PR TB 214 Kosmischer Grenzfall
aus eigener Kraft zu etwas
bringen wollte.
Hinter einer solchen starken Aussage wollte ich natürlich
nicht zurückstehen und verriet ihm mein Geheimnis, daß
auch ich ein verlorener Sohn sei und daß in meinen Adern
Arkonidenblut fließe.
“Atlan?" fragte er hinter vorgehaltener Hand, und ich
nickte ernst und gestand: “Ich sage Väterchen zu ihm."
Wir prosteten uns zu.
In diesem wirren Alptraum erinnerte ich mich weiter, daß
Walty Klackton, der den Nektar aus seinem Rembrandthut trank,
plötzlich aufsprang und theatralisch verkündete:
“Jetzt werde ich endlich Billy the Kids
Programmierungsfehler beheben. Es geht nicht an, daß er
weiterhin unschuldige Menschen für Pferde hält und
zureitet." Damit eilte er hinaus, und in meinem Traum erinnerte
ich mich daran, wie ich meine Verwunderung darüber äußerte,
daß er in trunkenem Zustand sicherer auf den Beinen wirkte als
in nüchternem. Kurz darauf erklang von draußen Klacktons
Ruf nach Billy, und als er ihn gefunden hatte, entspann sich
folgender Dialog: “Billy, du kommst sofort zu mir her!"
“Fällt mir im Traum nicht ein, Boß. Ich sehe es doch
deiner Nasenspitze an, daß du irgend etwas im Schilde führst."
“Komm auf der Stelle her! Du hast mir zu gehorchen!"
“Nicht, wenn du mir Schaden zufügen willst, ohne daß
irgendjemand sonst einen Nutzen hat. Das ist in den Robotgesetzen
verankert. Was willst du denn überhaupt von mir?"
“Ich werde dich desaktivieren und den Fehler in deinem
Programm beheben."
“Nein, Boß, nicht mit mir. Wenn ich dann wieder zu mir
komme, habe ich bestimmt einen noch viel größeren Knacks
als zuvor. Ich will nicht wieder in dem Wahn leben, ein begnadeter
Sänger oder ein Meisterdetektiv zu sein. Mir genügt das
einfache Leben eines Gauchoroboters."
“Billy the Kid, zum letzten Mal..."
Danach verblaßte die eingebildete Erinnerung, und es folgte
ein einziges großes Nichts. Ich fand in die Gegenwart des
Alptraums zurück, die deprimierend genug war.
Ich lag in einer Koje, sah über mir eine schräge Decke,
von der ein Lichtstab ein viel zu grelles Licht verbreitete.
Wenigstens bescherte mir der Traum nicht die Illusion, auf einem
Nagelbrett zu liegen, und als ich die Augen schloß, um meine
depressionsfördernde Umgebung nicht sehen zu müssen, da
wurde mir um einiges besser. Ich redete mir fest ein, daß das
alles nicht wahr sei, und kniff mir sogar in die Wange, damit ich
endlich aufwachte. Ich verspürte zwar Schmerz in meiner Backe,
aber als ich die Augen wieder öffnete, sah ich immer noch die
windschiefen Wände, die schräge Decke, und der Lichtstab
blendete mich nach wie vor.
Als mein Blick auf den in Kniehöhe angebrachten Interkom
fiel, sah ich auf dem Bildschirm ein schönes Frauenantlitz. Die
Strenge des Gesichtsausdrucks wirkte jedoch desillusionierend.
“Edelmann Gerald Sharp!" erklang eine schneidende
Stimme aus dem Lautsprecher, die mich unwillkürlich hochfahren
ließ. Da die Koje jedoch sehr niedrig war,
schlug ich mir den Kopf an, wurde auf das Lager zurückgeschleudert
und glitt dann seitlich heraus.
“Ja, ja, zu Diensten", stotterte ich und stemmte mich
hoch, bis ich einigermaßen auf den Beinen stand. Ich blinzelte
auf den Bildschirm und fragte dann unsicher: “Annemy
Traphunter? Sind Sie..."
“Lady Traphunter!" berichtigte sie mich, aber ich war
schon froh, daß ich mich wenigstens nicht in der Person geirrt
hatte. “Ich stehe im Rang des Ersten Offiziers. Da sich Purst
Thor Pedo in einem ähnlichen Zustand wie Sie befindet, habe ich
das Kommando über die SCHLEUDERBOGGE übernommen. Ich
erwarte Sie in zehn Minuten auf der Brücke!"
“Über welchen Fluß?" fragte ich und wußte
im selben Moment, daß ich damit an die falsche Adresse kam.
“Das Scherzen wird Ihnen schon noch vergehen",
erwiderte Annemy Traphunter mit einer Stimme wie aus dem
Tiefkühlschrank. “Da Sie mit den Verhältnissen an
Bord noch nicht vertraut sind, schicke ich Ihnen jemand von der
Mannschaft, der Ihnen den Weg in die Kommandozentrale zeigt."
Der Bildschirm erlosch. Fast im selben Moment ging der Türsummer,
es war ein infernalisches Geräusch. Um es abzustellen, sprang
ich auf und eilte, so rasch es in meiner Verfassung ging, zur
Kabinentür. Doch erwischte ich die falsche Tür und kam in
die Duschzelle, was ich nur daran merkte, daß ich auf einmal
mitten in einem kalten Wasserstrahl stand. Das ernüchterte mich
wenigstens und klärte meine Sinne so weit, daß ich
erschüttert erkannte: Das ist
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