PR TB 215 Der Genetische Krieg
Bioponblocks ausmachte und überwiegend aus
einem luftgefüllten Hohlraum bestand, in den die desaktivierten
stumpfen Kegel der Verzahnungsfeldspulen wie Zähne in ein
Fischmaul hineinragten.
Zwischen diesen “Zähnen" pulsierte eine
dunkelbraune, fast schwarze Substanz, das Zellplasma. Es bestand
ausschließlich aus dicht gepackten Zellkernen, die nicht von
irgendwelchen beliebigen Zellen stammten, sondern von Zellkolonien
der Hundertsonnenwelt, die laufend enes lebende, denkende Plasma
produzierten, das eine Komponente der Biopositroniken darstellte (und
Hyperinpotroniken waren ebenfalls Biopositroniken, nur auf einer
höheren technischen Entwicklungsstufe).
Eingebettet in dieses Zellplasma waren relativ riesige
Kugelgebilde, vollständige Zellen der Hundertsonnenweltart, die
von Plasmahäuten umgeben waren (nicht identisch mit dem aus
Zellkernen bestehenden Plasma). Diese Zellen ernährten sich wie
das Plasma von einer ständig alles umfließenden speziellen
Emulsion, und sie teilten sich wie gewöhnliche Körperzellen.
Jedesmal, wenn Plasmakerne ein bestimmtes Entwicklungstadium
erreicht hatten, verankerten sie sich an einer Großzelle, indem
sie “Stützfüße" ausführen, die sich
an der Oberfläche der Zellmembran festkrallten. Danach stülpten
sie an der Unterseite eine Art Rüssel aus, der sich durch die
Zellmembran bohrte. Anschließend “injizierte" der
Kern seinen aus einem DNS-Knäuel bestehenden Inhalt in das
Zytoplasma der Großzelle.
Die Großzelle wurde sozusagen mit dem genetischen Kode eines
Plasmakerns geimpft. Als Folge davon stellte sie nicht mehr
Reproduktionen von sich selbst her, sondern reproduzierte die reinen
Zellkerne, das Plasma. Sobald sie mit Tausenden dieser Kerne
angefüllt war, platzte sie und entließ das Plasma ins
Freie, wo es an die Stelle ener Plasmakerne trat, die im Lauf der
Zeit abgestorben waren.
Für Vainer Hulos waren das alles altbekannte Tatsachen, die
längst zu Selbstverständlichkeiten geworden waren, denn sie
stellten die Grundvoraussetzung seiner Arbeit und der Funktion aller
Biopositronik dar.
Er konzentrierte sich in erster Linie auf die optische Inspektion
der Verzahnungsfeldspulen, die er für die Störung in den
Bioponblocks verantwortlich machte. Nachdem er die erste VFS optisch
kontrolliert hatte, machte er sich daran, sie mit seinen
hochempfindlichen Meßgeräten zu untersuchen.
Ab und zu schaute er dabei auch um sich. Durch den für
siganesische Größenverhältnisse riesigen Innenraum
der Impulsfusionsröhre schwebten nämlich immer wieder
Großzellen und Zellkerne, die durch das beständige
Bombardement mit Luftmolekülen von der Plasmaebene abgerissen
worden waren. Der Aufprall einer Großzelle konnte schon
schmerzhaft sein, und da die frei schwebende Zellkerne das Bestreben
hatten, sich mit anderen Zellkernen zu einem Supernukleus zu
vereinigen, konnte ihr Aufprall einen Siganesen sogar erheblich
verletzen.
Nach wenigen Minuten stutzte Vainer Hulos. Gerade schwebte wieder
so ein Supernukleus von der Größe einer Eisenkugel, wie
sie von Siganesen zum Kugelstoßen benutzt wurde, dicht an ihm
vorbei. Aber etwas stimmte daran nicht. Die Ballung war nicht
schwarzbraun, sondern dunkelblau und schimmerte metallisch.
“Das gibt es doch nicht!" sagte Hulos zu sich selbst
und schaltete sein Flugaggregat ein, um dem Supernukleus zu folgen.
Nach knapp einem Meter Flug stieß ein weiterer Kern zu dem
Supernukleus - und diesmal war Vainer Hulos sich seiner Sache sicher.
Der Kern war nicht
kugelförmig wie ein Zellkern des Hundertsonnenwelt-Plasmas,
sondern glich in der Form einem prismatischen Kristall. Seine Flächen
brachen das Licht von Vainers Helmlampe und ließen den
kristallförmigen Zellkern gleich einem funkelnden Stern
aufstrahlen.
In dem Siganesen regte sich ein Verdacht. Er wandte sich von dem
Supernukleus ab und steuerte die Innenwandung der Impulsfusionsröhre
an, die von einer knapp zentimeterdicken Schicht des pulsierenden
Zellplasmas überzogen wurde.
Es dauerte nicht lange, bis er die ersten Großzellen
entdeckte, die vonjeweils einem Zellkern besetzt worden waren, der
seine DNS-Spirale in sie entleerte oder bereits entleert hatte und in
sich zusammenfiel.
Das war völlig normal. Doch dann sah Vainer Hulos, wie eine
Großzelle von einem kristallinen Kern angeflogen wurde. Das
hieß, es handelte sich nicht um einen zielstrebigen Anflug.
Alle Kerne bewegten sich nur, wenn sie von Luftmolekülen
angestoßen wurden, und es war reiner
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