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PR TB 227 Wolken Des Todes

PR TB 227 Wolken Des Todes

Titel: PR TB 227 Wolken Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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der Stadt, eine kleine
Wolkenballung. Ocir-Khenso hielt das Boot in der Mitte der Strömung.
Als kämen riesige schwarze Wolkenmassen aus dem Boden und
entstünden unsichtbar in der Luft, krochen sie aufeinander zu
und bildeten binnen überraschend kurzer Zeit einen
pechschwarzen, zerklüfteten Wolkenturm, der an der Spitze bald
in die charakteristische Form eines Ambosses ausfaserte.
    „Ein Gewitter als Willkommensgruß", stöhnte
ich. „Ein schöner Empfang."
    Die Wolken wurden größer und lagerten sich flach auf
die hingeduckte, schweigende Stadt. Die gesamte Umgebung wurde in ein
schauerliches Licht getaucht. Zwischen den ehemals weißen
Mauern, den pechschwarzen Wolken und der Sonnenscheibe zuckten die
Lichtstrahlen. Erschreckt flatterten große Schwärme von
Wasservögeln aus den Schilfgürteln und flüchteten nach
Norden. Sie rasten mit betäubendem Lärm über unsere
Köpfe hinweg. Ein Blitz spaltete die Finsternis, schlug lautlos
in einen Stufentempel ein und zerstörte dessen obersten Teil.
    Der harte, schmetternde Donnerschlag erschütterte die Stadt.
Wieder flogen unzählige kleine Vögel auf und zerstreuten
sich. Noch während der Donner in unseren Schädeln
widerhallte, zerschmetterte in gleichmäßigen Abständen
weitere Blitze die Ecktürme des großen Marduktempels.
Ocir-Khenso schrie: „Es sind seltsame Blitze, Atlan!" Wir
hatten nicht darauf geachtet; jetzt sahen wir es genau. Die Blitze
waren nicht verästelt, sie sahen eher aus wie gerade
Lichtstrahlen. Unaufhörlich schlugen sie hinter den Mauern ein.
Die Einschlagstellen kamen immer näher. Bäume wurden
gespalten, Mauern brachen auseinander und sanken in grauen Staub- und
Mörtelfahnen zusammen, ein Stadttor zerfetzte in tausend
Trümmer, die schlagartig in Brand standen. Dann zeichneten die
Krater und die kalkweißen, blendenden Strahlen einen Weg in
unsere Richtung. Die Blitze ließen rechts und links der Straße
die Bäume erzittern, fegten mit ihren Detonationswellen Schilf
und kleine Boote zur Seite, schlugen neben dem Ufer ins Wasser und
erzeugten turmhohe, kochende Fontänen.
    „Schnell! Ans Ufer!" brüllte Atlan. Aber Ocir
hatte bereits reagiert, riß das Boot nach rechts, setzte die
Geschwindigkeit herauf und hob den schweren, langgestreckten Körper
aus dem Wasser. Zwischen zwei Einschlägen seitlich unserer
kochenden, weißen Kielspur brachen wir durch das Schilf,
glitten über die Sandböschung und hielten an der Mauer
eines Tempelchens an. Mit einigen Sätzen sprangen wir aus dem
Boot und flüchteten uns unter das steinerne, balkenverzierte
Dach.
    Ein letzter Blitz erzeugte mitten im Strom eine dampfende
Wassersäule, dann war es still. Es war nicht ein einziger
Regentropfen gefallen, aber noch hüllten die schwarzen Wolken
die Stadt und das Umland ein.
    Wir waren halb geblendet und zwinkerten mit tränenden Augen.
In unseren Ohren klingelte und summte es. Die Ruhe war ebenso
betäubend wie die etwa hundert Blitzschläge und die
gewaltigen Donnerschallwellen.
    „Ich denke, das war unsere Einführung durch ES",
erklärte Ocir. Er war völlig ungerührt, als er den Arm
hob und mit dem schlanken Kampfbeil auf die rauchenden Reste des
Stadttors zeigte. „Dort kommt die Abordnung."
    Aus der Stadt kamen schätzungsweise hundert-zwanzig Männer
und Frauen. Sie trugen lange Gewänder mit seltsamen Zotteln,
breite Gürtel, Sandalen mit
    gekreuzten Bändern und hohe, spitze Mützen. Breite
Bänder und halbmondförmige Platten vor der Brust schienen
aus Gold oder aus Elektrum zu sein. Obwohl die Gesichter der
priesterlich wirkenden Menschen deutlich zeigten, wie tief der
Schrecken saß, zwangen sie sich alle dazu, langsam und
würdevoll weiterzugehen. Sie kamen auf uns zu. Nur langsam
vermochten wir wieder deutlich zu hören, der Druck in unseren
Ohren nahm ab. Wir warteten schweigend und gingen den Ankömmlingen
ein paar Schritte entgegen. Inzwischen standen Bewohner der Stadt auf
den Wällen, verließen ihre Häuser und blickten voll
schreckerfüllter Neugierde auf den Zug der Priester und
Priesterinnen.
    „Marduk hat gesprochen!" rief klagend ein Mann mit
kantigem, in Locken gedrehtem Bart. „Anu, Enlil und Ea haben es
gehört. Der Blitz führte euch und uns zusammen. Ihr seid
die Mächtigen, die Besieger der Wolke."
    „Wir danken für den Empfang", sagte Atlan und
spielte auffällig mit dem kostbaren Ring des Pharaos. „Wie
ihr gesehen und erlebt habt, sind wir nur Werkzeuge Marduks. Mächtige
Werkzeuge, zugegeben, aber wir

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