PR TB 216 Welt Der Flibuster
konnte. Er war erstaunt, daß er nicht schon
früher auf diesen Gedanken gekommen war, denn er erinnerte sich
noch gut an eine Zeit, zu der in den Informationen häufig von
der Übernahme eines Wesens die Rede gewesen war.
Die Gedanken des Körpers, nach dem er vorsichtig tastete,
lagen offen vor ihm. Vieles, was in seiner bisherigen
Vorstellungswelt unklar geblieben war, wurde deutlich und
offensichtlich.
Mit einem Teil seines Ichs folgte er dem echten Leben. Dieses
schien nicht zu bemerken, daß etwas Fremdes in seinem Innern
war. Sein Geist war primitiv, primitiver als der Pseudogeist des
unechten Lebens.
Er würde auch dieses Rätsel lösen, dennjetzt war er
auf dem richtigen Weg. Wenn er in der Lage war, in ein einzelnes
Wesen des echten Lebens einzudringen, so kam er dem Urziel einen
gewaltigen Schritt näher.
Tief unter der Erdoberfläche lagen in seinem Hort die Körper
der toten Ableger. Ihnen galt die Verwirklichung des Urziels.
Er erlebte eine neue, tiefgreifende Überraschung. Im Innern
des Wesens, in das er sich tastete, gab es etwas, was seinen
Vorstellungen von einer Positronik weitgehend glich. Zwar gab es hier
nur Informationen, aber diese waren mit konkreten Bildern gekoppelt.
Endlich konnte er sich selbst ein Bild von vielen ungeklärten
Worten machen. Nur Antworten erhielt er auf seine Fragen nicht.
Vielleicht war der Kontakt zu diesem Wesen noch zu jung.
Endlich wußte er auch, was ein Name war. Bislang hatte er
geglaubt, das sei ein Gegenstand, der über dem Körper des
Wesens aus dem Bereich des echten Lebens schwebte, und an dem man den
Träger der Intelligenz erkennen konnte.
Jetzt war das anders. Er fühlte sich glückselig, so
glückselig, wie er es nie mehr gewesen war, seit das Grauen
seine Existenz verwandelt hatte.
Jetzt hatte er einen Namen. Daß er gerade diesen Namen
irgendwann in der jüngsten Vergangenheit schon einmal in den
Informationen gehört hatte, störte ihn nicht.
Er würde sich sowieso alles das nehmen, was sein Verstand ihm
befahl.
Er hatte einen Namen.
Er hieß Axe.
“Der Hypersender ist betriebsbereit”, meldete Tabenek
dem Orbiterkommandanten. “Unsere Energien sind knapp, und das
Gerät wurde von meinen Leuten notdürftig zusammengebastelt.
Länger als 24 Stunden wird es ohne Ausfall nicht arbeiten. Es
ist fraglich, ob wir es dann wieder zum Funktionieren bringen
können.”
Zylitran antwortete nicht sofort. Seine Gedanken waren bei dem
Schattenwesen, das viele seiner Orbiter getötet hatte und das
nach Meinung Tabeneks auch für die Explosion der JERSAN-ZOG
verantwortlich war. Von dem stolzen Raumschiff war nichts mehr übrig
geblieben.
Sie saßen auf diesem Planeten fest. Und sie kannten nicht
einmal die galaktische Position. Draußen in der Milchstraße
konnten die Orbiter darangehen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Er
aber, Zylitran mit dem kümmerlichen Rest seiner Mannschaft, saß
hier fest.
Freude im menschlichen Sinn war den Orbitern fremd. So reagierte
Zylitran gelassen auf die Nachricht seines Chef-Technikers.
“Formuliere eine Nachricht an die ZOG-Flotte und an alle
Orbiter. Unsere Position kennen wir nicht, aber man kann uns
anpeilen. Wir können nur hoffen, daß man uns in diesem
energetischen Durcheinander hört und uns Hilfe schickt.”
Tabenek nickte und machte sich an die Arbeit.
Wenige Minuten später eilte zum erstenmal in der Geschichte
des Planeten SOLITUDE ein Hyperfunkspruch ins All. Seine Reichweite
war gering. Sie wurde vor allem durch die Turbulenzzonen in der Nähe
des Milchstraßenzentrums stark eingeschränkt.
In der ganzen Raumkugel, in der die Hilferufe der Orbiter
empfangen werden konnten, gab es ein einziges Raumschiff, das noch
genügend Energie von dieser Hypersendung aufnehmen konnte.
Selbst das war noch ein Zufall, da die Störzonen ganz
unterschiedlich und wechselhaft waren.
Erst Stunden später wurde der Funkspruch empfangen.
Das einzige Schiff, das ihn aufnehmen konnte, war die ATLANTIS,
die seit Wochen in dieser Region unter schwierigsten Bedingungen
operierte. Die Kommandantin Bojana Czugalla suchte im Auftrag der LFT
und Julian Tifflors nach der geheimnisvollen Welt, von der die
Orbiter stammen sollten. NATHAN, die riesige Hyperinpotronik auf
Luna, hatte nach kühnen Berechnungen ein paar vage Daten
ausgespuckt. Ein solcher Datensatz betraf die VLS-Ballung. In den
Speichern der Mondpositronik stand die Bezeichnung
IZ-VLS-23765-HAPA-NAG-23. Hier vermutete man die Orbiterwelten
Churuude und Varovaar.
Die
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