PR TB 224 Die Verschwundenen Von Arkona
kleinen, dreißig
Zentimeter langen Exoten nach, der in ein dichtes, grünes Fell
verpackt auf seinen vierundzwanzig Beinchen flink zum Antigrav eilte.
Dabei schob der Kleine die mausähnliche Schnauze so weit wie
möglich nach vorn, richtete ein Stielauge in Bewegungsrichtung,
das andere über den Kopf zurück auf sein Herrchen.
„In einer Viertelstunde lasse ich dich wieder herein”,
sagte Bommer. Er sah noch zu, wie der Vißchote sich in den
Antigrav warf, dann schloß er die Tür und kehrte in den
Freizeitraum der Wohnung zurück.
Bommer hatte den Kleinen noch auf Gäa erworben, von einem
larischen Händler, der mit exotischen Tieren handelte. Das
Tier vom Planeten Vißchos hatte ihm am meisten zugesagt.
Seither lebte es bei Bommer, der seine Frau in der Staubhülle
der Dunkelwolke Prov-con-Faust verloren hatte, ohne daß sie und
ihr kleines Boot jemals wieder gefunden worden waren. Außer
Antony hatte Bommer niemanden.
Manchmal glaubte der Mann, der als Bohrtechniker für einen
der modernen Erdwärmekonzerne arbeitete, daß er senil und
einfältig war, weil er sich nicht nach einer neuen
Lebensgefährtin umsah. Dann aber fand er sich wieder mit dem
Gedanken ab, daß er den Wink des Schicksals richtig verstanden
hatte. Der Tod oder das Verschwinden Lauras hatte ihn tief getroffen.
Peer Bommer setzte sich in den noch warmen Sessel und spielte mit
den Fingern. Er dachte über jene Zeit nach, als er auf Gäa
einer ähnlichen Tätigkeit nachgegangen war. Dort hatte er
nach wertvollem Öl gebohrt, die Vorräte an Bodenschätzen
waren in der Provcon-Faust nicht gerade übermäßig
groß gewesen. Damals hatte er zwölf Stunden am Tag im
Schweiß seines Angesichts gearbeitet, ohne wesentlich mehr zu
verdienen. Hier in Nordafrika konnte er hoffen, bis in eineinhalb,
zwei Jahren seinen Lebensstandard von Gäa erreicht zu haben,
wahrscheinlich aber noch mehr. Er konnte dann in eine andere Siedlung
ziehen, nach Tanger in eine große Wohnung, oder weiter in das
Landesinnere an einen der Seen, die geplant waren.
Die Viertelstunde verstrich. Er ging hinaus und öffnete.
Antony war immer pünktlich. Peer konnte sich nicht vorstellen,
daß der Vißchote ihn verstand, wenn er von einer
Viertelstunde sprach, aber irgendwie hatte es von Anfang an geklappt.
Er sagte sein Verschen, und Antony richtete sich danach. Er benutzte
den Antigrav so selbstverständlich wie ein Mensch, unterschied
zwischen den roten und grünen Lichtern, die ein auf wärts-oder
abwärts gepoltes Feld anzeigten, und zeigte nie, daß er
sich vor etwas fürchtete. Manchmal hatte Bom-mer den Verdacht,
daß es sich bei Antony um einen Roboter handeln könnte,
aber das hätte die Tierarzt-Maschine im Zentrum der Siedlung bei
ihren Routineuntersuchungen aller
Haustiere festgestellt.
Peer Bommer wartete fünf Minuten, zehn Minuten. Er konnte
sich nicht vorstellen, daß Antony sich verspätete, und
hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Als
zwölf Minuten verstrichen waren, schloß er die Wohnungstür
hinter sich und machte sich auf den Weg nach unten. Er rief
ununterbrochen, damit Antony ihn auch hörte, falls er eine der
beiden anderen Röhren benutzte, und Laute gab. Es blieb still.
Bommer trat in die Eingangshalle des Wohnhauses und blickte sich
aufmerksam um. Von dem Vißchoten keine Spur. Er trat zum
Robotportier und erkundigte sich. Antony war hinausgegangen, aber
nicht wieder hereingekommen. Bommer verließ das Gebäude.
Auf dem Grün der Parkanlagen, die die Verbindungswege
zwischen den einzelnen Wohnsilos säumten, würde der
stubenreine Kleine eine deutliche Duftspur hinterlassen haben, die
auch von einem Menschen wahrgenommen werden konnte. Er fand sie in
der Richtung nach rechts und folgte ihr drei Minuten bis zur
Magnetschiene der Bodengleiter, die in das Zentrum Taurirts führte.
Die Duftspur endete hier.
„Er hat einen der offenen Gleiter benutzt, aber in welcher
Richtung?” fragte Peer Bommer sich. Er wartete die nächste
Kabine ab und ließ sich ins Zentrum tragen. Schon nach einem
halben Kilometer sah er den Tumult, der sich in der Nähe des
Schnellbahnhofs abspielte, dort, wo die traditionellen Ausflugszüge
hielten, die noch aus alter Zeit stammten und einen Hauch von
Nostalgie und Romantik vermittelten. Etwas ging dort vor sich.
Die offene Kabine trug ihn schneller als erwartet hin. Er sprang
ab, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Er sah, daß
fünfzig Meter vor ihm sich zwei Menschen am Boden
Weitere Kostenlose Bücher