PR TB 233 Die Insel Der Verbannten
uns, sondern bei den Fremden. Früher oder später
werden sie versuchen, Kontakt aufzunehmen. Dann sehen wir weiter."
Caldon erhob sich ziemlich brüsk.
“Ich möchte dich nur daran erinnern, daß sich die
Terraner der beiden ersten Schiffe friedlich verhielten, nachdem sie
gelandet waren. Wir sind es gewesen, die ihr Wort brachen, nicht
sie." “Zu unserer eigenen Sicherheit", machte Patrona
ihn aufmerksam. “Und der Rat hat zugestimmt."
Caldon war bereits an der Tür, als er sich umdrehte und
sagte:
“Ja, er hat zugestimmt, weil ihm keine andere Wahl mehr
blieb. Und lebenslängliche Verbannung ist immer noch besser als
der Tod."
Er ging, und wenig später hörte Patrona das Summen des
davonschwebenden Gleiters. Nachdenklich schenkte sich der Erste Rat
ein neues Glas ein.
Im Verlauf von zwei Jahren und mehr hatten sich die Unterschiede
zwischen den ehemals scheinbar so wichtigen Dienstgraden bis zur
Unkenntlichkeit verwischt. Die Besatzungen der beiden Explorerschiffe
EX-30 und EX-7 waren zu einer verschworenen Gemeinschaft geworden,
die nur ein Ziel kannte: Flucht von Thuan und Rückkehr zur Erde.
Die achtzig Männer und Frauen lebten auf einer größeren
Insel zwischen den beiden Kontinenten und konnten sich von den
Früchten und Tieren selbst ernähren. Trotzdem brachte ihnen
ein Schiff der Thuaner in regelmäßigen Zeitabständen
zusätzliche Lebensmittel und Getränke.
Der ursprüngliche Plan, sich dieses Schiffes zu bemächtigen
und damit zu fliehen, war schnell wieder verworfen worden. Man wäre
nicht einmal bis zum nächsten Planeten gekommen, denn der
Frachtkahn war kaum raumtüchtig.
Um die Insel herum verhinderten energetische Sperrenjeden
Fluchtversuch. Sie reichten hinab bis zum Meeresgrund. Hoch über
der Insel stand ein stationärer Satellit, der eine permanente
Beobachtung der Verbannten ermöglichte.
Einer derjenigen, dessen Gedanken ständig um eine Flucht von
dieser Welt kreisten, war der Kosmobiologe Termoil. Er war es auch
gewesen, der durch wagemutige Tauchversuche das lückenlose Netz
der energetischen Sperre um die Insel ausgekundschaftet hatte.
Als die Thuaner ihnen nach der Landung die Schiffe abgenommen
hatten, waren sie immerhin noch so großzügig gewesen,
ihren Gefangenen Waffen und Geräte zu lassen, die sie für
die Jagd benötigten. Für eine Flucht blieben diese
Gegenstände untauglich.
Als Termoil mit einem gefangenen Fisch in der freien Hand dem
Sandstrand seiner Hütte zustrebte, wäre er bald über
Braddox gestolpert, der zwischen einigen Büschen lag und sich
sonnte.
Braddox war der ehemalige Kommandant der EX-7, dessen Gleichmut
den Verdacht aufkommen ließ, er habe sich mit seinem Schicksal
abgefunden, was natürlich ein fundamentaler Irrtum war. Aber
alle Fluchtpläne, die er sich in den vergangenen Monaten
ausgedacht hatte, waren sowohl von den Terranern wie auch von ihm
selbst wieder verworfen worden.
Es gab kein sichereres Gefängnis als die Insel.
“Faul?" erkundigte sich Termoil und wickelte den Fisch
in einige grüne und frische Blätter.
“Ich denke nach", grunzte Braddox und blinzelte in die
Sonne. “Fast wie Sol, nicht wahr?"
“Blau wäre sie mir lieber", meinte Termoil und
setzte sich in den warmen Sand. “Dann würde ich wenigstens
nicht immer an Terra erinnert. Weißt du, ob Dermot es bald
geschafft hat?"
“Das Funkgerät?" Braddox gähnte. “Es
ist auch für einen erfahrenen Funktechniker nicht so einfach,
aus den unterschiedlichsten Bauteilen ein brauchbares Gerät
zusammenzubasteln. Mit dem Empfänger scheint es ja halbwegs zu
klappen, wenigstens auf Normalbasis. Also kein Hyperfunk. Aber der
Sender bereitet Schwierigkeiten. Außerdem würde der auch
nur lichtschnell arbeiten. Nur ein Zufall könnte uns da helfen."
“Ein terranisches Schiff in diesem Sektor? Höchst
unwahrscheinlich."
“Warum denn? Man hat unsere beiden Schiffe längst
vermißt und wird Nachforschungen anstellen. Unsere
gelegentlichen Positionsmeldungen geben genügend Hinweise,
unsere Spur zu finden. Zumindest kennt man den Sektor, in dem wir
verschwanden."
Termoil schüttelte den Kopf.
“Ich kann immer noch nicht begreifen, wie wir auf diese
Thuaner hereinfallen konnten. Vor allen Dingen begreife ich nicht,
warum sie es getan haben."
“Sie haben es uns gesagt", erinnerte Braddox. “Sie
wollen isoliert bleiben. Die schlechten Erfahrungen, die ihre
Vorfahren machten, schufen ihre heutigen Gesetze. Seien wir froh, daß
sie uns am Leben ließen."
“Aber
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