PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
falsch. Ich werde mich ein wenig im
Fitneß-Center umsehen und ein paar Trainings-Roboter
verbiegen.“
Der Ertruser erhob sich und verließ die Zentrale. Kommandant
Konraddin sah ihm nachdenklich hinterdrein, dann schwenkte er wieder
mit seinem Sitz herum und warf einen prüfenden Blick über
die langen Reihen von Kontrollinstrumenten, die ihm anzeigten, daß
an Bord alles in Ordnung war.
Die NIFLHEIM würde ihr Ziel in einer einzigen Marathon-Etappe
erreichen. Drei Lichtmonate vor dem Dreigestirn - das schien eine
ausreichende Sicherheitsdistanz, um die eigenartige
Sternkonstellation mit der Fernortung abzugreifen.
Konraddin war gespannt auf das Bild, das sich ihnen allen bald
zeigen würde. Und auf das, was sich in diesem ungewöhnlichen
System verbarg.
Ein paar Stunden später flammten vor Konraddin Warnkontrollen
auf. Jemand hatte Stillen Alarm gegeben.
Es war nur wenige Minuten nach der Wachablösung in der
Zentrale. Konraddin war geblieben, weil er sein Schiff ins Ziel
bringen wollte. Alle anderen Besatzungsmitglieder der Zentrale waren
abgelöst worden. In der NIFLHEIM war ein
sechsstündiger Wechsel normal, so daß also in vier
statt in drei Schichten Dienst getan wurde.
Und wenige Minuten nach Schichtwechsel hatte es Alarm gegeben.
Neben Konraddin saß Wandauer, der Zweite Offizier, laut
Dienstplan jetzt Kommandant der NIFLHEIM und arbeitslos, weil
Konraddin sich nicht hatte ablösen lassen. Auch Wandauer sah
auf, als die roten Lampen aufglommen.
Seine Hand war schneller am Interkomschalter als die Konraddins,
und im nächsten Moment klappte ein Bildschirm aus dem
Instrumentenbord hoch und zeigte das aufgeregte Gesicht einer Frau,
die noch vor wenigen Minuten hier in der Zentrale gewesen war.
Sie sprach von einer Offizierskabine aus.
„Leutnant Java, Sir! Ich bin in der Kabine von Leutnant
Cavalleri. Sie liegt paralysiert auf dem Boden.“
„Bleiben Sie dort“, wies Wandauer sie an, nachdem er
von Konraddin einen zustimmenden Blick aufgefangen hatte. „Wir
sind gleich da.“
Der Zweite schaltete um. „Wache! Fünf Mann zum
Offiziersdeck. Kabine 303. Auf mich warten.“
Konraddin, der nicht abgelöst werden wollte, hatte ihm grünes
Licht gegeben. Wandauer schaltete ab, sprang auf und verließ
die Zentrale, um zum Offiziersdeck zu eilen.
Leutnant Cavalleri paralysiert? Was mochte geschehen sein?
Als Wandauer eintraf, waren die fünf angeforderten Männer
der Wache bereits anwesend. Einer stieß die Tür auf und
ließ Wandauer eintreten.
Leutnant Java, die sich in einem der beiden Sessel niedergelassen
hatte, sprang auf. Wandauer winkte ab, als sie salutieren wollte.
„Keine Faxen. Bericht.“
Die junge Frau faßte sich schnell und berichtete, daß
sie nach ihrer Ablösung auf einen Sprung zu Nyoma Cavalleri
hineinsehen wollte. Dort hatte sie dann Nyoma gefunden.
Wandauer ging um Nyoma herum und betrachtete sie aufmerksam. „Sie
sind also eingedrungen, als niemand öffnete?“
Java nickte. „Wir kennen uns gut genug, Sir“, sagte
sie.
„Leutnant Cavalleri hat ihren Gegner gesehen und wußte,
daß er etwas von ihr wollte“, sagte er. „Sehen Sie
sich ihre Lage und ihren Gesichtsausdruck an.“ Er winkte einem
der Wachsoldaten zu. „Durchsuchen“, befahl er. „So,
als suchten Sie etwas Wichtiges.“
Der Mann machte sich daran, die Kabine zu untersuchen, während
Java sich um ihre Kollegin kümmerte. Daß Nyomas
Paraschocker fehlte, war auf den ersten Blick zu sehen. Das zweite,
was fehlte, war so offensichtlich, daß man zunächst gar
nicht darauf kam: die ID-Plakette, die auf der Brust getragen wurde
und die es dem Besatzungsangehörigen ermöglichte, sich auch
dort zu bewegen, wo nur der jeweils Diensttuende Zutritt hatte - die
Zentrale zum Beispiel, wenn Alarmzustand herrschte.
Wandauer dachte schnell und präzise. Im gleichen Moment, in
dem Leutnant Java ihre Meldung machte, ahnte er, was geschehen war.
An Bord der NIFLHEIM hatte niemand es nötig, die ID-Plakette
eines anderen zu entwenden. Sie mußte von jemandem gestohlen
worden sein, der nicht zur Crew gehörte und sich dennoch überall
Zutritt verschaffen wollte.
Es gab nur zwei Möglichkeiten.
Die eine war Oberst Kasom. Doch bei ihm genügte es, sich auf
den Kommandanten zu berufen, um überall, wohin er wollte, freien
Zutritt zu erhalten. Er schied also als Täter aus, zumal
Spezialisten der USO als integer galten.
Die andere Möglichkeit war weitaus schlimmer.
Es befand sich ein blinder Passagier an
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