PR TB 223 Der Waffenhandler
Deckung des Baumes heraus.
Etwa fünfzig Meter von ihm entfernt erschien ein Mann unter
einem Bogen, den zwei weit ausladende Äste bildeten. Ronald
Tekener konnte ihn nur schemenhaft erkennen, da er direkt in die
Sonne blickte. Dennoch entging ihm nicht, daß der andere unter
seine Kleidung griff und eine Waffe zum
Vorschein brachte.
Er warf sich instinktiv zur Seite. Ein sonnenheller Blitz zuckte
auf ihn zu und fuhr fauchend an ihm vorbei. Der Lächler spürte,
das scharfe Krallen seine Schulter streiften. Dann schlug der
Schnabel eines gewaltigen Vogels in die Rinde des Baumes neben ihm
und riß sie auf. Im Fallen sah der Terraner, daß der
Energiestrahl den Vogel durchbohrte und das Gefieder in Brand setzte.
Er rollte sich zur Seite, so daß er hinter dem Baum in
Deckung gehen konnte und zugleich vermied, daß der getötete
Vogel auf ihn fiel.
Der unbekannte Schütze steckte seine Waffe wieder weg.
Tekener richtete sich auf.
Er begriff, daß er keineswegs das Ziel des Fremden gewesen
war, sondern der Vogel. Seine Blicke fielen auf die Stelle, die das
sterbende Tier mit dem Schnabel getroffen hatte, und er erschrak. Es
war, als sei ein Geschoß mit großer Wucht in den Baum
geschlagen.
Der Hieb hätte dich sofort getötet! fuhr es ihm durch
den Sinn. Du hast dem da dein Leben zu verdanken.
Er ging auf den Schützen zu, und als ihm die Sonne nicht mehr
direkt in die Augen schien, erkannte er ihn.
Es war der rothaarige Bou Doun, der mit ihnen in der GORMET nach
Semon III gekommen war.
»Danke«, sagte er. »Wenn Sie nicht geschossen
hätten, wäre es wohl zu spät für mich gewesen.«
Bou Doun fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Er
blickte sich gehetzt um.
»Verraten Sie mich nicht«, bat er. »Sie haben
keine Ahnung, daß ich eine Waffe habe.«
»Natürlich nicht. Ich sagte ja schon, wenn Sie den
Vogel nicht getötet hätten, dann.«
Tekener verstummte verblüfft, weil der Rothaarige plötzlich
davonlief, als werde er verfolgt.
Sinclair Marout Kennon betrat das Pressezentrum von Semetropol, in
dem alle im Semo-System akkreditierten Korrespondenten ihr Büro
und darüber hinaus ein gemeinsames Archiv hatten, und schleppte
sich keuchend zu einer Kabine, in der ein junger, rothaariger Mann
saß. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er fühlte sich
nicht gut an diesem Tag. Das Klima auf Semon III machte ihm zu
schaffen. Ihm war, als läge ein Ring um seine Brust, der ihm die
Luft nahm und immer enger wurde.
»Was kann ich für Sie tun?« fragte der Pförtner.
Kennon reichte ihm ein Kärtchen.
»Mein Name ist Lebo Axton«, röchelte er. »Ich
habe Ihnen schon ein Videogramm geschickt.«
Der junge Mann musterte ihn mitleidig. Obwohl er saß,
überragte er ihn deutlich.
»Sie sind Publizistikstudent, stimmt's?«
»Bin ich. Für eine Zwischenprüfung benötige
ich Kenntnisse über Archivarbeit.«
»Ich weiß. Das haben Sie uns ja schon in dem
Videogramm mitgeteilt.« Der junge Mann war bemüht, Kennon
erklärende Worte abzunehmen, da er merkte, wie schwer ihm das
Sprechen fiel. »Die Chefin hat die Genehmigung erteilt. Sie
können sich in unserem Archiv umsehen, solange Sie wollen. Es
gibt keinerlei Beschränkungen. Falls Sie allerdings Kopien
herstellen wollen, wird es etwas schwieriger. Aber unmöglich ist
das auch nicht.«
Kennon winkte ab.
»Das ist nicht meine Absicht«, beteuerte er. »Mir
geht es nur darum, meine Kenntnisse zu erweitern.« Der Pförtner
reichte ihm eine rote Karte.
»Das ist Ihr Ausweis, Mr. Axton«, erläuterte er.
»Damit können Sie das Archiv betreten. Wenn Sie Hilfe
benötigen, wenden Sie sich an mich.«
»Danke.«
Der Kosmokriminalist schleppte sich durch die Halle in einen Gang,
der zum Archiv der Gesellschaft führte. Tekener und er wollten
sich der Presse bedienen, um den Zentropoliten Askeron zu stürzen.
Wenn es gelang, eine Pressekampagne zu entfesseln, die sich gegen den
Waffenhändler richtete, mußte sich die öffentliche
Meinung gegen den Arkoniden richten und weitere Geschäfte
zumindest erschweren.
Kennon aber suchte das Archiv noch aus einem anderen Grund auf.
Ihn beschäftigte ebenso wie Tekener die Frage, in welchem
Zusammenhang die auf Semon III veranstalteten Kampfspiele mit den
Waffengeschäften stand.
Es schien keine vernünftige Erklärung dafür zu
geben, daß der Zentropolit Askeron auf der einen Seite unter
dem Siegel der Verschwiegenheit Milliardengeschäfte mit Waffen
machte und dabei glänzend verdiente, und auf der anderen
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