PR TB 210 Das Rote Leuchten
er war überzeugt
davon, daß sie mit dem roten Leuchten zusammenhing. Es war eine
äußerst intensive Strahlung, die schreckliche
Vorstellungen in ihm hervorrief. Tekener sah sich Halluzinationen
ausgesetzt, die ihm vorgaukelten, er sei im Vorhof der Hölle.
Er glaubte, am Rand einer Schlucht zu stehen, in der glühende
Lavamassen aufstiegen. Über der Glut
schwebten humanoide, aber seltsam verzerrt wirkende Gestalten, die
höhnisch zu ihm heraufzuwinken schienen, mal körperlich
ungemein dicht und kompakt aussahen, sich dann aber wieder zu dünnem
Gas verflüchtigten.
Tekener meinte, ein wesenloses Gesicht zu sehen, das sich
allmählich aus der brodelnden Glut bildete, und er glaubte, eine
Stimme zu vernehmen, die eindringlich auf ihn einsprach.
Der Wunsch nach Macht stieg in ihm auf. War er nicht etwas
Einmaliges? War er nicht eine ungewöhnliche Persönlichkeit,
die einen Anspruch darauf hatte, eine Führungsrolle von
galaktischer Bedeutung zu übernehmen?
Er machte sich Vorwürfe, weil er sich bislang damit begnügt
hatte, eine dienende Rolle zu spielen und niedere Arbeiten für
andere zu erledigen.
Seltsam, durchfuhr es ihn, daß ich noch nie daran gedacht
habe, selbst das Heft in die Hand zu nehmen und die anderen in die
Rollen zu verweisen, die ihnen zukamen.
Verachtung für alle, die unter ihm standen, wurde in ihm
wach.
Wer war schon Atlan, daß er sich erlauben konnte, ihm - dem
Galaktischen Spieler - Befehle zu erteilen?
Ronald Tekener fühlte, wie ihm ungeahnte Kräfte
zuströmten. Er wähnte sich allen anderen weit überle
-gen.
Die schrille Stimme Kennons riß ihn aus seinen Gedanken und
Empfindungen. Der Verwachsene trat ihm gegen die Beine.
„Was ist mit dir?” schrie er zu ihm hoch. „Hast
du den Verstand verloren?”
Tekener schreckte auf. Verwirrt blickte er auf Kennon hinab, der
ihm abermals kräftig gegen das Schienbein trat.
„Was ist los?” fragte er.
„Ich glaube, du bist größenwahnsinnig geworden",
keifte der Verwachsene. „Wieso kommst du dazu, dich als Herrn
der Milchstraße zu bezeichnen?"
„Habe ich das?" fragte Tekener verwirrt.
„Du hast..." Der Kosmokriminalist verhaspelte sich.
„Ich meine, Sie haben sich als Imperator der silbernen Sterne
oder so ähnlich bezeichnet."
„Bleib ruhig beim du", erwiderte Tekener. „Ich
habe auch nichts dagegen, wenn du mich mit Fußtritten aus solch
blödsinnigen Träumen holst, aber müssen es unbedingt
die Schienbeine sein?"
Kennon grinste.
„Wenn ich dir in den verlängerten Rücken treten
wollte, müßte ich mich wohl erst auf eine Leiter stellen."
Er fuhr sich mit beiden Händen über das schweißnasse
Gesicht. „Aber lassen wir das. Mir erging es ähnlich wie
dir, nur habe ich gleich begriffen, daß ein Krüppel wie
ich kaum Großimperator irgendeines Sternenreiches werden kann."
Tekener fühlte die geistige Strahlung nach wie vor, doch sie
konnte ihn nun nicht mehr so stark beeinflussen.
Er grinste ebenfalls.
„Alles klar, Ken", sagte er. „Ich bin wieder in
Ordnung."
„Alles klar?" schrie der Verwachsene und trat ihm
erneut gegen das Schienbein. „Nichts ist klar. Du bist nicht
als Imperator auserwählt, sondern äs Dienender. Hoffentlich
geht das endlich in deinen Dickschädel."
Tekener blickte Kennon verblüfft an. Er glaubte, sich verhört
zu haben.
„Als Dienender? Wem soll ich dienen?"
„Dumme Frage. Öffne deine Sinne, dann erfährst du
es. Natürlich der Ultimaten Sonne. Sie ist der Herrscher. Sie
ist alles. Sie ist der Kosmos. Ihr hast du zu dienen."
Ronald Tekener schloß die Augen.
Er sah einen dunklen Stern vor sich, der zu ungeheurer Dichte
zusammengefallen war. Dieser Stern übte eine außerordentliche
Anziehungskraft auf ihn aus. Ihm war, als stürzte er in ihn
hinein, als gäbe es keine Kraft, die ihn zurückhalten
konnte.
Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit den Händen über
die Augen, als er sich dessen bewußt wurde, wie gegensätzlich
seine Empfindungen waren. Eben noch hatte er geglaubt, eine Rolle als
Mächtiger in der Galaxis spielen zu müssen, jetzt beugte er
sich einem Höheren und war zum Dienen bereit. Gleichzeitig
erkannte er, daß er der Ultimaten Sonne dadurch dienen sollte,
daß er half, andere zu unterdrücken.
Abermals trat ihm Kennon gegen die Beine.
„Was ist mit dir?” schrie er. „Wach endlich
auf!”
Tekener drängte ihn zurück. Seine Beine schmerzten.
Kennon hatte ihn empfindlich getroffen, gleichzeitig aber half er ihm
damit. Seine Gedanken
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