech.
„Die Liga hat ausgesprungen“, sagte er. „Wenigstens
hier auf Westrak. In einer Woche sprechen wir uns wieder; dann sagen
Sie mir, was ich von der Liga zu befürchten...“
Er unterbrach sich. Vom Gang draußen kam ein polterndes
Geräusch.
„Knesch, bist du das?“
„Alles in Ordnung“, antwortete eine gequetschte
Stimme. „Nur das verdammte Schienbein angeschlagen.“
Aphab gab sich damit zufrieden. Er stand mit dem Rücken zur
Tür. Louisa sah aus dem Gang eine Gestalt auftauchen, den Umriß
eines Mannes. Er machte eine hastige Geste, aber das war unnötig:
tausendfache Wiederholung während des Trainings hatte Louisa
gelehrt, in einer Lage wie dieser keine Spur von Überraschung zu
zeigen. Sie stand vor Aphab und machte sich unauffällig so klein
wie möglich, als sie sah, wie der Mann unter der Tür den
Schocker in Anschlag brachte. Aphab erfuhr nie, wer der Angreifer
war. Er brach lautlos zusammen, als das helle Summen der Waffe
erklang.
Louisa sprang über ihn hinweg, ihrem Retter entgegen.
„Bernat - was ist mit Knesch?“
Der junge Mann strahlte übers ganze Gesicht. Er sonnte sich
im Glanz des Erfolgs, den er errungen hatte und der ihm jetzt erst so
recht zu Bewußtsein kam.
„Knesch, ist das der Klotz, der draußen im Gang
liegt?“ lachte er. „Ich habe ihm eins über den
Schädel gegeben. Haben Sie das Poltern nicht gehört?“
Louisa lächelte ihn an.
„Bernat, Sie sind ein Mann, auf den man sich verlassen
kann“, sagte sie und meinte es ehrlich. „Und jetzt nichts
wie fort von hier. Wir können irgendwo anders auf Langlon und
Humbert warten. Svar Nikol kann jeden Augenblick hier auftauchen.“
Da wurde er plötzlich ernst.
„Ich fürchte, das ist nicht so einfach“, sagte
er. „Die Revolution hat begonnen. Braird Hillebrans Leute haben
das Amt besetzt; ich kam gerade noch davon. Niemand weiß, was
aus dem alten Mann geworden ist. Seine Leibgardisten wehren
sich wie die Teufel und ziehen sich in diese Gegend hier zurück.
Wenn wir jetzt aufbrechen, geraten wir mitten ins Feuer.“
Louisa wog die Lage ab. Die Kampfgeräusche, die von draußen
hereindrangen, waren lauter geworden. Bernat hatte recht. In diesem
Haus war es vorerst am sichersten.
„Vielleicht hat Nikol zuviel zu tun, als daß er sich
um mich kümmern könnte“, versuchte sie sich zu
trösten.
„Oh, was das angeht, so habe ich ein Gerücht gehört“,
erklärte Bernat Noor wichtig. „Nikol ist angeblich tot.“
„Da soll sich der Teufel auskennen“, knurrte Langlon.
Das Gelände des Präsidialamts, eines Komplexes von mehr
als vier Quadratkilometern Flächeninhalt, lag im
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