PR TB 210 Das Rote Leuchten
Männern
geschlossen hatte, brach der Verwachsene zusammen. Er stürzte
auf die Knie und mußte sich mit beiden Händen auf dem
Boden abstützen, um nicht zu fallen. Mit weit geöffneten
Mund sog er die Luft in sich hinein.
Doch er hielt sich nicht lange auf. Er wußte, daß er
den Zeitplan um mehr als hundert Prozent überschritten und damit
den ganzen Plan gefährdet hatte. Er raffte sich auf und
schleppte sich in den Nebenraum, wo der arkonidische Wächter
bewußtlos auf dem Boden lag. Während er zu dem riesigen
Bett eilte, in dem Edmon Blister zu schlafen pflegte, holte er die
vorbereitete Videokassette und ein großformatiges Foto des
ermordeten Mädchens Anta hervor. Er schob die Kassette halb in
den Schlitz des Videogeräts, so daß sie dem
Expansionsminister auffallen mußte, und klebte das Foto des
Mädchens auf den Bildschirm.
Dann kehrte er auf dem gleichen Weg in den Festsaal des Palasts
zurück, auf dem er gekommen war. Er verschloß die
Durchbrüche in den Wänden und an den Decken wieder ’mit
einem Spezialkleber, mit dem er die herausgeschnittenen Segmente
befestigte, und schwebte schließlich im Luftschacht nach unten.
’ Zu seinem Leidwesen konnte er den Schacht jedoch nicht sofort
verlassen, weil die Toilette vor der Öffnung besetzt war. Voller
Widerwillen blickte er auf den Neu-Arkoniden hinab, der ihm den Weg
versperrte- Er begann vor Ungeduld zu schwitzen, und als er endlich
durch den Hygieneraum in den Festsaal gehen konnte, fühlte er
sich völlig entkräftet.
Eine korpulente Ertruserin beugte sich zu ihm herab und grinste
ihn höhnisch an.
„Na, Kleiner?" fragte sie glucksend vor Vergnügen.
„Wie kommst du denn hier herein?"
Er war geneigt, ihr gegen die Schienbeine zu treten,
doch da bemerkte er Edmon Blister, der zu ihm herübersah, und
er zwang sich zu einem höflichen Lächeln, das ihm
allerdings nicht besonders gut gelang.
Der Expansionsminister lachte dröhnend.
„Ich habe gedacht, Sie machen einen Scherz”, hörte
Kennon ihn sagen. „Doch dieses Monster flirtet tatsächlich
mit einer Ertruserin!”
Sinclair Marout Kennon zuckte zusammen. Er fühlte, wie es ihm
kalt über den Rücken lief, und die Kehle wurde ihm eng vor
Haß und Empörung. Er schwor sich, Edmon Blister dafür
bezahlen zu lassen, daß dieser ihn ein Monster genannt hatte.
5.
In dem Gefühl, daß die Abendgesellschaft ein voller
Erfolg gewesen war, kehrte Edmon Blister in seine Schlafgemächer
zurück. Die letzten Gäste waren gegangen, und der Akone war
müde. Dennoch legte er Wert darauf, daß ihn eine junge
Arkoniden begleitete. Sie war seine augenblickliche Favoritin, und er
wollte noch ein Glas Wein mit ihr trinken. Er liebte es, bei solchen
Gelegenheiten vor dem Einschlafen über die Gäste des Abends
zu plaudern.
Als einer seiner Wächter die Tür zu seinem Schlafzimmer
öffnete, blickte Blister auf das Videogerät neben dem Bett,
beachtete es jedoch zunächst nicht. Er dauerte einige Sekunden,
bis sein vom Alkohol umnebeltes Gehirn erfaßte,, was er
wahrgenommen hatte.
Er stieß die Arkonidin zur Seite, eilte zum Videogerät
und riß das Foto herunter, das auf dem Bildschirm
klebte. Fluchend knüllte er es zusammen und schleuderte es
auf den Boden. Dann rief er die Wachen und brüllte sie an. Er
ließ seine ganze Wut an ihnen aus und forderte sie auf, ihm zu
erklären, wer sich erlaubt hatte, ihn in dieser Weise
herauszufordern. Niemand konnte es ihm sagen. Der Wächter, der
vorübergehend betäubt gewesen war, schwieg aus Furcht vor
Strafe und weil er sich selbst nicht erklären konnte, was
geschehen war.
Edmon Blister schickte die Arkonidin und die Wachen hinaus. Mit
seiner guten Laune war es vorbei. Er setzte sich aufs Bett und
blickte ärgerlich auf das Videogerät. Er war dicht davor,
ihm einen Tritt zu versetzen.
Da bemerkte er die zur Hälfte eingeschobene Kassette. Sie
machte ihn neugierig, da sie rot war, während alle anderen
Kassetten, die er je benutzt hatte, eine graue Hülle hatte.
Blister erhob sich und trank ein Glas Wasser. Dann ging er an ein
Fenster, öffnete es und atmete einige Minuten lang tief durch.
Doch sein Zustand besserte sich nicht. Er war so betrunken, daß
er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
Schließlich kehrte er zum Bett zurück, schob die
Kassette ganz in das Videogerät und schaltete es ein.
Zunächst begriff er nicht, um was es ging. Die Informationen
rannen wirkungslos an ihm vorbei. Doch dann erschien ein Bild des
getöteten Mädchens Anta
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