PR TB 215 Der Genetische Krieg

des
Regierungspalasts für einen Anruf bei Tifflor zur Verfügung
stellt."
    Kyron nickte, dann stutzte er.
    “Er wird uns etwas husten. Aber irgendwie müssen wir
den Siganesen helfen."
    “Das Programm zur Entwicklung der .Vergeltungsviren' muß
ebenfalls unter ,Wissenschaftliche Großprojekte' gespeichert
sein", meinte Earny.
    Sie ließen die Informationen erneut über den Bildschirm
laufen - und wieder war es Earny, der nach einiger Zeit Halt gebot.
    “Das könnte es sein", erklärte er. “Bildung
einer Forschergruppe, die forciert nach einem Virus sucht, das im
menschlichen, speziell im siganesischen, Körper die Symptome
einer progressiven Paralyse hervorruft. Gleichzeitige Produktion
einer spezifisch entgegenwirkenden Modifikation von Interferon-Delta
und Schutzimpfung aller Bürger von Ertrus damit, für den
Fall einer Panne."
    “Das ist teuflisch!" erregte sich Kyron. “Das ist
a Vorbereitung zum Massenmord!"
    “Sei nicht voreilig, Partner!" mahnte Earny. “Hier
steht, das Virus soll die Symptome einer progressiven Paralyse
hervorrufen und nicht, es soll eine Erkrankung daran erzeugen. Suchen
wir nach der Aufzeichnung von Forschungsberichten!"
    Sie suchten fast eine ganze Stunde, bevor sie das Gesuchte fanden.
    “Na also!" rief Earny. “Bericht über die
erfolgreiche Züchtung eines neuartigen Virus durch das Team von
Professor Seimek, das von ihm Seimek-Virus genannt wurde", las
er vor und überflog den Text auf dem Bildschirm im Bruchteil
einer Sekunde, um dann zusammenzufassen: “Das Seimek-Virus ruft
tatsächlich nur eine Scheinerkrankung an progressiver Paralyse
hervor. Die Ausbreitung der Viren kommt durch eine angezüchtete
Hemmung vor dem Eintreten irreparabler Prozesse zum Stillstand. Wird
danach innerhalb einer Frist von maximal dreiundzwanzig Tagen das
inzwischen entwickelte Delta-Mod-Interferon injiziert, klingen die
Symptome schnell ab, und es kommt zur vollständigen Genesung.
Wird die Frist überschritten, verliert sich die angezüchtete
Ausbreitungshemmung der Viren und es kommt tatsächlich zu einer
Entartung der Hirnrinde mit langem Siechtum und Tod."
    “Mir ist völlig klar, was die Ertruser beabsichtigen",
sagte Kyron tonlos. “Vielmehr nicht die Ertruser, sondern ihr
Regierender Rat. Sie wollen abwarten, bis die Symptome auf Siga
auftreten und dann in ultimativer Form verlangen, daß die
Siganesen ihre Manipulation der ertrusischen Insekten und Nutztiere
rückgängig machen."
    “Bestimmt ist es so", erwiderte Earny. “Und wenn
es tatsächlich die Siganesen waren, die die Insekten und
Nutztiere von Ertrus genetisch manipulierten, dann brauchen sie nicht
zu sterben."
    “Aber ich bin davon überzeugt, daß sie es nicht
waren!" schrie Kyron verzweifelt. “Sie werden also auch
nicht in der Lage sein, die Forderung der Ertruser zu erfüllen.
Folglich müssen sie an dieser grauenhaften Krankheit sterben."
    “Das ist noch nicht alles", erwiderte Earny. “Es
ist nicht auszuschließen, daß diese Viren von infizierten
Siganesen noch während der Inkubationszeit auf andere bewohnte
Welten verschleppt werden und daß sich die Seimek-Seuche
lawinenartig über alle zivilisierten Welten ausbreitet."
    “Soweit darf es nicht kommen", erklärte Kyron.
    “Und wie sollen wir das verhindern?" fragte Earny.
“Indem wir den Regierenden Rat von Ertrus stürzen?"
    Kyron Barrakun lächelte.
    “Indem wir ihn davon überzeugen, daß es in seinem
Interesse liegt, daß die Kultur des Seimek-Virus vernichtet
wird. Hier wie überall läuft doch alles durch Computer und
alles Wichtige und Geheime durch den Zentralcomputer. Mit ihm
    werden auch alle Eventualitäten solcher Pläne wie der
dieses Virus-Krieges durchgespielt. Wenn der Computer zu dem Resultat
kommt, daß das Seimek-Virus weder mit Delta-Mod-Interferon noch
mit einem anderen Mittel erfolgreich bekämpft werden kann,
sondern im Gegenteil gerade bei Ertrusern besonders schrecklich
wirkt, dann schreien die Verantwortlichen nach der Vernichtung dieser
Teufelsviren."
    “Und das bekommst du hin, denkst du, Kyron?" “Ich
hoffe es. Wenn die Störung in den Bioponblocks nicht wäre,
könnte ich meiner Sache sicher sein. So muß ich höllisch
aufpassen, daß sie mir nicht einen Strich durch die Rechnung
machen."
    “Du hast a mich als Helfer", meinte Earny. “Übrigens
geht mir die Sache mit den gestörten Bioponblocks nicht aus dem
Kopf. Ein solcher Fall ist doch bisher einzigartig in der Geschichte
der Computertechnik. Mich beunruhigt es,