PR TB 210 Das Rote Leuchten
an der Hauswand abstützen, um die
Balance nicht zu verlieren. Er blickte zur Regierungsinsel hinüber
und bemerkte fern am Horizont ein rotes Leuchten, das jedoch rasch
verschwand. Die Erinnerung kam in ihm auf. Er wußte plötzlich
wieder, daß er das Videogerät auf Aufnahme gestellt hatte.
Nachdenklich kehrte er ins Haus zurück. Er schaltete das
Gerät ein und sah sich wenig später selbst im
Projektionsfeld, wie er mitten im Raum stand, am ganzen Körper
zitterte, als habe er sich an eine Stromquelle angeschlossen, und wie
er dann von einem roten Licht überflutet war. Er beobachtete,
wie er unter dem Einfluß dieses roten Lichts zusammenbrach,
aber daran erinnerte er sich seltsamerweise nicht. Deshalb tippte er
den Anfangscode der Aufzeichnung ein und sah sich erneut an, was
geschehen war. Deutlich erinnerte er sich daran, das Videogerät
auf Aufnahme geschaltet zu haben, aber das rote Licht erschien ihm
nun wie eine Bildstörung.
Als er Kennon stöhnen hörte, wandte er sich ihm zu. Er
stellte fest, daß der Verwachsene immer noch bewußtlos
war. Daher hob er ihn behutsam auf und trug ihn in sein Schlafzimmer.
Er bettete ihn auf die Liege, überprüfte seinen Puls und
ließ ihn allein, um ihm Eindrücke zu ersparen, von denen
er wußte, daß Kennon sie als demütigend empfinden
würde, sobald er zu sich kam.
Er verließ das Haus und eilte zu dem benachbarten
Gebäude hinüber, an dem er die Abhörgeräte
manipuliert hatte. Vorsichtig näherte er sich ihm, um nicht
bemerkt zu werden. Als er nur noch etwa zwanzig Meter von ihm
entfernt war, sah er die beiden Männer und die beiden Frauen vor
dem Haus liegen. Ihre Haltung verriet ihm, daß sie ohnmächtig
waren.
Er kehrte zu Kennon zurück, stellte fest, daß sich sein
Zustand nicht verändert hatte, und flog anschließend mit
dem Gleiter zur Hauptinsel hinüber. Schon von weitem sah er, daß
überall zwischen den Gebäuden besinnungslose Männer
und Frauen lagen. Er schien der erste zu sein, der den schockartigen
Zustand überwunden hatte. Um kein unnötiges Aufsehen zu
erregen, zog er sich in das Haus zurück, das er zusammen mit
Kennon bewohnte. Er beschloß, abzuwarten, bis sich das Leben
auf den Inseln wieder normalisiert hatte.
Er schaltete das Videogerät auf die aktuelle
Nachrichtensendung, die den ganzen Tag über lief und ständig
durch die neuesten Berichte ergänzt wurde. Der Hauptcomputer des
Senders zeigte eine Störung an.
Das Computerbild blieb noch etwa dreißig Minuten, dann
setzte der Sender die Sendung fort. Das Bild eines
Nachrichtensprechers erschien im Projektionsfeld des Videogeräts.
Tekener bemerkte, daß der Mann verwirrt und verunsichert war,
sich jedoch bald fing. Mit keinem Wort erwähnte er das rote
Leuchten und die Tatsache, daß Hunderttausende auf den Inseln
bewußtlos gewesen waren.
Erinnerte er sich nicht daran?
Sinclair Marout Kennon erschien in der offenen Tür zu seinem
Schlafzimmer. Fragend blickte er Tekener an. Dieser führte ihm
die Videoaufzeichnung vor und berichtete ihm, was er beobachtet
hatte.
„Auf Xexter ist noch sehr viel mehr faul, als wir vermutet
haben", sagte er abschließend. „Wer weiß, was
hier sonst noch alles passiert, von dem wir noch nicht einmal etwas
ahnen."
4.
Vier Tage harter Arbeit lagen hinter ihnen, als Sinclair Marout
Kennon und Ronald Tekener die palastähnliche Villa des
Expansionsministers Edmon Blister betraten.
Sie bewegten sich im Strom der anderen Gäste, die im
Gegensatz zu ihnen eingeladbn worden waren. Sie dagegen hatten
gefälschte Einladungskarten in den Händen, die allerdings
so gut waren, daß sie damit sogar die Kontrollroboter am
Eingang des Parks täuschten, in dem die Villa lag.
Edmon Blister gab einen Empfang zu Ehren eines Mannes, der vor
zwanzig Jahren den Planeten Xexter entdeckt und für die
Besiedlung vorbereitet hatte. Der Name dieses Mannes erschien Tekener
und Kennon bedeutungslos. Sie interessierten sich nicht für ihn.
Sie suchten Zugang zu der Villa des Ministers, weil sie eine
Videokassette mit lückenlosen Beweisen für seinen Mord an
dem Mädchen Anta vorbereitet hatten.
Die beiden USO-Spezialisten traten als terranische Waffènhändler
auf, die Verbindung zu finanzkräftigen Abnehmern suchten.
Tekener mußte langsam gehen, da Sinclair Marout Kennon sich nur
mühsam voranschleppte. Der Verwachsene litt unter einer
Erkältung, die zu einer ständigen Atemnot führte, so
daß er häufig Pausen einlegen mußte, um sich zu
erholen.
Die beiden
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