PR TB 238 Kampf Der Tausend Schiffe
halb auf den
Wellen reitend, mit nutzlos knallenden und flatternden Segeln, aus
den Riemenlöchern schenkeldicke Speere mit Flammen an den Enden
und brennenden Spitzen ausstoßend, schoß die GÖTTERSTURM
durch die Reihen der Perser und in die Richtung der Insel Psyttaleia.
Recabarren riß seine Blicke nur mit Mühe von dem
schwarzen Schiff los, das derart ungewöhnliche Heldentaten
vollbrachte. Fassungslos murmelte er:
»Bei Zeus! Bei Poseidon! Sie kämpfen wie Leonidas, den
ich habe sterben sehen.«
Er stand neben dem Steuermann seiner VERFLUCHT SEI XERXES. Die
Mannschaften, welche die beiden Skorpione und die Katapulte
bedienten, schufteten wie die Rasenden. Ihre halbnackten Körper
waren jetzt, drei Stunden nach Beginn der Kampfhandlungen, von
salzigem Schweiß bedeckt. Sie kurbelten die Arme zurück,
spannten die Seile und luden tönerne Kugeln in die Löffel.
Die Kugeln, die viele unregelmäßige Löcher hatten,
waren mit Flachs gefüllt, das man in Öl und Erdpech
getaucht hatte. Auf dem Deck zogen sich alsbald schwarzschmierige
Spuren dahin. Der Meister des Katapults hob den Balken, der das Gerät
kippte und drehte, und er schätzte mit der Sicherheit eines
erfahrenen Mannes, der oftmals das Ziel getroffen hatte, die
ballistische Flugbahn ab und glich die Bewegungen denen der VERFLUCHT
an.
»Fackel!« donnerte seine Stimme. Ein Mann senkte die
Fackel und entzündete die mehr als kopf große Kugel in der
kupferausgekleideten Schale.
Im selben Moment riß der Schütze eine Sperre zur Seite.
Der Löffel, fast zweimal mannslang, schnellte mit äußerster
Wucht in einem
Kreisausschnitt nach oben und schlug dumpf dröhnend gegen das
Querjoch. Alle Schiffstraversen erbebten bei diesem Schlag. Die Kugel
stieg brennend und eine Rauchwolke hinter sich herziehend, auf,
verharrte am Scheitelpunkt der Bahn nur kurze Zeit und senkte sich in
immer schneller werdendem Sturz zwischen den Masten auf das
anvisierte persische Schiff. Sie zerschellte auf den Decksplanken,
und sofort loderte Feuer auf. Brennendes Öl und Pech tropften
nach unten und nach innen, versengten die Rücken der Ruderer und
entzündeten die ausgetrockneten Planken.
Der Grieche rannte zum nächsten Katapult, in dessen Korb
vierzehn kurze Wurfspeere ein Bündel bildeten, dessen Spitzen
aufwärts deuteten.
Schon während er rannte, zog man den Löffel des
Katapults in die waagrechte Lage zurück und goß Wasser
über die Seile.
Dann erdröhnte das Schiff unter dem Anprall, als sich der
Skorpion wie ein gigantischer Bogen entspannte, den Korb zwei
Mannslängen weit nach vorn schleuderte und dann einen
Hagelschwarm rasender, blitzender Speere über das Deck des
Persers jagte. Die Speere durchdrangen die persischen Schilde,
bohrten sich durch die Panzer und erschienen wieder zwischen den
Schulterblättern oder den Brustkörben der Krieger, die
mehrere Schritte weit wie Strohpuppen durch die Luft geschleudert
wurden.
Eine Feuerkugel stieg nach rechts auf, die andere nach links, die
todbringenden Geschosse töteten viele Perser. Wieder hinterließ
das griechische Kampfschiff, dessen Bewaffnete das Deck nicht
verließen und hinter den festgebundenen Schilden mit den
schweren Bogen nur gezielte Pfeilschüsse abgaben, eine
Doppelreihe waidwund geschossener persischer Schiffe. Die Riemen
hoben und senkten sich; in diesem Schiff saß ein Flötenspieler
und gab mit seinem Hirteninstrument den Takt an.
Wieder drehte sich Recabarren um.
Sie hatten ein persisches Schiff passiert, dessen Schützen
sie mit Pfeilen buchstäblich gespickt hatten. Überall
steckten die Geschosse und wippten im Takt der Ruderschläge.
Einige Verwundete stolperten, von den Kameraden gestützt,
schreiend und fluchend unter Deck. Recabarren schaute dorthin, wo
sich das Schiff des Ägypters mit seinem seltsamen Freund befand,
der angeblich ein persischer Überläufer sein sollte und ein
Wundarzt. Nebel breitete sich aus, schauerliche Töne erklangen,
und das schwarze Schiff, dessen vorderstes Segel nur noch schwelte
und in rauchenden Fetzen von der Rah hing, pflügte die Wellen.
Es fuhr auf drei Perser zu, die einen einzelnen Griechen verfolgten,
dessen Segel sich schwer blähte und das Schiff auf die östliche
Landspitze von Kyno Sura zutrieb.
»Nach Backbord. Dort hinüber!« befahl Recabarren.
Der Steuermann sah ihn fragend an; sein Blick unter dem eisernen Steg
des Helms war unsicher.
»Warum kämpfen wir nicht wie die anderen, Recabarren?«
Der Kolonialgrieche deutete mit
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