PR TB 233 Die Insel Der Verbannten
diesmal. Der Planet Thuan
war auf Invasoren aus dem All vorbereitet. Auf beiden Kontinenten
warteten unterirdische Abwehrforts auf etwaige Angreifer. Ihre
Bewaffnung reichte von wirksamsten Narkosegeschützen bis hin zu
energetischen Kanonen und sich selbst ins Ziel lenkenden Atomraketen.
Der Wunsch nach absoluter Isolation, das hatten die
Wissenschaftler herausgefunden, entsprang dem genetischen
Erinnerungskode der Thuaner. Vor zehntausend Jahren etwa, so lautete
die offizielle Version, war Thuan von einer unbekannten Zivilisation
angegriffen und erobert worden. Überjene Zeit gab es keine
Unterlagen, denn die Besatzer hatten alle Aufzeichnungen verboten.
Später waren sie verschwunden, denn es gab nichts mehr zu
plündern. Es hieß, daß ihr Volk an einer anderen
Stelle der Galaxis in schwere Kämpfe verwickelt sei. Sie kehrten
nie mehr zurück.
Die Thuaner hatten ihre Lehren gezogen, und das Resultat war ein
Planet, der einer riesigen Festung glich.
Trotzdem bereitete Patrona das Auftauchen des fremden Raumschiffs
mehr Sorgen, als er sich selbst eingestehen wollte. Bewies es doch,
daß die Tarnung nicht vollkommen war.
Kehrte der längst vergessene Feind zurück?
In seinem Heim, das er allein bewohnte, erwartete ihn zu seiner
Überraschung der Zweite Rat, sein potentieller Nachfolger, der
Chefwissenschaftler Caldon. Die beiden Männer verband eine
aufrichtige Freundschaft, auch wenn sie nicht immer der gleichen
Meinung waren.
Der Besuch war um so erstaunlicher, als sie heute nachmittag noch
an einer gemeinsamen Sitzung teilgenommen hatten, die wegen des
Auftauchens des fremden Raumschiffs einberufen worden war.
Wenn Patrona über die Störung ärgerlich war, so
ließ er es sich nicht anmerken.
“Ich bin müde", sagte er nach der kurzen
Begrüßung, “aber für einen guten Schluck dürfte
noch
Zeit sein."
“Es ist wegen des fremden Objekts", entschuldigte sich
Caldon und folgte dem Ersten Rat ins Wohnzimmer. “Sein
Auftauchen scheint mir ein Beweis dafür zu sein, daß man
uns entdeckt -oder gar wiederentdeckt hat. Es kann kein Zufall sein."
Patrona brachte die Getränke und nahm ebenfalls Platz.
“Du kennst meine Meinung zu diesem Problem, Caldon. Die
beiden anderen Schiffe stammten von dem selben Planeten. Sollte das
auch bei diesem dritten der Fall sein, gebe ich dir recht: es ist
kein Zufall. Die Frage ist, ob wir diesmal genauso verfahren wie die
beiden anderen Male." “Warum sollten wir nicht?"
“Das Erscheinen eines dritten Schiffes beweist doch, daß
man uns entdeckt hat und Kontakt wünscht. Die Aussagen der
Besatzungsmitglieder der ersten beiden Einheiten bestätigen das
zum Teil. Ich bin darum für eine Änderung unserer Taktik.
Jene Fremden, die sich Terraner nennen, sind hartnäckig. Nur
dann, wenn wir ihnen mit aller Deutlichkeit klarmachen, daß wir
unsere Ruhe haben wollen, sind sie vielleicht davon zu überzeugen,
daß sie nichts in unserer Region zu suchen haben."
“Mit aller Deutlichkeit...?" dehnte Caldon seine Frage.
“Ja! Und ich habe da auch schon einen Plan. Du wirst mir
zustimmen müssen, daß es wenig Sinn hat, eine Rückkehr
dieser Erkundungsschiffe zu ihrer Heimatwelt zu verhindern, wie wir
es getan haben. Sie müssen ganz im Gegenteil zurückkehren
und berichten, und dieser Bericht sollte so aussehen, daß den
Fremden für immer die Lust vergeht, noch einmal bis hierher
vorzustoßen."
“Und wie möchtest du das anstellen, Patrona?"
Der Erste Rat leerte sein Glas und stellte es hart auf den Tisch
zurück.
“Wir werden ihnen eine Demonstration unserer Macht geben,
mein Freund, und zwar gründlich. Die Mittel dazu sind
vorhanden."
Caldon lehnte sich zurück, ohne sein Unbehagen zu verbergen.
“Du weißt, wie sehr ich Gewalt verabscheue, Patrona.
Die Mehrheit des Rates denkt genauso. Du wirst auch diesmal mit
deinen Vorschlägen kein Glück haben."
Patrona lächelte flüchtig.
“Ich kann mich noch immer auf das Notgesetz berufen, das mir
das Recht der alleinigen Entscheidung zubilligt."
“Dann wirst du dich in zwei Jahren vor dem Volk verantworten
müssen."
Abermals lächelte Patrona, diesmal überlegen und
siegessicher.
“Natürlich, und es gibt da nur zwei Möglichkeiten:
wenn meine Methode Erfolg hat, werde ich in Ehren entlastet. Und wenn
nicht, wird niemand mehr da sein, um über mich zu richten. So
einfach ist das."
“Du bist also diesmal nicht zu einem Kompromiß
bereit?"
“Nun, eigentlich liegt die letzte Entscheidung darüber
nicht bei
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