PR TB 211 Der Rauschgiftplanet
daß ihr nur dann eine
Chance habt, Belenda in die Hand zu bekommen, wenn Murunda dazu
überredet werden kann, eine Schar seiner Kämpfer in die
Stadt zu schicken.“ Kasengi sprang auf. Seine Augen loderten.
„Noch ein Wort...“, schrie er zornentbrannt.
Brak erhob sich. Die Burangi kamen herbei. Die Lage war kritisch.
„Setz dich wieder hin und benimm dich nicht wie ein Barbar“
sagte Brak streng. „Ich kenne den Fluch, der angeblich auf euch
lastet. Ich habe lange genug Zeit gehabt, mir darüber den Kopf
zu zerbrechen. Glaube mir, es ist kein Fluch, sondern eine ganz
natürliche Reaktion des menschlichen Körpers. Eine
Reaktion, die vermieden werden kann, wenn man entsprechende
Vorsichtsmaßnahmen anwendet. Ihr seid nicht für immer dazu
verdammt, auf dem Hochland zu leben. Belenda steht euch offen, wenn
ihr meinem Rat folgt!“
Kasengis Lippen bebten. „Offen...“, murmelte er.
„Als ihr die Belendi zum ersten Mal angrifft, seid ihr wie
die Narren den Abstieg hinabgestürmt“, fuhr Langion Brak
fort. „Was ihr nicht wußtet, war, daß der Luftdruck
dort unten wesentlich höher ist als hier. Ihr atmetet, wie ihr
es gewohnt wart, womöglich noch ein wenig schneller, weil ihr im
Laufschritt gegen den Feind angingt, und pumptet zehnmal mehr
Sauerstoff in eure Lungen, als euer Körper brauchte. Der
Medotechniker nennt das Hyperventilation. Ihr wurdet plötzlich
krank. Einigen von euch erging es, als wären sie betrunken; bei
anderen drohte das Herz auszusetzen. Als ihr an der Grenze von
Belenda ankamt, da wart ihr nur noch ein maroder Haufen, und der
Gegner konnte eure Krieger mit dem kleinen Finger umstoßen. So
war es, oder nicht? Wahrscheinlich habt ihr den Versuch wiederholt,
undjedesmal erging es euch auf dieselbe Weise. So entstand die
Legende von der Schmach, mit der das Schicksal das Volk der Burangi
geschlagen hatte.“ Er verzog das Gesicht und lachte ärgerlich
auf. „Eine Schar einfältiger Narren, das seid ihr!“
Kasengi starrte ihn an, als hätte er einen Geist vor sich.
Seinen Begleitern standen die Münder offen. Langion Brak wußte,
daß er gewonnen hatte. Der Schleier des Geheimnisses war
zerrissen, das legendäre Tabu entlarvt. Die Burangi hatten aus
dem Mund eines Fremden gehört, was sie selbst nicht
auszusprechen wagten. Ein Tabu aber, dasjeder kennt und über
dasjeder sich äußern kann, ist kein Tabu mehr.
Langion Brak setzte sich nieder. Kasengi folgte seinem Beispiel
mechanisch, wie ein Automat. „Nachdem wir das hinter uns
haben“, sagte Brak, „können wir uns darauf
konzentrieren, einen brauchbaren Plan zu entwerfen.“
Pastors Gesicht wirkte unnatürlich starr im Widerschein der
kleinen Kontrollampen auf dem Armaturenbrett. Der Mann war nicht mit
sich zufrieden. Vorerst, überlegte Langion Brak, würde er
ein recht unzuverlässiger Verbündeter sein, der sicherlich
auch die Möglichkeit eines Verrats in Erwägung zog, wenn
nur das Risiko nicht zu groß war. Pastor und sein Begleiter
saßen vor Brak auf der vorderen Sitzbank der Fahrerkabine.
Die Beratung hatte mehr als eine halbe Nacht in Anspruch genommen.
Die Burangi waren schließlich abgezogen, nachdem Brak ihnen
gesagt hatte, wo sein Flex und sein Proviantbeutel zu finden waren.
Der Gleiter hatte das Hochland vor zwanzig Minuten hinter sich
gelassen. Brak erkannte, warum die Burangi den Abstieg nach Belenda
hinab „die Treppe“ nannten. Das Gelände senkte sich
terrassenartig, wie das kleine Bild des Relieforters auswies. Jede
Terrassenstufe hatte eine Höhe von mehreren hundert Metern. Es
war ein Terrain, das es den Burangi nicht leichtmachen würde,
unbemerkt bis zur Grenze des Tieflands vorzustoßen. Die
Terrassen wurden weiter, je näher sie
Belenda kamen. Die unterste maß über dreißig
Kilometer von der einen Felswand im Nordosten bis zur anderen im
Südwesten.
Der Druckausgleich war stetig und machte Brak nicht viel zu
schaffen. Er spürte ein wenig Müdigkeit, das war alles.
Aber er merkte, daß Pastor immer unruhiger wurde, je weiter sie
vordrangen. Sie näherten sich der Zone, auf die die Patrouillen
der Organisation ihre Aufmerksamkeit konzentrierten. „Wenden
die Patrouillen eine bestimmte Suchtechnik an, oder fliegen sie aufs
Geratewohl durch die Gegend?“ fragte Brak.
„Sie verwenden eine Kombination von beidem“,
antwortete Pastor, ohne den Blick vom Orterschirm zu nehmen. „Die
Mehrzahl der Patrouillen bewegen sich nach einem bestimmten Muster,
das jede Stunde wechselt. Aber
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