PR TB 216 Welt Der Flibuster
die Zahlen in den Gedankensimulator.
Das Ergebnis war niederschmetternd. Es reichte nicht für
beide Maßnahmen. “Kurskorrektur mit Minimalwerten”,
lautete seine Anordnung.
Die beiden Piloten führten die Anweisung aus.
Kurz danach lag die JERSAN-ZOG wieder auf dem richtigen Kurs.
Tabenek berechnete in aller Eile noch einmal alles durch.
“Für eine Bruchlandung müßte es reichen,
Kommandant”, sagte er.
Für Zylitran war es klar, daß der Großteil der
Besatzung mit den Beibooten landen und damit überleben würde.
Sein eigentliches Ziel würde er damit aber nicht erreichen
können. Schließlich galt es, das Schiff wieder flott zu
machen, und wenn das nicht ging, zumindest die Sendeanlagen zu
reparieren, um Hilfe zu rufen.
Der Planet kamjetzt schnell näher.
“Wir müssen abbremsen”, rief einer der Piloten.
“Abwarten!” Zylitrans Stimme klang ungewohnt hart.
“Der Planet wird uns einfangen. Das spart viel Energie.”
Dennoch wurde eine weitere Feinkorrektur erforderlich. Die Anzeige
des Energievorrats stand damit nahe null.
Alle Orbiter, die nicht mehr unbedingt benötigt wurden,
befahl der Kommandant in die Beiboote. Der Platz reichte für
alle nicht aus. Außer der notwendigen Besatzung in der
Leitzentrale mußten über einhundert Orbiter in der
JERSAN-ZOG verbleiben.
Draußen begann die Atmosphäre des Planeten an der
angeschlagenen JERSAN-ZOG zu rütteln.
“Alle Beiboote von Bord!” befahl Zylitran.
Über den Sichtschirm sah er die kleinen Flugkörper nach
allen Seiten davonrasen. Er wußte, daß nur wenigen eine
Landung glücken würde, denn die Beiboote waren nicht für
eine Planetenlandung tauglich. Sie waren für Einsätze auf
der Oberfläche von Welten gebaut. Nur mit besonderem Geschick
war eine sichere Landung aus großer Höhe möglich,
wenn die Atmosphäre als Prallfeld geschickt genutzt wurde. Eine
ähnliche Operation plante er auch für sein Schiff. Die
Energiereserven ließen keinen anderen Weg zu.
Zylitran übernahm selbst die Steuerung.
“Anschnallen!” war sein letzter Befehl.
Schweigend führten ihn die Orbiter aus.
Der Kommandant wartete bis zum letzten Augenblick. Dann schaltete
er die gesamte Restenergie auf die Bremsdüsen. Ein gewaltiger
Ruck ging durch das gepeinigte Schiff. Die Andruckneutralisatoren
konnten den Stoß nicht mehr kompensieren, da für sie keine
Energie mehr zur Verfügung stand.
Einige Orbiter sanken ohnmächtig zusammen. Niemand konnte
sich um sie kümmern.
Ein einziger Bildschirm stand Zylitran noch zur Verfügung.
Dazu eine kleine Energiereserve für die beiden seitlichen
Steuerdüsen. Der Orbiter wußte, daß es ganz knapp
wurde.
Die Reibungshitze, die das schutzlose Schiff an der Atmosphäre
erzeugte, drang schon in das Innere bis zur Leitzentrale. Für
komplizierte Berechnungen blieb nun keine Zeit mehr. Zylitran
steuerte nach Sicht und Gefühl.
Rasend schnell kam die Planetenoberfläche näher.
Zylitran konnte Kontinente und Meere ausmachen. Noch ließ sich
nicht absehen, wohin ihn der Flug bringen würde.
Das riesige Keilschiff schüttelte sich unter dem Andruck der
atmosphärischen Gase. Das abgesprengte Heck wirkte sich sehr
störend aus, denn immer wieder geriet die JERSAN-ZOG aus dem
eingeschlagenen Kurs.
Zylitran schätzte die Höhe noch auf zehn oder zwölf
Kilometer, als die restliche Energie endgültig verbraucht war.
Er schnallte sich in dem Pilotensessel fest. Das Schiff lag
relativ waagrecht in der Luft, und voraus war auf der
Planetenoberfläche ein großer grüner Kontinent
erkennbar.
Er brauchte viel Glück, um diese Landung, die mehr ein
Absturz war, zu überleben.
Zylitran schaltete den Bildschirm ab. Dann vergrub er seinen Kopf
in den Händen und wartete.
Die Sekunden verstrichen. In seinen Ohren dröhnte die
Atmosphäre, die das Schiff erschütterte.
Den eigentlichen Aufprall spürte der Orbiter nicht. Es gab
einen leichten Ruck, als das Schiff eine Bergspitze streifte.
Zylitrans Kopf wurde zur Seite gegen die Armaturen des Pilotensessels
gerissen. Der Orbiter sank in tiefe Bewußtlosigkeit, bevor das
riesige Schiff eine lange Schneise in den Urwald riß, an deren
Ende es sich in einen sanft ansteigenden Berg bohrte.
2.
Wie immer verließ sich Axe auf seine Fäuste, seine
Kräfte und seinen Instinkt, wenn er auf Jagd ging. Und wenn das
nicht ausreichte, so besaß er zumindest noch
ein langes Messer.
Er war derjenige von den sieben Flibustiern, der sich am meisten
absonderte. Fast täglich verließ
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