PR TB 213 Weg in Die Unendlichkeit
bald, daß er immer unruhiger wurde, je länger er bei ihr blieb. Seine innere ,Unruhe übertrug sich bald auf sein äußeres Gebaren. Er wurde aggressiv, unverschämt, stellte Forderungen, die Alita nie erfüllen konnte. Er wollte sie mitnehmen auf seine große Reise. Sein Manager hatte ihm den Vertrag für eine neue Tournee besorgt.
,,Es ist gefährlich!" hatte sie damals gerufen. ,,Die Lage in der Milchstraße ist undurchsichtig, seit Rhodan Erster Hetran geworden ist Bleib da."
Sie hatte nur ein Lachen geerntet.
,,Ich bin Zauberer!" hatte er ihr geantwortet. ,,Ich muß arbeiten."
„Denke an das Kind, das bald geboren wird, Alpar!" Er war schweigend hinausgegangen.
Alita sah auf den Lockenkopf ihres Sohnes hinab. Hivar war fünf. Seine Altersgenossen hänselten ihn ob seines kleinen Wuchses, den er von seinem Vater hatte, den er nicht kannte. Sie verspotteten ihn, weil dieser Vater nie nach Hause gekommen war, solange Hivar lebte.
Alita Gommerdhe traten Tränen in die Augen. Sie hatte es bisher nicht über das Herz gebracht, es ihrem Sohn zu erklären, daß er keinen Vater mehr hatte, daß dieser seit sechs Jahren tot war. Sie wußte, daß der kleine Hivar diese Nachricht seelisch nicht verkraftet hätte. Er brauchte nichts mehr als einen Vater.
Alita verging fast vor Liebe zu ihrem Sohn. Wenn er keinen Vater mehr hatte, so mußte sie ihm einen verschaffen, wenn auch nicht körperlich, so zumindest geistig.
,,Dein Vater ist ein großer Mann", sagte sie. ,Er arbeitet in der höchsten Spitze der Hierarchie des Menschenreichs. Seit dem Pakt mit den Laren und der Absetzung Perry Rhodans vom Amt des Ersten Hetrans hat dein Vater keine Zeit, nach Hause zu kommen. Aber es wird ruhigere Zeiten geben. Dann wirst du ihn wochenlang für dich haben, und die anderen Kinder werden dich nicht mehr verspotten."
Hivars Miene hellte sich sichtbar auf. Er schluckte mehrmals, während' die unglaublichsten
Gedanken durch seinen Kopf schossen. Sein Vater war also ein berühmter Mann! Er war mehr als alle Väterjener Kinder, die ihn immer hänselten und ihm weh taten.
„Ich werde ihnen erzählen, was mein Vater ist", rief er aus. ,,Sie sollen in Zukunft Achtung vor mir haben!" Aber Alita verbot ihm, jemandem von seinem Vater zu erzählen. Niemand durfte von diesem Geheimnis-träger wissen. Die Mutter gab Hivar ein Bild. Es zeigte einen kahlköpfigen Mann mit der gelblichbraunen Hautfarbe aller Rudyner. Das Gesicht und die Nase wirkten beeindruckend fleischig, ein dichter, schwarzer Lockenbart umrahmte das Gesicht und verlieh seinem Besitzer etwas Magisches. Die Augen blickten voller Gutmütigkeit drein.
,,Vater hat eine tiefe Stimme und lacht gern", sagte Alita.
Hivar Goronkon war traurig. Er hatte das Bild seines Vaters in der Hand, aber er durfte es niemandem zeigen. Niemand durfte wissen, wer die Familie des einflußreichen Mannes war. Man hätte sie sonst entführt und den Vater erpresst.
Nur schwer konnte der Junge das verstehen. Er sah die hämischen Gesichter der Kinder vor sich, die ihn' nach seinem Vater fragten. Was sollte er antworten? Zwar wußte er jetzt die Wahrheit über ihn, er durfte sie nur keinem Menschen mitteilen. Nichts änderte sich an dem Zustand außer seinem Bewußtsein, daß er einen berühmten Vater hatte.
Allta Gomrnerdhe rang mit sich nach einem Entschluß. Sie wußte, daß der Junge nicht in diesem Zwiespalt groß werden durfte, wenn nicht ein seelischer Krüppel aus ihr werden sollte. Es war einer der Männer der Stadt, der ihr schließlich den Entschluß leichtmachte, den sie bereits halb gefaßt hatte.
Vosker Ployd war Lehrer. Er traf Alita in einem Geschäft, das von Gesintur, einem Überschweren, geführt wurde. Die Vollzugstruppen der Laren hatten auf Rudyn mehrere kleine Stützpunkte angelegt. Gesintur war einer ihrer Agenten. Sie hielten die Wirtschaft des Planeten voll in ihren Händen und bestimmten über jedes Gramm Ware, das den Planeten verließ oder geliefert' wurde.
Pioyd wechselte freundschaftliche Worte mit Gesintur, als Allta das Geschäft betrat. Er wandte sich um und zog die Augenbrauen in die Höhe.
,,Sieh an, die Geliebte des Zauberers!" lachte er. Alita erbleichte.
,,Ich habe gehört, dein Bastard wird von den anderen Kindern nicht akzeptiert. Er wird ja bald in die Schule kommen. Ich werde keine andere Wahl haben, als die Kinder über seinen Vater aufzuklären!"
,,Du hast kein Recht dazu, über seinen Vater zu reden", entgegnete Alita mit zitternder Stimme.
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