PR TB 216 Welt Der Flibuster
sollten wir das nicht.”
Simudden ging nachdenklich auf und ab. “Was mich stutzig macht,
ist das spurlose Verschwinden von Kayna, Körn und Brak. Dieser
Orbiter, der sich Zylitran nennt, hat die drei nicht erwähnt.
Auch auf die Zerstörung von unseren Hütten ging er mit
keinem Wort ein. Also weiß er von diesen Dingen nichts. Es gibt
also nur zwei Möglichkeiten. Entweder seine Orbiter haben ihm
davon noch nichts berichtet, oder es war jemand anders, der diese
Verwüstungen angerichtet hat.”
Brush Tobbon zuckte nur mit den Schultern. Zu sich selbst sagte
er, daß trotz einiger Erkenntnisse über das, was sich auf
SOLITUDE abspielte, die Rätsel insgesamt nur noch größer
geworden waren.
“Immerhin haben wir jetzt den Ort, an dem sich die Orbiter
aufhalten und sammeln”, sagte er. “Panika, kannst mit den
Angaben etwas anfangen?”
Der Hyperphysiker spielte eine Weile mit seinem
Armbandrechengerät. Dann blickte er auf.
“Da sich nach Aussage dieses Zylitrans die Angaben auf die
Polachse von SOLITUDE beziehen, handelt es sich um eindeutige
Koordinaten. Der Aufenthaltsort der Orbiter liegt etwa 35 Kilometer
von hier und grob in der Richtung, in der der automatische Sender
aufgebaut worden ist.”
“Gut”, entschied Brush Tobbon. “Das ist unser
nächstes Ziel. Wir sind zwar schon zahlenmäßig arg
dezimiert, aber ich will nicht nachlassen. Auch habe ich die Hoffnung
nicht aufgegeben, daß die anderen noch leben. Einwände?”
Treffner und Simudden schüttelten den Kopf.
Sie suchten die Trümmer ihrer Hütten noch gründlich
ab, aber sie fanden keine Hinweise, die irgendwelche Aufschlüsse
zuließen.
Dann machten sie ihren Shift wieder klar.
Panika Simudden hockte sich vor seine Geräte. Tobbon übernahm
die Steuerung. “Halte du die Augen offen, Markon”, sagte
er zu dem Ara. “Und für alle Fälle mache die
Impulskanone feuerbereit.”
Sie verließen die Stätte der Zerstörung. In ihren
Gesichtern stand grimmige Entschlossenheit.
7.
Früher war Kayna Schatten die Strategin und Planerin der
Flibustier gewesen. Gemeinsam mit Brush Tobbon hatte sie den wilden
Haufen von Räubern und Brandschatzern geführt, der im 36.
Jahrhundert einen echten Anachronismus dargestellt hatte. Die
hochintelligente und sehr mutige Frau hatte sich damals an den
Schandtaten der Flibustier regelrecht gelabt. Wenn es um harte
Einsätze gegangen war, war sie immer in der vordersten Front zu
finden gewesen. Damals war Kayna Schatten eine eiskalte Person
gewesen, die das Risiko geliebt hatte.
Jetzt war sie ein anderer Mensch. Wie kein anderer der
verbliebenen sieben Flibustier hatte sie in Dr. Coburns
Rehabilitationszentrum GOLDEN SUN eine Wandlung vollzogen.
Sie konnte wieder Gefühle entwickeln, die nichts mit ihren
egoistischen Bestrebungen zu tun hatten. Und solche Gefühle
bemächtigten sich nun der Frau, als sie mit Körn Brak und
Axe vor den Trümmern ihrer Unterkünfte stand.
“Wir müssen sofort Brush benachrichtigen”,
verlangte Körn Brak.
“Nein”, entschied die knabenhafte Flibustierin. “Das
hier können nur die Orbiter während unserer Abwesenheit
angerichtet haben. Wahrscheinlich lauern sie noch in der Nähe.
Wir müssen vorsichtig sein.”
“Nein.” Axes grollende Stimme klang völlig
tonlos. “Das waren keine Orbiter.” Kayna blickte den
affenähnlichen Koloß verdutzt an. In diesem Tonfall und
mit solcher Sachlichkeit hatte sie Axe nur selten reden gehört.
Sie folgte mit ihrem Blick Axes ausgestrecktem Arm, der unverwandt
auf die kohlenden Reste von Coburn-Village zeigte.
Aus den Trümmern schwebte der Schatten.
Im hellen Licht des Tages sah das Wesen fast durchsichtig aus. Wie
bei den nächtlichen Beobachtungen veränderte es fast
ununterbrochen seine äußeren Umrisse.
“Der Schatten”, stöhnte Brak auf. Er rannte
zurück zu dem abgestellten Shift.
“Ich brauche freie Schußbahn”, rief er im
Davoneilen.
Kayna packte Axe am Arm und zog ihn hinter eine Anhöhe in
Deckung. Sie selbst zog ihren Impulsstrahler.
Noch bevor sie feuern konnte, dröhnte die Impulskanone des
Shifts auf. Brak schoß sehr genau. Das Feuer lag exakt an der
Stelle, wo der Schatten über den Trümmern ihrer Blockhütten
schwebte.
Der Erdboden spritzte dort in die Höhe. Eine große
Staubwolke entstand, die ein genaues Beobachten der Geschehnisse
verhinderte. Kayna versuchte festzustellen, was mit dem Schatten
geschah. Die Waffe lag sicher in ihrer Hand, aber ihre Augen fanden
kein lohnendes
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