PR TB 212 Expedition Der Todgeweihten
ausnahmslos
informiert. Die Reise konnte also losgehen.
Kamee rief die vereinbarte Nummer an. Eine Viertelstunde später
war Yigael Freyt mit einem Gleiter und einem Robot-Packkommando zur
Stelle. Die Robots schafften die Einbauschränke auf die
Ladefläche, Kamee nahm in der Fahrerkabine Platz.
Es dämmerte bereits, als der Raumhafen in Sicht kam. Schon
von weitem war das riesige Areal zu erkennen, lichtüberflutet
von Hunderten von Tiefstrahlern. Darüber wetterleuchtete das
Impulsfeuer der Triebwerke, wenn ein Schiff landete oder startete.
„Herrlich, nicht wahr?" fragte Kamee impulsiv. Freyt
nickte lächelnd.
Die letzten Jahrzehnte waren friedlich verlaufen, und das hieß
viel in einer Galaxis, in der es jahrzehntelang mehr als turbulent
zugegangen war. Ein erkennbarer Ausdruck dieses umfassenden Friedens
war der lebhafte Reiseverkehr - auch um diese Zeit starteten
zahlreiche Passagierschiffe, die Geschäftsreisende und Millionen
von Urlaubern kreuz und quer durch die bekannte Galaxis beförderten,
rasch, komfortabel und sogar preiswert.
Am Eingang des Raumhafens übernahm ein Robotfahrer die
Kontrolle über den Gleiter. Sicher und geschickt steuerte die
Maschine das schwere Gefährt über den trockenen Plastbeton
des Raumhafens.
»Dort ist unser Schiff', sagte Yigael Freyt. ,,Die MURG DO
PYAZA, und fragen Sie mich nicht, was das bedeuten soll."
Die MURG DO PYAZA war eine umgebaute Gazelle, auch Space-Jet
genannt. Es handelte sich dabei um ein Diskusraumschiff von zwanzig
Metern Höhe und etwas mehr als dreißig Metern Durchmesser.
Die MURG DO PYAZA war ein privater Nachbau des sehr bekannten
Modells, das in der Flotte des Solaren Imperiums verwendet wurde.
Das hieß, dass es im Innern ein wenig komfortabler war als im
Flottenmodell, dafür war die Bewaffnung naturgemäß
entschieden schwächer ausgefallen - man sah im Solaren Imperium
Privatleute mit schwerer Bewaffnung nur ungern.
Die MURG DO PYAZA stand auf vier Teleskoplandebeinen. Im unteren
Teil, in dem vor allem ein Shift untergebracht war, stand die große
Ladeschleuse offen.
Freyt liess den Gleiter neben der Schleuse halten. Während
die Robots sich daran machten, Kamees Gepäck zu verstauen,
schwebten Freyt und Kamee durch den zentralen Antigravschacht hinauf
in die Kuppel des Raumschiffs. Unterhalb der Halbkugel aus Glassit
lag die Zentrale. Auf dem Sitz des Piloten saß ein Mann, der
sich herumdrehte, als ein Geräusch das Eintreten der beiden
Besucher ankündigte.
„Willkommen an Bord", sagte Reginald Bull.
3.
Kamee war zum ersten Mal im Weitraum, und sie erlebte auch zum
ersten Mal den Start eines Raumschiffs. Für ein solches Erlebnis
ließ sich kaum ein besseres Fahrzeug denken als eine Space-Jet.
Die kleine Konstruktion war bei weitem nicht so stark gegen
Maschinenlärm und Vibrationen abgeschirmt wie die großen
Raumer. Als beim Start die Triebwerke aufbrüllten und die MURG
DO PYAZA in den Himmel katapultierten, konnte Kamee das Schiff leise
zittern fühlen.
Reginald Bull, auch im Jahre 2400 noch für Alarmstarts
allenthalben bekannt, zog die MURG DO PYAZA in steiler Kurve hoch. Er
steuerte so, dass Kamee die Erde wegsacken sehen konnte, und als er
ein ganz klein wenig mit dem Andruckabsorber mogelte und ein paar
Zehntel g durchschlagen und Kamee auf den Sitz pressen ließ,
wurde das Gefühl des beginnenden Abenteuers besonders deutlich
spürbar.
„Vorzüglich, Sir", sagte Shaktar. Er und Yigael
wussten natürlich, dass Bull ein wenig schummelte. Sie hatten
Raumerfahrung und kannten die Perfektion der Andruckabsorber. Immer
kleiner wurde der Erdball hinter dem MURG DO PYAZA, immer größere
Anteile des Sehbereichs wurden von der tiefsatten Schwärze des
Weltraums ausgefüllt. Kamee lächelte wie verzaubert, einen
derartigen Anblick hatte sie noch nie erlebt.
Bully grinste still in sich hinein. Er beschloss, die Show auf die
Spitze zu treiben. Anstatt, wie er es eigentlich geplant hatte, in
geradem Flug aus der Erdbahn herauszusteuern und Kurs auf die
Koordinaten des Ziels zu nehmen, flog er in einem weiten Bogen auf
die Mondbahn zu und ließ Kamee das Schauspiel des immer näher
kommenden Mondes genießen.
Lichtpunkte auf den Schirmen zeigten, wie rege der Verkehr
zwischen Erde und Mond war. Mochten auch jährlich einige
Milliarden Bruttoregistertonnen aus allen Winkeln der Galaxis auf dem
Mond umgeschlagen und teilweise zur Erde weitergeleitet werden - wer
noch nie einen wirklichen Raumflug mitgemacht hatte, war stets
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