PR TB 213 Weg in Die Unendlichkeit
ihrem Wahn und dem Funken, der in ihnen verborgen war.
,,Der Geist hat dem Menschen Prüfungen auferlegt", sagte er. ,,Er hat ihnen die Laren gesandt, die Vertreter des Konzils. Unter ihrer Herrschaft gab es Ruhe in der Milchstraße. Aber die Menschen haben die Laren vertrieben. Zur Strafe wurden sie in alle Winde zerstreut. Die Erde, die Urheimat, wurde aus dem Solsystem geschleudert. Jetzt, nach langer Zeit der Sühne, ist der Planet an seine alte Stelle zurückgekehrt. Die Menschheit hat ihr Exil der Prüfung beendet Aber was tut sie? Sie hat aus der Vergangenheit nichts gelernt. Sie setzt ihren alten Weg fort."
Er machte mit den Händen eine allumfassende Geste.
,,Und sie ist nicht stark genug, der nächsten Versuchung zu' widerstehen. Neue Prüfungen
werden auf sie zukommen, aber sie wird sie verachten. Wir allein sind in der Lage, uns der Zukunft würdig zu erweisen. Wir allein. Das Volk Haretannis wird der Galaxis den endgültigen Frieden bringen!"
,,So sei es!" rief die Menge wie mit einer Stimme. Sie kniete nieder und empfing den Segen des Großen Meisters. Mit geneigtem Haupt verharrte sie, bis Mamulian das Lied vom Kreuzzug anstimmte: ,,Ziehet hinaus, ihr Völker, mit Flamme und Schwert". Sie wartete, bis der oberste Priester ihres Volkes in der dunklen Öffnung des Portals verschwunden war und dieses sich schloß. Dann kehrten die Menschen in ihre Häuser zurück. Er hatte gesprochen. Seine Worte würden Wahrheit werden.
Einen Tag später begannen die Priester des Großen Meisters ihren Umgang. Sie zogen aus, besuchten jedes Dorf, jedes Haus und sprachen von der Zukunft, die das Volk Haretannis erhalten würde. Sie erzählten von lodernden Raumschiffen und mächtigen Feuerzungen, die den Beginn und das Ende der Prüfungen anzeigen würden. Begeisterung und Euphorie befielen die Haretanni. Sie waren das auserwählte Volk und Mamulian ihr Prophet. Und dann kam das, was sie alle erwartet hatten, da es von den Priestern gesagt worden war.
Am Himmel entstand das leuchtende Abbild des Großen Meisters. Es bewegte sich. Die Haare flatterten im Wind. Seine Donnerstimme erreichtejeden Winkel des Planeten.
,,Die Prüfung hat begonnen", rief die Stimme aus der Luft. ,,Eilt, daß ihr nicht zu spät kommt. Seht, der Auserwählte wartet auf euch. Er bedarf eurer. Die Erlösung naht!"
Das Volk des Planeten Haretanni ließ seine Arbeit liegen und stehen und machte sich auf zum Großen Haus, dem Tempel des Meisters. Millionen Menschen lagerten in und um die Stadt, die Zeltlager wurden immer größer. Eine mächtige Maschine tief unter der Erde lief an und produzierte die Versorgungsgüter für die Gläubigen. Sie erhielten ausreichend Nahrung und Kleider. Niemand fror oder hungerte. Die Menschen sahen die Priester zu ihren Schiffen hinüberwandern. Im Morgengrauen des vierten Tages ließ sie ein lauter Ruf vor ihre Zelte eilen.
Hoch über ihnen schwebte Roger Mamulian. Seine Gestalt durchdrang die Wolken und leuchtete über das ganze Land.
,,Die Prüfungen haben begonnen!" donnerte die Stimme des Meisters aus den Lüften. ,,Eine Flotte fremder Raumschiffe ist in die Milchstraße eingedrungen. Sie hält das Solsystem besetzt und stellt ihre Forderungen. Die Fremden nennen sich Loower. Das ist die erste Prüfung."
Die Menschen lauschten weiter. Die Gestalt ihres Propheten erlosch. Sie kehrte zur Erde zurück. Mamulian trat hinter einem Felsen hervor und schritt auf eines der riesigen Zeltlager zu. Verwundert sahen ihm die Haretanni entgegen. Warum gab er nicht sofort den Befehl zum Aufbruch? Hieß es nicht, daß die Zeit da war?
Der Große Meister ließ sich bei den Stammesfürsten nieder.
,,Es ist noch nicht an der Zeit", sagte er. ,,Die Menschen der Milchstraße werden geprüft. Sie werden versagen. Dann werden wir ausziehen, ihnen die Erleuchtung zu bringen."
,,Rufe uns, Herr", antworteten die Stammesfürsten. ,,Wir warten auf dein Wort."
,,Ihr werdet mich eine Weile nicht sehen", verkündete der Meister. ,,Dann aber werdet ihr mich wiedersehen an dem Tag, an dem die neue Zeit aufbricht."
Er erhob sich, sein Gewand wehte über den sandigen Boden des Lagers. Er schritt durch die Reihen der Menschen hindurch. Die Fürsten sahen ihm ehrfürchtig nach. Sie verfolgten seine Gestalt mit ihren Blicken, wie sie dahinschritt und plötzlich verschwand. Ein lautes Stöhnen ging durch die Reihen der Menschen. Vereinzelt stimmten sie Gebete und Lieder an. Bald erklang das Zeltlager wie ein einziger Chor.
Roger
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