PR TB 219 Bote Des Unsterblichen
sein. Er sprang hinab und watete am Rand des
Nahrungsbreis entlang auf die Stelle zu, von der das Schmatzen
ertönte.
Er fand eine grob in den Boden gehauene Öffnung, durch die
der Brei abfloß. Das Loch gehörte eindeutig nicht zur
ursprünglichen Ausstattung der Anlage. Aber es diente seinem
Zweck: Es nahm auf, was aus dem Hintergrund herangeschoben wurde, und
gleichzeitig wurde offenbar nicht mehr herangeschoben, als das
Loch zu verdauen vermochte. Tanathu schloß, daß es sich
hier um den Abflußkanal handelte, aus dem Ferlimor sich selbst
und seine Untertanen speiste. Die Mündung des Kanals lag
irgendwo außer- und unterhalb dieser Halle, also ziemlich weit
unter dem Felsenkessel, in dem Ferlimor sein Quartier aufgeschlagen
hatte. Was aber war aus den Vorrichtungen geworden, die der Mächtige
Murcon angelegt hatte?
Tanathu suchte weiter. Ganz im Vordergrund der Halle, unmittelbar
an der Wand, in der das große Portal lag, entdeckte er eine
Reihe von sechs roh aus Stein gefertigten Abdeckungen. Er hob eine
davon mit nicht geringer Mühe auf und sah darunter einen glatt
und rund gearbeiteten Schacht, der sich hinter einer scharfen Biegung
seinen Blicken entzog.
Er stand auf und schätzte die Entfernung vom grob gehauenen
Ausflußschacht der Unnahbaren bis zu der Reihe der sechs
ursprünglichen Abflußöffnungen. Es gab keinen Grund,
daran zu zweifeln, daß drüben, auf der anderen Seite der
Halle, dieselben Vorrichtungen existierten.
Es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Mochte der Posten
draußen warten. Er war posthypnotisch beeinflußt und
würde nichts verraten; und falls er in der Zwischenzeit abgelöst
wurde, dann konnte mit seinem Nachfolger auf gleiche Weise verfahren
werden.
Es ging darum, Murcons Wundermaschinen in Betrieb zu setzen.
Tanathu arbeitete zwei Ablösungen lang. Der Posten vor dem
Tor bemerkte ihn zunächst nicht, als er das Portal vorsichtig
öffnete und ins Freie trat. Und als er sich schließlich
umsah, weil Tanathu absichtlich ein Geräusch verursacht hatte,
da war der Bote des Unsterblichen längst darauf vorbereitet,
seine hypnotische Magie spielen zu lassen.
„Was machst du für ein grimmiges Gesicht, mein Freund?“
erkundigte sich Tanathu, als er das Bewußtsein des Unnahbaren
fest in der Gewalt hatte.
„Ich soll mich wohl freuen“, antwortete der andere
barsch, „daß ich hier stehen darf, während die
anderen sich auf das Freudenfest vorbereiten?“
„Freudenfest?“
„Wie lange warst du unterwegs?“ staunte der Posten.
„Hast du nicht gehört, daß Ragnasuth, der verkommene
Zaphoore, und seine Freundin eingefangen worden sind?“
Einen Augenblick lang war Tanathu ernst, bedrückt. „Nein“,
sagte er halblaut, „gehört hatte ich davon nicht. Ich
hatte es nur... befürchtet.“
„Was murmelst du da?“
Tanathu lächelte ihn an. „Wo findet das Fest statt?“
„In der großen Halle natürlich.“
„Mach dir keine Sorgen, mein Freund“, versuchte
Tanathu ihn zu beruhigen. „Es dauert nicht mehr lange, bis
deine Ablösung kommt, und dann kannst du dich am Fest
beteiligen. Wie ich Ferlimor kenne, wird er uns bis in den späten
Morgen hinein feiern lassen.“
„Wenn wir ihn überhaupt zu sehen bekommen.“
„Wie meinst du das?“
Ein lüsternes Grinsen breitete sich über das grob
geschnittene, einäugige Gesicht des Posten aus. „Er hat
natürlich nichts Eiligeres zu tun gehabt, als sich mit
Ragnasuths Freundin auf und davon zu machen. Ein hübsches Weib;
Vavajna, glaub ich, heißt sie. Man kann es Ferlimor natürlich
nicht verdenken, aber beim Fest werden wir ihn wohl
kaum zu sehen bekommen.“
Der Bote des Unsterblichen blickte sein Gegenüber düster
an. „Ich hab's eilig“, sagte er unfreundlich. .Keine
Zeit, mit dir hier herumzuschwatzen. Du wirst mir einen Gefallen
tun.“
„Und der wäre?“
„Vergiß mich, sobald du mich nicht mehr siehst.“
Ragnasuth hatte sich beim Sturz, als Ferlimor den Lähmstrahler
gegen ihn abfeuerte, ein paar Schrammen auf der Stirn zugezogen.
Vavajna pflegte die Wunden mit den Mitteln, die der Fremde aus seiner
Tasche gezogen und ihr hinterlassen hatte.
„Willst du nicht lieber doch auf Tanathus Rat hören?“
fragte sie mit sanfter Stimme. „Wir zwei allein können uns
nicht in Ferlimors Hauptquartier wagen. Das Risiko ist zu groß.“
Aber Ragnasuth ließ sich nicht besänftigen. „Wenn
du Angst hast, bleib hier“, sagte er grob. „Ich gehe.
Ferlimor muß sterben.“
„Sei kein
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