PR TB 223 Der Waffenhandler
halten sie ihn noch fest, dachte er. Ich
muß es versuchen.
Eine halbe Stunde später betrat er ein düsteres, nicht
sehr reinliches Lokal am Hafen. Es war trotz der frühen Stunde
bis auf den letzten Platz besetzt. Terraner, Akonen, Arkoniden,
Blues, Springer und äußerlich mutierte Siedler von
exotischen Planeten saßen an den Tischen. Die meisten waren
angetrunken. Zwei weißhaarige Terraner hockten auf einem
erhöhten Platz in der Ecke. Sie spielten an einer positronischen
Orgel und sangen Stimmungslieder.
Maultinger ging an die Theke, an der für zwölf Mann
ausreichend Platz gewesen wäre, und an der sich nun wenigstens
dreißig Gäste drängten. Er bestellte ein Bier und
spendierte einigen Neu-Arkoniden, die er kannte, hochprozentige
Getränke.
Ein dunkelhaariger Terraner, der sich seit Tagen nicht rasiert und
gewaschen hatte, kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Guy«, sagte er. »Wenn du hier bist, dann hast
du was auf dem Herzen. Oder solltest du nur gekommen sein, um mit uns
zu palavern?«
»Nein, ich suche jemanden, der für klare Verhältnisse
sorgt.«
Sein Gegenüber kniff ein Auge zu. Er hatte verstanden, und er
schien keineswegs überrascht zu sein. Wortlos streckte er dem
Journalisten die Hand hin. Maultinger legte einen Scheck mit einem
ansehlichen Betrag hinein.
Keine fünf Minuten später saß er in einem anderen
Lokal, das nicht weniger überfüllt war, einer jungen Frau
gegenüber, die ihn mit kalten, forschenden
Augen anblickte.
»Ich bin Losch«, sagte sie. Er schätzte sie auf
etwa dreißig Jahre, und er hätte sie als attraktiv und
schön empfunden, wenn er nicht gewußt hätte, daß
sie skrupellos war und von illegalen Geschäften lebte.
Wenigstens dreißig Männer sorgten dafür, daß
ihre geschäftlichen Ideen in die Tat umgesetzt wurden. »Ich
habe gehört, daß du jemanden suchst.«
»Es muß schnell gehen.«
»Das läßt sich einrichten.«
Sie wechselten einige Worte miteinander, um das Geschäftliche
abzuklären, dann führte die junge Frau den Journalisten in
einen Nebenraum. Sie versprach ihm, daß er dort denjenigen
treffen würde, der für klare Verhältnisse sorgen
würde.
In dem Raum hielt sich jedoch nur ein großer, graubrauner
Vogel auf, der auf einer Holzstange kauerte. Sein scharf gebogener
Schnabel war mit blauen und roten Punkten übersät. Als
Maultinger und die Frau eintraten, breitete er kurz die Flügel
aus. Er hatte eine Spannweite von etwa vier Metern.
»Das ist Rescoll«, erklärte die Frau. »Das
heißt, es ist ein Vogel, der von dem Planeten Kama-Tru stammt.
Die dort lebende Intelligenz nennt sich selbst Rescoll. Diesen Namen
haben wir ihm auch gegeben, weil das einfacher für uns war. Er
ist dein Partner.«
Guy Maultinger war sich nicht sicher, ob sie die Wahrheit sagte,
oder sich über ihn lustig machte.
Ein intelligenter Vogel? Davon hatte er schon gehört. Doch
ein Vogel, der die Arbeit eines Killers ausführte?
Das ging über sein Vorstellungsvermögen.
»Mein Partner?« fragte er daher.
»Rescoll nähert sich seinem Opfer absolut lautlos von
hinten, schlägt ihm die Fänge in die Schultern und tötet
ihn mit einem Schnabelhieb auf die Schädeldecke«,
erläuterte Losch. »Mit dem Schnabel würde er selbst
Arkonstahl durchbrechen. Doch falls das nicht gelingt, genügt
auch eine leichte Hautverletzung. Der Schnabel ist mit Giftdrüsen
besetzt. Das Gift wirkt schnell. Innerhalb weniger Minuten.«
»Bisher habe ich noch jeden Auftrag erledigt«,
krächzte Rescoll. Er sprach Interkosmo. »Die meisten haben
noch nicht einmal gemerkt, daß ich sie angegriffen habe.«
Jetzt endlich begriff Guy Maultinger, und er erschauerte.
Der Vogel war tatsächlich der ideale Partner für ihn. Er
tötete lautlos und unauffällig. Niemand, der ihn nicht
kannte, würde auf den Gedanken kommen, daß er es mit einer
Intelligenz zu tun hatte, die im Auftrag eines anderen arbeitete.
Jeder Zeuge würde von einem Unfall mit einem wilden Tier
sprechen, aber niemals eine gezielte Aktion hinter dem Angriff
vermuten.
»Wir sind uns einig«, sagte er und übergab Losch
ein Foto, das er sich von dem Videogerät hatte reichen lassen.
»Das ist der eine der beiden Männer.
Den anderen muß ich dir zeigen. Der Mann mit den
Lashat-Narben wird wahrscheinlich bald aus dem schwarzen Gefängnis
entlassen. Es könnte sein, daß er dann zu Fuß durch
den Park geht. Das wäre eine Chance für Rescoll.«
»Ich werde sie wahrnehmen«, erklärte der
Weitere Kostenlose Bücher