PR TB 207 Das Westrak Komplott
wie fort von hier!“ rief sie ihm entgegen.
„Die Revolution ist in vollem Gang. Sie haben Cernan... “
„Als ob ich das nicht wüßte“, grinste er.
„Los, hinaus mit dir! Wir haben nur ein paar Sekunden Zeit.
Draußen steht ein Gleiter, Humbert macht den Wachtposten. Wer
ist der Mann dort?“
„Bernat Noor. Er kam, um mir zu helfen.“
„Will er hierbleiben?“
Bernat hatte die Frage gehört. Er begriff, daß Langlon
zu den beiden Männern gehörte, auf die Louisa Quantor
wartete. Das gab ihm den Mut, die Arme wieder herabzunehmen.
„Wir alle müssen hierbleiben“, sagte er. „Die
Revolution hat die legitime Regierung gestürzt. Da draußen
lassen Männer ihr Leben für Rik Cernan. Wir müssen
ihnen beistehen!“
„Tut mir leid, junger Mann.“ Langlon schüttelte
entschlossen den Kopf. „Entweder Sie kommen mit uns, oder Sie
leisten den Beistand alleine. Ich bin terranischer Bürger. Ich
mische mich nicht in die inneren Angelegenheiten unabhängiger
Staaten ein.“
Das war ein Witz. Seit er auf Westrak gelandet war, hatte er
nichts anderes zu tun gehabt, als sich in die internen Affären
des Planeten einzumischen. Genauer noch: das war seine Aufgabe. Aber
dabei handelte es sich natürlich nur um die delikaten
Tätigkeiten eines Nachrichtenspezialisten wie Intrigen,
Bestechung, Erpressung, hier und da eine Prise Gift. Wenn es zum
Kämpfen und Sterben kam, dann sagten Männer seiner Sorte:
nein, danke.
Er hatte einen bitteren Geschmack im Mund, als er vom Ende des
Korridors in die Nacht hinausspähte. Louisa lief auf den Gleiter
zu. Der Kampflärm klang ferner und weiter ausgebreitet. Es war
den Verteidigern offenbar gelungen, den Ring der Angreifer zu
durchbrechen. Welch ein Hohn! Da draußen kämpften Männer,
die noch
nie zuvor im Leben ihre Waffe im Ernst abgefeuert hatten. Sie
waren blutige Anfänger.
Er fragte sich, wie viele da draußen ihr Leben ließen,
weil sie in der Finsternis von einem der eigenen Leute für den
Gegner gehalten wurden.
Es bereitete ihm nur geringen Trost, daß Bernat Noor sich
nach kurzem Zögern entschlossen hatte, mit ihnen zu kommen. Er
ließ den jungen Mann an sich vorbei und trug ihm auf, sich zu
beeilen. Bernat schien ihn nicht zu hören. Im gleichen Tempo wie
bisher trottete er mit gesenktem Kopf auf den Gleiter zu.
Langlon schwang sich als letzter an Bord. Humbert hatte inzwischen
das Steuer übernommen.
„Kurs Süd“, sagte Langlon. „Quer über
die Stadt hinweg bis an die Nordwestspitze der Corcoran-Bucht.“
Nachdem das Fahrzeug ausreichende Flughöhe gewonnen hatte,
rief er seinen Kontaktmann an.
„Ich dachte, ich bekäme nie mehr von Ihnen zu hören“,
wurde ihm geantwortete.
„Ich sagte Ihnen damals, daß ich den genauen Zeitpunkt
nicht kenne“, erklärte Langlon. „Sind Sie
startbereit?“
„Bin's seit drei Stunden. Wer will hier sitzen und warten,
bis ihn die Revolution überrollt.“
„Wir sind unterwegs. Der Treffpunkt bleibt derselbe? Gut.
Wir sind in spätestens dreißig Minuten an Ort und Stelle.“
Er schaltete ab.
„Wohin geht's?“ wollte Louisa wissen.
„Später.“ Seine Stimme war ernst, fast hart. „Wie
erging es dir?“
Sie erstattete einen knappen Bericht. Inzwischen überflog der
Gleiter die Stadt. Aus acht Kilometern Höhe sah es nicht so aus,
als hätte der Tumult der Revolution bereits auf die Innenbezirke
von Mineral City übergegriffen. Louisa schloß :
„Bernat hat ein Gerücht gehört, wonach Svar Nikol
nicht mehr am Leben sein soll. Ist daran etwas?“
„Ich habe ihn getötet“, nickte Langlon Brak. Um
alle weiteren Fragen abzuwehren, wandte er sich sofort an Bernat
Noor. „Was wissen Sie über Rik Cernan? Ist es denkbar, daß
die Revolutionäre ihn festgenommen haben, wie Louisa sagt?“
Bernat zuckte niedergeschlagen mit den Schultern.
„Denkbar schon. Er hielt sich im Hauptgebäude auf, als
der Zirkus losging. Ich kenne keine Einzelheiten. Schließlich
bin ich nur ein einfacher Kommunikationstechniker.“
„Heh, Langlon!“ rief Humbert. „Ich halte auf die
Corcoran-Bucht zu. Da drunten ist es so finster wie in einem
Schwarzen Loch. Irgend etwas Besonderes, wonach ich Ausschau halten
soll?“
„Ja. Schalte den Orter an, und such nach dem Umriß
eines interplanetarischen Raumschiffs.“
„Interplanetarisch?“ wiederholte Louisa ungläubig.
„Ich dachte, wir wären auf dem Heimweg nach Terra.“
„Ohne den Fall gelöst zu haben?“ spottete
Langlon. „Du träumst.“
Sie lehnte
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