PR TB 224 Die Verschwundenen Von Arkona
wälzten,
andere, die einzugreifen versuchten, denen es aber nicht gelang. Und
auf dem Plastikbelag des Bodens lag auf halbem Weg zwischen diesen
Menschen und Peer Bommer ein kleines dunkelgrünes Knäuel
und rührte sich nicht.
Bommer rannte los, er stürzte zu dem Vißchoten hin. Es
war ohne Zweifel Antony, denn einen zweiten seiner Rasse gab es nicht
in der Siedlung.
„Antony!”
Bommer riß das Knäuel an sich, es zuckte nicht und
fühlte sich schon kalt an. Die Augenstiele hingen schlaff
herunter, die Augen waren verdreht. Die Menschen wurden auf Bommer
aufmerksam.
Der Bohrtechniker preßte das kleine Tierchen an sich und
schritt auf die Menschen zu. Sein Gesicht war gerötet, seine
Augen drohten, und die Lippen bebten. Wer war es, schienen sie zu
sagen.
Eine Frau trat ihm entgegen, er kannte sie nicht.
„Ist es dein Tier?” fragte sie. „Der Unhold hat
es mit einem Fußtritt getötet. Er muß wahnsinnig
sein. Jetzt prügelt er sich mit ein paar Beherzten.”
„Welcher ist es?” fragte Bommer tonlos.
Die Frau deutete auf den Hünen, der den Männern
zusetzte, obwohl sie jetzt massiv auf ihn eindrangen. Inzwischen war
aber Verstärkung im Anrücken, und eine Stimme rief:
„Wir haben einen Polizeigleiter gerufen. Er muß jeden
Moment hier sein!”
Die Erwähnung der Ordnungsmacht wirkte. Der Hüne riß
sich los und begann zu rennen. Keine zehn Meter von Peer Bommer
entfernt kam er vorbei, rannte mit fliegenden Armen auf den
Schnellbahnhof zu. Für einen kurzen Augenblick sah er zu Bommer
herüber. Der Mann erblickte ein vom Wahnsinn verzerrtes Gesicht,
eine Fratze, in der die Augen wie glühende Kohlen flackerten.
Bommel wußte sofort, daß er es mit einem Irren zu tun
hatte, und reagierte dementsprechend.
„Laßt ihn nicht entkommen, er ist eine Gefahr für
die Menschheit!” schrie er und fragte sich voller Entsetzen, ob
einer solchen Kreatur noch geholfen werden konnte.
Bommer selbst stand wie festgewachsen. Er spürte, daß
seine Knie zitterten. Er hielt das leblose grüne Knäuel
fest und starrte aus feuchten Augen dem Irren nach, der mit einem
rumpelnden Lachen in einen wartenden Magnetkissenzug sprang. Das
Singen des Polizeigleiters in der Luft kam zu spät. Als die
Ordnungshüter landeten, hatte der Zug den Bahnhof bereits
verlassen.
„Er kommt nicht weit”, hörte Bommer einen
Uniformierten sagen. „Der Zug hält erst in Nador. Wir
werden unsere Kollegen dort benachrichtigen.”
„Bis dahin hat er die Hälfte der Passagiere
umgebracht”, rief die Frau neben Bommer. „Er ist
gewalttätig.” Sie deutete auf den Mann, der immer noch am
Boden lag.
Die Polizisten sprangen in ihren Gleiter zurück.
„Wir werden den Zug stoppen”, versprachen sie.
Der Gleiter hob ab, die Menschen kümmerten sich um ihre
verletzten Mitbürger. Peer Bommer stand plötzlich wieder
allein da, hielt das grüne Knäuel mit seinen vierundzwanzig
steifen Beinchen von sich gestreckt.
„Ich verlange Sühne”, rief er. „Sühne
für Antony!”
5.
Wie fast immer schien die Sonne über Nador. Die mächtige
Stadt, am nördlichen Ausläufer des Er-Rif, eines der sechs
Teilgebirge des Atlas gelegen, der sich zwischen Tanger und Borean im
Westen und Tunis irn Osten erstreckte, ragte weit in die Höhe.
Vom Meer aus gesehen, wirkte sie wie eine mächtige Burg, deren
höchster Gipfel die auf dem Kamm des Gebirgsausläufers sich
erstreckende Anlage des Konzerns war, für den ein großer
Teil der Einwohnerschaft Nadors arbeitete. Bei Nacht bildete ein etwa
zweihundert Meter langes und vierzig Meter hohes Reklamespiel aus
Laserprojektion und Trivideofiguren ein anziehendes Objekt. Es war
das Firmenschild des Konzerns. Die bis weit aufs Meer hinaus
sichtbare Schrift hieß: LOF-TY-IMMOBILIEN.
Von hier aus verwaltete ein unscheinbarer Mann mit Hilfe eines
Gremiums aus zweiundzwanzig Männern eine der größten
Organisationen, die es auf der Erde seit der Rücksiedlung gab.
Böse Zungen behaupteten, der Konzern übe auf verschiedenen
Sektoren ein bedenkenloses Monopol aus und diktiere die Preise. Ob
daran etwas wahr war, wußten die wenigsten. Sie stellten nur
fest, daß LOFTY wichtig war und ohne den Konzern viele
Arbeitsplätze gefährdet gewesen wären.
Die Anlage auf dem Bergkamm bestand aus vier Abschnitten,
die durch die unterschiedliche Farbgebung der Außenwände
deutlich gemacht wurden. Die Gebäude besaßen einheitliche
Quaderform, lediglich in der Mitte der Anlage erhob sich ein Rundbau,
auf dem eine
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