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PR TB 222 Die Andere Welt

PR TB 222 Die Andere Welt

Titel: PR TB 222 Die Andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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lange wollte Terry nicht warten. Er beeilte sich, den
Taucheranzug anzulegen. Dort, wo er ihn gekauft hatte, war nicht
alles nach Wunsch verlaufen. Wegen der Orientierung mit dem
Taucherkompaß hatte er einen Bleigürtel verlangt, aber nur
einen mit Eisengewichten erhalten. Der Gummianzug, die Flaschen mit
dem kleinen Kompressor und die Kontrollinstrumente waren, wie einige
Versuche ergeben hatten, in Ordnung.
    Als er endlich auf der Felsplatte saß und in die dunkelblaue
Unergründlichkeit blickte, deren Tiefe niemand kannte, überkam
ihn für Sekunden ein Gefühl der Furcht, aber dann rutschte
er kurz entschlossen über den Rand der Platte ins Wasser,
nachdem er Palei und Tevita noch einmal zugewinkt hatte.
    Es war Leichtsinn, allein in unbekannten Gewässern zu
tauchen, das wußte Terry auch, zumal die Legenden der
Eingeborenen alles andere als ermutigend waren. Aber er hatte keine
andere Wahl. Er war allein.
    Die Gewichte zogen ihn in die Tiefe. Das neuartige Gemisch in den
beiden Flaschen, ein Zusatz zur komprimierten Luft, machte eine
Dekompression beim Auftauchen überflüssig. Das war
beruhigend, er würde keine langwierigen Pausen einlegen müssen,
wenn er schnell zurück zur Oberfläche wollte.
    Noch benötigte er die Brustlampe nicht, denn die Sonne stand
jetzt fast senkrecht über ihm. Langsam glitt die mit Korallen
bedeckte Wand an ihm vorüber nach oben. Sie schillerte in allen
nur denkbaren Farben, die jedoch allmählich schwächer und
eintöniger wurden. Der Einfall des Sonnenlichts ließ nach,
und es wurde dunkler. Als Terry die Lampe einschaltete, waren die
Farben wieder da.
    Neugierige Augen blickten ihn an und blieben zurück, nur
einige Fische begleiteten ihn auf seinem Sinkflug in die Tiefe.
    Er sah auf den Tiefenmesser.
    Nur siebzehn Meter?
    Richtig! die Korallenwand, jetzt fast nur noch nackter und mit
Poren durchsetzter Fels, glitt langsamer nach oben. Die
Sinkgeschwindigkeit hatte sich merklich verringert. Das war
ungewöhnlich. In dieser unbedeutenden Tiefe hätte sie
gleichbleiben müssen.
    Es ist so, wie Tevita es vorausgesagt hat, dachte Terry
beunruhigt. Das Teufelsriff will sich sein Geheimnis nicht entreißen
lassen.
    Er unternahm nichts. Noch zogen ihn die Gewichte hinab, wenn auch
ständig langsamer.
    Achtundzwanzig Meter.
    Es war noch immer nicht völlig dunkel, aber er ließ die
Lampe eingeschaltet. Unter ihm allerdings war es schwarz. Der
Lichtschein traf auf keinen Grund. Dabei war der Ozean rund um das
Riff und bis zur Insel kaum fünf Meter tief.
    Wie ein Schacht, dachte Terry, der senkrecht nach unten führt.
Vulkanischen Ursprungs, und wie weit nach unten? Jules Verne fiel ihm
unwillkürlich ein - und seine Reise zum Mittelpunkt der Erde.
    So ein Unsinn.!
    Bei fünfunddreißig Meter hörte das Absinken auf.
Unbeweglich blieb Terry neben einem längst abgestorbenen und
versteinerten Korallenstock schweben. Einen Moment überlegte er,
dann stellte er sich auf den Kopf und bewegte die Flossen. Die
Koralle entschwand seinen Blicken - nach oben.
    Aber nicht für lange.
    Ihm war, als müsse er gegen eine immer stärker werdende
Strömung ankämpfen, die ihm von unten entgegenkam, aber es
konnte keine gewöhnliche Strömung sein. Das Wasser war
absolut still und ruhig, und doch stemmte sich ihm etwas entgegen,
etwas Unbegreifliches und Unmögliches.
    Er gelangte bis in eine Tiefe von fünfzig Metern, dann hielt
ihn nur noch die äußerste Kraftanstrengung auf gleicher
Höhe.
    Scheinwerfer nach unten!
    Nichts! Der Riffsee schien grundlos zu sein.
    Als Terry, durch die ständige Flossenbewegung müde
geworden, die Füße einen Augenblick ruhig hielt, begann er
sofort sehr schnell nach oben zu steigen. Er war zu verblüfft,
um etwas dagegen zu unternehmen. Erst bei zehn Meter hörte die
Aufwärtsbewegung auf, und langsam begann er wieder abzusinken.
    Einige Stöße brachten ihn an die Oberfläche. Als
erstes sah er die erleichterten Gesichter von Tevita und Palei. Er
stemmte sich auf die Felsplatte und nahm die Tauchermaske ab.
    »Die Legende ist wahr«, sagte er und blickte hinaus
aufs Meer. »Da kommt ein Schiff, eine Segeljacht. Seht nur!«
    Der weiße Punkt am Horizont wurde schnell größer.
    Als Reg erwachte, dämmerte es bereits. Er hatte an Deck
geschlafen, denn in diesen Breiten begann der Sommer im Dezember, und
es war recht warm. Mühsam richtete er sich auf und blickte durch
die Reling bugwärts. Die Jacht trieb langsam gegen den Wind nach
Südwest.
    Das Meer war ruhig.

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