PR TB 210 Das Rote Leuchten
Störung, zumal diese
nicht so schnell habe behoben werden können, wie der Sendeplan
es erfordere.
Edmon Blister lehnte sich bleich in die Polster seines Sessels
zurück.
Er hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen. Vor wenigen
Stunden noch war er sicher gewesen, daß es ihm gelingen werde,
spätestens in diesem Jahr den Obersten Regenten zu stürzen
Und selbst die Macht zu übernehmen. Jetzt glaubte er an eine
Gegenoffensive des Diktators.
„Der nächste Schritt wird der unangenehmste”,
stellte Sinclair Marout Kennon fest. „Einer von uns muß
Verbindung zu Blister aufnehmen und ihm sagen, was wir wollen.”
„Sie meinen also, daß wir ihn schon weich genug
haben?”
Der Verwachsene lag in einer Antigravschale auf der Terrasse des
Hauses und blickte aufs Meer hinaus. Tekener saß neben ihm auf
einem Hocker. Er arbeitete an dem Einsatzplan gegen Blister.
„Davon bin ich überzeugt. Blister hat schwer einstek
ken müssen. Er ist ein harter Mann, der bisher jeden
Widerstand rücksichtslos niedergekämpft hat. Das ist ihm
leichtgefallen, da er stets Gegner hatte, die sich ihm gestellt
haben. Sie konnte er packen und niederzwingen, uns aber nicht."
„Wir stellen uns ihm auch, wenn wir mit ihm reden."
„Nicht ganz. Wir haben die Videoaufzeichnung, und wir haben
ihm bewiesen, daß wir durchaus in der Lage sind, diese
Aufzeichnung ganz nach unserem Willen über den öffentlichen
Sender laufen zu lassen. Er vermutet uns irgendwo innerhalb des
Senders, weil er unsere technischen Möglichkeiten nicht kennt,
und weil er sich nicht vorstellen kann, daß irgend jemand
außerhalb des Senders so etwas zustande bringt. Wahrscheinlich
glaubt er an einen Gegner von innen, der ihm die Machtansprüche
streitig machen will. Er weiß, daß ihm brutale Härte
in diesem Fall nichts hilft, solange er die Videoaufzeichnung nicht
in Händen hat."
Ronald Tekener dachte einige Minuten nach.
„In Ordnung", erwiderte er dann. „Ich werde zu
ihm gehen und ihm sagen, was wir wollen."
Das Gesicht Kennons verzerrte sich zu einer wütenden
Grimasse.
„Nichts da", antwortete er mit kreischender Stimme.
„Das übernehme ich. Er hat mich ein Monster genannt. Dafür
soll er zahlen."
„Das wäre ein Fehler", widersprach Tekener.
„Persönliche Gefühle müssen wir heraushalten.
Wenn Sie sich von Emotionen leiten lassen, sind Sie von vornherein im
Nachteil."
„Sie wollen den Stärkeren herausstreichen", sagte
Kennon mit schriller Stimme. Sein Gesicht verfärbte sich, und
das linke Lid zuckte ununterbrochen. „Dies ist mein Fall, nicht
Ihrer."
Tekener blieb _ ruhig und gelassen.
„Sie haben Überragendes geleistet", erklärte
er. „Sie haben auf Ihrem Gebiet mehr gebracht, als ich jemals
könnte. Aber jetzt kommt mein Part. Die Verhandlung mit
Blister ist meine Sache. Er muß von Anfang an spüren, daß
er es mit einem wirklich harten Widerstand zu tun hat, den er nicht
so ohne weiteres brechen kann.”
„Daran lasse ich keinen Zweifel.”
„Sie sind Psychologe genug, um zu wissen, daß ich die
besseren Voraussetzungen habe.”
Das Gesicht Kennons zuckte.
„Sie sprechen von der Erscheinung. Sie wollen sagen, ein
Mann mit Ihrer Erscheinung beeindruckt, ein Krüppel nicht.”
„Wenn Sie es so hören wollen - ja.”
Kennon senkte den Kopf. Seine Schultern bebten.
„Warum sind Sie gekommen?” fragte er leise. „Warum
mußten Sie mir über den Weg laufen?'
„Ich bin ehrlich. Weiter nichts. Sollte ich Sie belügen?”
Kennon verließ den Raum. Als er nach einer Stunde
zurückkehrte, schien er die Auseinandersetzung vergessen zu
haben.
„Wir müssen Blister überzeugen”, sagte er.
„Wir müssen seinen Widerstand brechen, und das können
wir nur, wenn wir hart durchgreifen, so konsequent, daß er
begreift, wie wenig wir die Abwehr von Xexter fürchten. Wir
bieten ihm Verhandlungen über den Sender an.”
Die beiden Männer besprachen die Einzelheiten ihres Planes,
wägten Für und Wider gegeneinander ab und entschlossen sich
endlich, ihn so durchzuführen, wie Kennon es vorgeschlagen
hatte.
Zwanzig Stunden später gingen mitten in einer
Nachrichtensendung die Blister bekannten Computersymbole und eine
Information für ihn über den Sender.
„Sie, mein Freund?" sagte Edmon Blister überrascht,
als er Ronald Tekener im Empfangsraum seines Hauses sah. „Sie
kommen zu einer ungünstigen Stunde. Ich erwarte geschäftlichen
Besuch. Können wir uns nicht zu anderer Zeit treffen?"
Tekener lächelte
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