PR TB 227 Wolken Des Todes
Höhe. Kalkweiße
Helligkeit zeigte uns das Innere des Bienenkorbs aus Stein.
„Ein Baumstamm!" rief Charis verblüfft, als sie
Ocir neben mir absetzte. Tatsächlich! Ein mächtiger,
gerader Stamm wuchs in die Höhe und war an seinem unteren Ende
von Lava und den vielfarbigen Bändern der Kristalle fest
umschlossen. Schweigend machte sich Ocir an seine Tests und
Untersuchungen. Ich holte einige unserer Fackeln aus der
Gürteltasche, riß die Zünder an und befestigte fünf
der grellen, zuckenden Lichter an Felsvorsprüngen und in
Spalten. Das untere Drittel der Höhle war genügend
ausgeleuchtet. Mit zwinkernden Augen sah Tabarna zu, wie ich abermals
in die Höhe leuchtete und erkannte, daß es keine Öffnung
in der Höhle gab. Schnell verständigte ich mich mit Ocir
und winkte dann dem babylonischen Heerführer.
„Nun hast du Gelegenheit, einige unserer Waffen richtig
kennenzulernen", sagte ich. „Wir müssen dem Geschoß
freie Bahn schaffen."
Er folgte mir schweigend. Ich schob mein Beil in den Gürtel,
ließ mir die Waffe Ptahs geben und begann zu klettern.
Meine Finger und Sohlen fanden guten Halt in den breiten Spalten
der unregelmäßigen Mauer. Schnell und geschickt kletterte
Tabarna hinter mir her, überholte mich und befand sich kurz
darauf neben mir an der Stelle, wo die Scheinkuppel dieses Bauwerks
begann. Ich sicherte mich, zog mein Beil und schaltete die
Hochenergiestrahlwaffe ein. Ich trennte mit einem langen Schnitt
einen kleinen Stein aus dem Verband der anderen, hob ihn hoch und
warf ihn nach unten. Dann zog ich die zweite Waffe und erklärte
dem schwarzhaarigen Mann die Funktion.
Zögernd versuchte er die Waffe einzusetzen, war mehrere Male
ungeschickt, begriff aber schnell. Wir lockerten die Steine oder
sprengten sie dort, wo sie
festsaßen, voneinander los. Immer wieder fielen glühende
Tropfen und absplitternde Teile nach innen. Schließlich hatten
wir es geschafft, ein Loch von mehr als mannsgroßem Durchmesser
auszubrechen. Die Lava hielt die größten Bausteine
unverrückbar fest. Ich sagte keuchend:
„Hinunter, Tabarna. Vorsichtig! Schiebe das Beil auf dem
Rücken in deinen Gürtelpanzer."
Mit großer Vorsicht kletterten wir wieder hinunter zum
Eingang. Durch die stinkenden Nebelschwaden drang immer wieder ein
stechender Geruch an meine Nase. Schließlich merkte ich, daß
es derselbe war, der mich schon während des Fluges geärgert
hatte.
Tabarna stinkt! bemerkte der Logiksektor reichlich spät. Ich
grinste vor mich hin und beschloß, diesen Umstand drastisch zu
ändern. Und zwar bald.
Im Innern der Höhle herrschte ein dämonisches
Mischlicht. Die Röte des Sonnenuntergangs, die sich an der
unteren Fläche der ausgedehnten Wolke brach -sie war größer
als die beiden anderen! -, strahlte herein. Ocir hob die Hand und
erklärte ruhig:
„Zuerst wird die Umhüllung des Geschosses zerbröseln.
Das Holz ist hauchdünn und besteht im wesentlichen aus Gängen
und Höhlen, die von Insekten erzeugt wurden. Ich habe den Start
bereits programmiert. Eine Stunde. Wenn wir uns nicht lange
aufhalten, können wir heute nacht wieder an der alten Stelle
schlafen."
„Wird wohl eine kurze Nacht werden!" schränkte
Ptah ein. Ich winkte ihm, flüsterte draußen mit ihm und
sah an seinem Grinsen, daß er mit mir einer Meinung war.
Tabarna gab Ptah die Waffe mit ehrfürchtigen Gesten zurück.
„Keine Leiter?" fragte ich den Mondrobot. Er deutete
auf die Löcher, die seine Füße und Arme ins scheinbar
massive Holz gerissen hatten. Dann nahm Ocir eine meiner Fackeln,
hielt sie an die Umhüllung der Metallrakete und setzte das
pergamentdünne Holz in Brand. Es schien mit brennbaren
Mineralien gesättigt zu sein; was wußte ich. Jedenfalls
schwelte und brannte es in rasender Geschwindigkeit von unten nach
oben, und in der Höhlung entstand ein starker, fauchender
Luftzug. „Ist es sicher, daß das Geschoß seine
Aufgabe erfüllen wird... in weniger als einer Stunde?"
fragte ich. Am Tonfall erkannte Ocir, daß ich es ernst meinte.
Er brauchte offensichtlich nicht mehr nachzurechnen und sagte:
„Sechsundneunzig Prozent, Atlan."
„Verlassen wir diesen Ort", ordnete ich an. „Ptah!"
„Mit Vergnügen!" erwiderte er. Wir wandten uns zum
Gehen. Als wir in der Mitte des größten und tiefsten
Beckens standen, sagte ich: „Halt. Alle. Ist Ocir-Khenso deiner
Meinung nach dein Freund, Tabarna?"
„Ich bin sicher. Er hat mir im Wald des Tempels zweifellos
das Leben gerettet."
„Dann wirst du
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