PR TB 236 Die Stadt Der Zukunft
Aufgaben zu
erfüllen.
Nun, kurz und gut, aus einsichtigen Gründen hat Grimshaw
Abstand von Ihrem ursprünglichen Plan genommen, repräsentative
Durchschnittsbürger als Testbewohner für MAMMA-1
auszuwählen. Rast plädierte für. nun, für härtere
Kaliber, um es einmal so auszudrücken, und der Generaldirektor
konnte sich seinen Argumenten nicht verschließen. Immerhin sind
wir auf weitere Finanzmittel des Imperiums angewiesen, wenn MAMMA in
die Serienfertigung gehen soll.«
»Härtere Kaliber?« wiederholte Milwony heiser.
»Warum erfahre ich erst jetzt davon? Der Großversuch
soll in einer Woche beginnen, und ich kann in dieser kurzen Zeit das
Auswahlprinzip unmöglich umwerfen. Meine ganzen Vorbereitungen.«
Kuschel winkte ab.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Gene«, erklärte er
mit falscher Freundlichkeit. »Grimshaw war von Rasts Idee so
begeistert, daß er dem Urban-Designer die Auswahl der
Testbewohner überlassen hat.« Er lächelte starr.
»Offenbar hält der Generaldirektor Sie für, hm,
befangen.«
Die Panik wich kalter Wut. Milwonys Augen blitzten gefährlich.
»Das lasse ich mir nicht bieten«, zeterte er. »Das
ist ein Dolchstoß in meinen Rücken, und ich lasse mir
nicht von einem schmierigen Bastard wie Rast mein Lebenswerk
verhunzen. Ich werde zu Grimshaw gehen und ihm
sagen.«
»Was?« fragte Kuschel interessiert. »Daß
MAMMA nur unter optimalen Bedingungen funktionieren kann? Daß
die Stadt der Zukunft ungeeignet ist für die ganz normal
verdrehten Menschen der Gegenwart? Grimshaw wird Sie feuern und MAMMA
einstampfen. Und Rast hat gewonnen. Wollen Sie das?«
Kuschel hatte recht, erkannte Milwony.
Ein geschickter Schachzug seines Konkurrenten. Wahrscheinlich
würde der Urban-Designer den finstersten Bodensatz der
menschlichen Gesellschaft zusammenkarren und nach Finnland schaffen,
in der Hoffnung, daß MAMMA bei der Konfrontation mit dem
alltäglichen Wahnsinn der Menschheit versagte und so Rasts
eigenes urbanes Wohnmodell wieder zum Tragen kam.
Milwony schauderte, als er sich an Rasts Modell erinnerte.
Eine Stadt wie eine Festung. Starr, kalt, statisch. Bunkerartige
autonome Wohneinheiten ohne die Möglichkeit direkter Kontakte
zwischen den Einwohnern. Soziale Kommunikation nur über die
Teleinformationssysteme. Barrieren, wo Freiräume nötig
waren; technische Kälte statt menschlicher Wärmevereinzelung
als Programm, unter dem fragwürdigen Vorwand, daß die
Vermassung für alle Probleme des modernen Großstadtlebens
verantwortlich waren.
Er räusperte sich.
»MAMMA ist perfekt«, versicherte er. »Sie wird
mit jedem fertig. Im Vergleich zu MAMMA ist jede andere Stadt die
reinste Hölle. Selbst der Teufel wird zu einem Engel, wenn er
zwei Monate lang in MAMMA lebt. Ich nehme die Herausforderung an.
Rast wird sich noch wundern.«
Kuschel kicherte erneut.
»Das ist die richtige Einstellung«, lobte der SD-Chef.
»Mut und Optimismus; Sie können gar nicht anders als
gewinnen, Gene.«
Das Dröhnen der Gleitertriebwerke veränderte sich. Die
Maschine verlor an Höhe und Geschwindigkeit und näherte
sich einer Insel im Zentrum eines großen, fast runden Sees.
Sie hatten ihr Ziel erreicht.
MAMMA-1 - die erste Multifunktionelle Adamasische Metropole Modell
A.
5.
Auf den ersten Blick erinnerte MAMMA-1 eher an einen
blasenwerfenden grauen Pfannkuchen als an eine Stadt.
Die Insel war von hochgeschossenen Kiefern umgeben, die sich einem
grünen Wall gleich längs der Küste zogen und weiter
landeinwärts Flechten und niedrigen Gräsern wichen. Ein
Gebiet von drei mal vier Kilometern Größe bestand aus
dunklem Felsgestein, und der unfruchtbare Boden hatte es Milwony und
der Technischen Abteilung Whistlers erspart, die Vegetation zu roden,
um Platz für die Adamasische Metropole zu schaffen.
Die Abgeschiedenheit der nur dünn besiedelten finnischen
Provinz Terras
bot die besten Voraussetzungen für einen störungsfreien
Verlauf des Großprojekts.
Das zwölf Quadratkilometer große eigentliche
Stadtgebiet war lückenlos von jener seltsamen grauen Masse
bedeckt. In ihrem Zentrum ragten drei Höcker empor; jeder war
etwa zehn Meter hoch und halb so dick.
Das war alles.
»Nicht viel für eine Stadt«, knurrte Torwin
Wismut Rast höhnisch, als die Männer und Frauen, mit
Milwony an der Spitze, den Gleiter verließen, der auf dem
grasbewachsenen Streifen zwischen Baumgürtel und Stadtgebiet
niedergegangen war.
Gene Milwony ignorierte die Bemerkung.
Er atmete tief die würzige,
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