PR TB 226 Krisensektor Dreigestirn
schüttelte sich.
„Schirmfeldbelastung siebenundachtzig Prozent!“
Schweißperlen entstanden auf Konraddins Stirn. Der
Kommandant nahm die Meldung nur halb wahr. Er konzentrierte sich auf
die Daten, die ihm von den Ortungen auf sein Pult überspielt
wurden, doch diese Daten konnten ihm nicht verraten, wo der Feind
stand. Nur die Strahlbahnen fremdartiger Energie waren anzumessen,
die aus dem Nichts kamen und ihre Ausgangsorte blitzschnell
wechselten, um den HÜ-Schirm der NIFLHEIM zum Pulsieren zu
zwingen.
„Strukturerschütterungen?“
„Keine, Sir...“
Weder Konraddin noch Kasom hatten sie auch ernsthaft erwartet.
Wenn die Unsichtbaren mit ihren Raumern von einer Transition in die
andere gingen, waren sie auch in der Lage, die
Strukturerschütterungen abzuschirmen, und blitzschnelle
Linearmanöver waren ohnehin nicht anzumessen - vielleicht aber
verwendeten sie auch eine völlig andere Technik, um jetzt hier
und eine Nanosekunde später woanders zu sein.
Aus der Feuerleitzentrale kam ein Aufschrei. „Nichts...
nicht zu erfassen! Gerade habe ich einen gehabt und...“
„Auf Positronik schalten!“ brüllte Konraddin in
die Bordverständigung. „Feuerleit, schalten Sie auf
Positronik! Ortung, sämtliche Daten sofort an die Feuer...“
„Habe ich doch längst!“ brüllte der
Waffenoffizier. „Aber die sind doch mit ihrem Stellungskrieg
tausendmal schneller als unser Rechner und...“
Da brüllte alles in der NIFLHEIM noch lauter und durchbrach
die Schallisolation mit Macht.
Die Positronik hatte ein Ziel erfaßt und eröffnete
sofort das Feuer.
Sieben schwere Impulskanonen, die zufällig richtig
eingeschwenkt waren, eröffneten gleichzeitig das Feuer.
Turmdicke Strahlbahnen jagten durch Weltraumschwärze einem
gemeinsamen Ziel entgegen, um dort etwas zu treffen. Zwei Sekunden
später hallte das Abschußgeräusch einer
Transformkanone.
Draußen im All ging eine Sonne auf.
„Energie...?“
„Nichts! Ziel verfehlt... da ist nur unsere Transformbombe
hochgegangen. Feind hatte sich bereits abgesetzt...“
Konraddin ballte die Fäuste.
Die mörderischen Unsichtbaren, die alles daran setzten, den
USO-Kreuzer zu vernichten, schössen sich immer besser ein und
waren selbst doch nicht zu erfassen. Noch zweimal jagte die NIFLHEIM
ihre Strahlbahnen ins All hinaus, um jedesmal ins Leere zu stoßen.
Aus der Maschinenzentrale kam eine alarmierende Nachricht.
„Drei Konverter werden überkritisch! Müssen
abgeschaltet werden!“
„Nicht abschalten!“ tobte Konraddin, der die
Belastungsanzeige des HÜ-Schirms im Auge behielt. „Wir
gehen sonst drauf...“
„Drauf gehen wir so und so, Commander...“, kam aus dem
Maschinendeck die Antwort.
Kasom trommelte mit den Fingern auf der Sessellehne herum.
„Konraddin, wenn es nicht mehr geht, leiten Sie Linearmanöver
ein! Lieber abdrehen und später wiederkommen, als...“
Er verstummte, als er den hilflosen Blick des Kommandanten sah.
Sie konnten sich nicht durch den Halbraum absetzen! Auch wenn der
große Kalupkonverter eine als Triebwerk getrennte Einheit war,
benötigte er doch Energie, die ihm von den großen
Umformern des Schiffes geliefert wurde, und die waren alle auf Schirm
und Waffen geschaltet! Wenn Energie für den Kalup benötigt
wurde, mußte sie anderweitig abgezweigt werden, und dann brach
der Schirm zusammen.
Daß die NIFLHEIM nicht ohnehin längst das Schicksal der
SCIBUR und TARA ereilt hatte, lag nur daran, daß der Kreuzer
über einen superstarken Schirm verfügte und seine Insassen
auf den heimtückischen Angriff aus dem Unsichtbaren gefaßt
gewesen waren. Und dennoch kamen sie nicht mehr weg.
„Schirmfeldbelastung zwoundneunzig...“ Das hieß,
daß der HÜ-Schirm, der mit seinem grellen grünen
Leuchten die NIFLHEIM zu einem Fanal im All erstrahlen ließ,
knapp vor dem Zusammenbruch stand! Konraddin hatte die Hände in
den Schoß gelegt. Auch seine Offiziere im Leitstand der
NIFLHEIM waren zu Beobachtern degradiert worden.
Die Positronik hatte die NIFLHEIM übernommen und gab nach den
Ortungsdaten die Steuerimpulse an die Triebwerke. So schnell wie das
Bordgehirn konnte kein Mensch Ausweichmanöver fliegen, weil die
Positronik die schnelleren Reflexe besaß.
„Noch drei, vier Minuten... dann haben sie uns!“
Wer hatte es in dem Höllenlärm geschrien, der durch die
Zentrale tobte? Es spielte keine Rolle. Auch Kasom machte sich nichts
mehr vor. Der USO-Spezialist wußte, daß die NIFLHEIM zu
schwache Energiereserven
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