PR TB 211 Der Rauschgiftplanet
dich
auf?“
Brak zögerte einen Augenblick. Er registrierte nervöse
Unruhe in Pastors Stimme. Was war mit dem Mann los?
„Südwestlich der Stadt“, antwortete er.
„Ausgezeichnet“, stieß Pastor hervor. „Am
Rand der alten Siedlung, hoch auf einem Hügel, ist man dabei,
eine neue Raststätte einzurichten. Wir treffen uns dort. In
einer Stunde.“
„Ist die Gegend sicher?“ erkundigte sich Brak
mißtrauisch.
„Vor allen Dingen mitten in der Nacht. Von den Gebäuden
stehen erst die Mauern. Niemand hält sich dort auf.“
Brak setzte das Chronometer auf 60 Minuten Laufzeit.
„Ich werde pünktlich zur Stelle sein“, sagte er.
Der Hügel war nicht schwer zu finden. Er lag wie eine Art
Vorberg unweit der Felswand, die zum Hochland aufstieg. Die Zeichen
umfangreicher Bautätigkeit waren im Orterbild klar zu sehen. Der
Fuß des Hügels war von lichtem tropischem Wald gegürtet.
Weiter oben war man im Begriff, einen ausgedehnten Park anzulegen.
Darüber, die Kuppe des Hügels umfassend, erstreckte sich
teilweise aufgerissenes Baugelände, aus dem hier und da die
Umrisse halbfertiger Gebäude aufragten. Der Hügel hatte
eine Höhe von nicht mehr als 120 Metern. Er bedeckte eine
ansehnliche Fläche und war so symmetrisch, als sei er von
Menschenhand hier aufgeschüttet worden. Nichts bewegte sich, so
weit Braks Orter reichte, außer den Wipfeln der Bäume.
Er fuhr auf die der Stadt abgewandte Seite des Hanges und parkte
den Gleiter in der Nähe des oberen Waldrands. Er vergewisserte
sich, daß sein Schocker einsatzbereit war; dann machte er sich
zu Fuß an den Aufstieg. Es blieben ihm noch zwanzig Minuten bis
zur Verabredung mit Pastor. Er hatte Zeit, sich einen günstigen
Standort zu suchen. Er durchquerte den Park und suchte sich einen Weg
durch das allerorts aufgewühlte Baugelände, bis er das
Hauptgebäude erreichte, das sich unmittelbar auf der Kuppe des
Hügels erhob.
Er trat durch ein türloses Portal und gelangte auf eine
Platte aus Konkrit-Guß, die den gesamten Grundriß
ausfüllte. Die Sterne schienen hier unten im Tief
land nicht so hell und so zahlreich wie droben auf der Hochebene.
Die dichte, feuchte Luft der Tropen dämpfte ihren Glanz. Aber
ihr Licht wurde von der hellgrauen Konkrit-Platte reflektiert, so daß
Brak sich im Innern des Gebäudes ohne Mühe zurechtfand. Ein
paar Trennwände waren bereits aufgestellt worden. Er sah sich
hinter ihnen um und vergewisserte sich, daß er allein war.
Sein Blick fiel auf einen mattschimmernden Gegenstand am Boden. Er
bückte sich und hob ihn auf. Es war ein Synerg-Kapazitron, eine
Hochleistungsbatterie, wie sie in Blastern und Impulsstrahlern
verwendet wurden. Jemand hatte sie hier weggeworfen, vermutlich weil
sie nicht mehr genügend Ladung besaß.
Die Metallhülle des Kapazitrons war noch warm.
Er schob das Gerät in die Tasche und ging langsam weiter, als
sei nichts geschehen. Die rechte Hand lag auf dem Kolben des
Schockers, während sein Blick die Finsternis zu durchdringen
suchte, wo die Wände des halbfertigen Bauwerks die helle
Konkrit-Platte in Schatten tauchten. Nichts rührte sich, kein
Laut war zu hören außer dem leisen Rauschen des Windes.
Aber Langion Brak wußte, daß jeder seiner Schritte
beobachtet wurde. Er war in eine Falle gegangen. Die Falle sollte
zuklappen, wenn seine Aufmerksamkeit durch Pastors Ankunft abgelenkt
wurde. Aber wenn er zu erkennen gab, daß er die Gefahr ahnte,
würde der Gegner sich gezwungen sehen, früher zuzuschlagen.
Er kehrte zu dem Portal zurück, durch das er hereingekommen
War, und blieb dort eine Weile stehen, gegen die Mauer gelehnt, wie
einer, der nichts Besseres zu tun hat, als in die Nacht
hinauszustarren. Die Schatten kleinerer Gebäude lagen rings um
die Hügelkuppe zerstreut. Er würde so tun, als wolle er
sich eines nach dem anderen ansehen. Wenn er dasjenige erreichte, das
am weitesten hangabwärts lag, mußte er seinen
Ausbruchsversuch unternehmen.
Er schlenderte auf das nächstliegende Bauwerk zu. Es sollte
eine Unterkunft werden, ein luxuriöses Appartement, von dessen
Fenstern aus der Blick weit über die Stadt und das umliegende
Land ging. Irgendein betuchter Tourist würde sich an der
Aussicht erfreuen und nichts von Langion Brak wissen, der sich Monate
vor ihm am selben Ort befunden hatte und nicht sicher war, ob er
diese Nacht lebend überstehen würde.
Er ging weiter. Er wollte sich Zeit lassen und den Verdacht des
unsichtbaren Gegners nicht dadurch erregen, daß er
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