PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
unbemerkt an Bord eines
USO-Schiffes zu gelangen?
Du bist naiv! dachte sie fast gleichzeitig. Unmöglich war
nichts! Es war oft genug vorgekommen, daß Gegner in die
innersten Bereiche des Imperiums vorgedrungen waren. Raumschiffe
stellten da keine Ausnahmen dar.
„Auf uns?“ echote Nyoma.
Aber die Fremde schüttelte den Kopf.
„Keine Fragen mehr!“
„Warum?“
„Darum“, sagte die Fremde.
Das Flimmern des Abstrahlpols veränderte plötzlich seine
Farbe. Nyoma wußte, was das bedeutete, aber sie hatte keine
Chance, es zu verhindern. Das letzte, was sie bewußt aufnahm,
bevor sich Schwärze über ihre Sinne legte, war ein
eigenartig geformtes Gerät in der linken Hand der Unbekannten.
Ein kleiner Oktaeder...
Erleichtert atmete Melbar Kasom auf, als er endlich allein war. Er
verriegelte die Kabinentür und ging zu dem kleinen Tisch, auf
dem sein „Gepäck“ abgestellt war.
Ein Kasten. Metall. Schwarz. Zwanzig Zentimeter im Quadrat.
Splinter!
„Splinter“, murmelte Kasom und setzte sich vor dem
Tisch auf den Boden. Mit der rechten Hand betätigte er den
Öffnungsmechanismus des schwarzen Kastens.
Das Gebilde klappte in der Mitte auseinander wie eine Eierschale.
Das Wesen, das in der einen Hälfte des gepolsterten Kastens
hockte, war absolut nichtmenschlich. Und dennoch besaß es für
Menschen etwas eigentümlich Vertrautes.
Melbar nannte das kaum handspannengroße Geschöpf Kobold
oder Splinter. Letzteres war eine Bezeichnung, die ihm der Verkäufer
genannt hatte, und deren Bedeutung auch der USO-Spezialist nicht
kannte. Splinter war ein Symbiont, den Melbar erst kürzlich von
einem Einsatz auf einer Randwelt mitgebracht hatte. Der Kobold war
halbintelligent und darüber hinaus emphatisch begabt. Diese
Begabung vermochte er jedoch nicht für sich selbst zu verwerten,
sondern ausschließlich für das Wesen, das er sich als Wirt
ausgesucht hatte. In diesem Fall den Ertruser.
Melbar Kasom betrachtete das nackte Geschöpf.
„Splinter“, flüsterte er. „Kannst du mir
helfen?“
Mit einer Behutsamkeit, die niemand diesem Riesen zugetraut hätte,
griff er mit Daumen und Zeigefinger in den Kasten und beförderte
den Kobold sanft auf die Innenfläche seiner Linken.
Der Symbiont gab quiekende Laute von sich, die jedoch sofort
verstummten, als er sich auf Kasoms Handfläche
zusammengekuschelt hatte.
Im selben Augenblick nahm er seine Funktion auf.
Kasom spürte, wie der Symbiont sich auf geheimnisvolle Weise
in sein Nervensystem einschloß und dabei das Bewußtsein
des USO-Spezialisten mit artfremden, mentalen Energien auflud.
Kasom kannte den Vorgang, hatte ihn bereits einige Male erlebt.
Dennoch schlug ihn die Faszination völlig in ihren Bann. Und wie
stets meldete sich auch diesmal eine warnende Stimme aus seinem
Unterbewußtsein, die kritisch anfragte, ob der intime Kontakt
mit dem Symbionten keine Gefahr für seinen Träger
beinhaltete. Wie meistens wich Melbar dieser Frage allerdings aus;
den Grund dafür kannte er selbst nicht. Vielleicht war es die
Angst, seine Befürchtungen könnten sich als richtig
erweisen. Er hatte für Splinter ein kleines Vermögen
bezahlt und den kleinen Kerl fast liebgewonnen. Ihn als Gefahr zu
betrachten, wühlte ungute Gefühle in Kasom auf.
„Kannst du mir helfen?“ wiederholte der Spezialist
seine Frage.
Helfen... helfen..., bildete sich plötzlich geisterhaft in
seinem Kopf ein Begriff.
Kasom schloß die Augen.
Dadurch wurde der Kontakt mit Splinter noch intensiver. Etwas wie
Kommunikation kam zustande. Der Oberst ließ die Informationen
und Ereignisse des Tages noch einmal vor seinem inneren Auge Revue
passieren. Dabei spürte er seine eigene Nervosität doppelt
stark, was auch auf Splinter zurückzuführen war, der ihn in
dieser Phase der Symbiose übermäßig sensibilisierte.
Dreigestirn, teilte sich der Kobold unvermittelt auf eine
nichttelepathische Art mit. Fluchtfrau... Gefahr... Dreigestirn!
„Weiter!“ Melbar sprach laut, um auch seine Gedanken
klarer formulieren zu können. „Mach weiter! Was meinst du
damit?“
Eine Art Seufzen klang kurz in seinem Bewußtsein auf.
Zeichen der Anstrengung, die der Symbiont zu bewältigen hatte.
Fluchtfrau..., kam es dann wieder. Diesmal fast wie ein Schrei.
Schiff... Gefahr...
Auf Kasoms Stirn standen Schweißtropfen. Die spärliche
Kommunikation mit Splinter zehrte stark an seinen Kräften. Aber
das war der Preis. Splinter tat nichts umsonst. Für das, was er
gab, holte er sich Melbars
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