PR TB 227 Wolken Des Todes
Land arm an Menschen, aber es war überreich an
Tieren. Immer wieder zogen riesige Herden unter uns in alle
Richtungen, hin und her, näherten sich dem Wasser oder strebten
davon weg.
„Ich bin sicher, einen hervorragenden Platz gefunden zu
haben."
Das Boot landete nach rund einer Viertelstunde auf einer
Sandfläche. Sie war umgeben von riesigen Bäumen und
mächtigen Felsen. Ein Fluß mit kristallklarem Wasser
machte eine breite Biegung und wurde durch Steine, Geröll und
angeschwemmtes Holz ein wenig aufgestaut. Wir errichteten einen
energetischen Schutzzaun, stellten Zelte aus hauchdünnen
Mückenvorhängen auf, trugen Holz zusammen und schickten
Ptah-Sokar los, der eine Stunde später mit einer jungen Gazelle
zurückkam, die er erlegt hatte. Zusammen mit den Vorräten,
die wir aus Tanis und Akkad mitgebracht hatten, aßen wir uns an
dem heißen Braten satt und verbrachten eine ruhige Nacht unter
dem Licht eines wunderbaren klaren Sternenhimmels. Das Rauschen des
Flüßchens, das knisternd erlöschende Feuer, die
vielfältigen Laute aus dem Wald und Buschwerk waren eine
angenehme Untermalung. Am späten Morgen bestiegen wir nach einem
erfrischenden Bad im winzigen See wieder das Gleiterboot und befanden
uns am frühen Abend an unserem Ziel.
Und wieder unter einer riesigen Wolke, deren Unterseite rötliche
Färbung aufwies.
Ptah, Tabarna und ich standen auf einem niedrigen Hügel. Ich
hielt die Karte und die Photos in den Fingern, die uns ES geliefert
hatte. Vor uns erstreckte sich ein seltsamer Platz; eine kleine
Ebene, an deren Rand wie ein Wall weiße, scharfkantige Felsen
und riesige, abgestorbene Bäume aufragten. Vor ihnen erhoben
sich die bizarren Bauwerke von Termitenhügeln.
„Geradeaus", meinte Ptah und zog seine Streitaxt aus
dem Gürtel. Fliegen und Mücken bildeten große
Schwärme um unsere Körper. „Dort muß das
Geschoß versteckt sein."
Aus natürlichen Felsen und riesigen Blöcken, zwischen
denen kleinere Steine steckten, lehnte an einem pilzförmigen
riesigen Lavablock ein phantastisches Bauwerk. In die Fugen dieser
bienenkorbähnlichen Kuppel war Lava gesickert, zugleich traten
aus den Spalten mineralreiche Tiefwasser aus und verkrusteten alles
mit vielfarbigen Kristallen. Ringsum war, wie überall unter der
Wolke, die Vegetation weitestgehend abgestorben und verrottet. Die
ebene Fläche bis zu dem phantastischen Bauwerk war eine
Ansammlung von ineinandergreifenden runden Becken aus Kristallen, aus
Sintergestein, über das dampfendes Wasser in unsere Richtung
floß. Nicht weniger als hundert solcher Becken, Terrassen und
Stufen trennten uns von dem Versteck. Ich verglich unsere Bilder mit
der Wirklichkeit. Sie waren identisch.
„Ich habe derlei noch nie gesehen", bekannte Tabarna
mit müden Blicken. „Wer hat das erbaut? Götter?
Zauberer?"
„Halb stammen die farbigen Steine aus den Eingeweiden der
Welt, und den Rest wird ein ausgestorbenes Geschlecht errichtet
haben", erklärte ich. „Fangen wir an, Ptah?"
„Ja. Je eher wir diese Todeszone verlassen, desto schneller
kommt meine gute Laune zurück."
„Du hättest dich von Tursha begleiten lassen sollen.
Sie war eine feurige, stolze Frau...", begann Tabarna. Ptah
machte eine wütende Bewegung und knurrte:
„Vielleicht verstehst du es später einmal. Vergiß
sie!"
Links neben dem Hügel bahnte sich Ocir einen Weg durch das
heiße Wasser. Er trug Charis auf dem rechten Arm und hielt in
der linken Hand einige Werkzeuge. Ich nickte Ptah zu, und wir
kletterten den Hügel hinunter. Obwohl es noch rund eine Stunde
Zeit bis zu der abendlichen Helligkeit hatte, fauchten immer wieder
eiskalte Windstöße heran und verwandelten den leichten
Dampf über dem Wasser in dicken, weißen Nebel. Nicht
einmal Fliegen gab es hier; es roch nach Schwefel und unbekannten
Gasen. Langsam gingen wir durch das Wasser, das uns bestenfalls bis
an die Knie reichte.
„Diese Kulisse scheint nicht das Werk von ES zu sein",
rief Ocir. „Aber dennoch ein gutes Versteck."
Kein Eingeborener würde sich jemals hierher wagen, flüsterte
der Logiksektor.
Nachdem wir immer wieder auf dem glatten Sintergestein
ausgerutscht waren, standen wir schließlich vor einem Spalt in
dem rund fünfzehn Mannslängen hohen Steinhaufen. Die Kanten
des unregelmäßigen Eingangs waren ebenso verwunderlich wie
alles hier: es handelte sich um senkrechte Schnitte im Stein, deren
Flächen verglast waren. Ich hob meine Waffe und feuerte einen
breit gefächerten Strahl in die
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