PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten
weil ihr uns vor Augen geführt habt, wie es uns
hätte ergehen können.«
»Als Sieger«, wandte Charis ein, »ist er milde,
gerecht und ritterlich.«
»Er wird Susa als Sieger kennenlernen.«
Die Perser musterten unsere Sättel und Steigbügel ebenso
neugierig wie die Ausführung der einfachen Zelte, die aus dem
Gepäck als Stangenbündel hervorragten. Wir unterhielten uns
noch lange über die Stadt, das sterbende Perserreich und die
Landschaft, die vor uns lag. Susa, am südlichen Ende des
Königswegs, war vom ersten Darius erbaut worden und hatte
inzwischen eine Ausdehnung von rund sechs Parasangen. Nach der
Schilderung begannen wir zu ahnen, daß unsere Luftaufnahmen uns
nicht alles gezeigt hatten.
»Die Beute, die Alexander in Susa machte, war immens. Rund
vierzig tausend Silbertalente und neuntausend geprägte Dareiken
fand er in der persönlichen Schatzkammer von Darius. Die Stadt
ist prunkvoll. Goldene Platanen über den Betten, zweihundert
Jahre alte Purpurstickereien, ähnliches mehr. Alexander opferte
griechischen Göttern und hielt griechische Kampfspiele ab. Ein
wenig befremdlich war es, als Alexander auf den Thron
des Darius kletterte; als Schemel für seine kurzen Beine
brauchte er einen Tisch. Alexander setzte neben dem persischen
Satrapen eine Garnison ein, samt General und Schatzmeister und einen
Stadtkommandanten. Für die Mutter des Darius und die Kinder
wurde ein Lehrer für griechische Sprache bezahlt. Interessant
wird sein innerer Zustand, Alexanders Überlegungen, meine ich.«
Ich machte eine Pause, wischte mein Gesicht mit einem nassen,
kühlen Tuch ab und schwitzte sofort wieder. Es war brütend
heiß in Susa. Rico versuchte, unsere Erlebnisse und Gedanken
zusammen mit den optischen Informationen zu speichern. Vielleicht
gelang es uns, ES wenigstens vorübergehend zu überlisten.
Überdies würde es einfach sein, mit Hilfe der Computer aus
vielen einzelnen wissenschaftlichen Kenntnissen und unserer
Unterstützung effizientere Programme zu entwickeln - für
die Barbaren.
»Bisher rächte er Xerxes' Untaten. Die letzte wichtige
Stadt für dieses sein Alibi ist Persepolis. Bis dorthin sind es
siebenundachtzig Parasangen, die er über schwierige Straßen
und Pässe zurücklegen muß. Kurz vor dem Beginn des
neuen Jahres brach er auf und mußte nach vier Tagen erkennen,
daß auch die Landschaft sich völlig verändert hatte.
Ab jetzt waren die Makedonen Fremde in einem wilden, nie gekannten
Land. Nomaden überfielen das Heer und wurden blutig
zurückgeschlagen. Hundert Pferde, dreihundert Maultiere und
dreißigtausend Schafe zahlten sie als Strafe und für ihr
Leben.
In einer Schlucht überfiel seinen Teil des Heeres ein starker
persischer Verband. Parmenion führte den Troß und die
Schwerbewaffneten auf einem anderen Weg nach Persepolis. Charis und
die Gefährten sind bereits dort, ich folge mit dem Gleiter. Ein
kleiner Teil des Heeres umging die Falle in der Schlucht, in der
Steinlawinen die Makedonen erschlugen. Eine Abteilung
Leichtbewaffneter umging auf einem Ziegenpfad die Verteidiger, fiel
in ihren Rücken ein, und auf ein Fanfarensignal rückten
beide Teile der Makedonenkrieger zugleich auf die Perser los. Die
Perser wurden bis auf wenige Ausnahmen erbarmungslos niedergemetzelt.
Als die ersten Flüchtenden Persepolis erreichten, ahnten die
Einwohner, daß ihr Schicksal besiegelt war. Sie verweigerten
ihren eigenen Leuten den Einlaß.
Charis berichtete mir:
Das leicht erregbare Gemüt Alexanders wurde, nachdem er die
Ebene Marv'-i-dasht überwunden hatte, auf eine zweifache Probe
gestellt. Hier kämpfte er nicht mehr für Städte, die
sich gern von der persischen Herrschaft befreien ließen. Er
kämpfte in Persien gegen Perser. Er, der Fremde, war vom Rächer
zum Eroberer geworden. Kurz vor Persepolis stieß das Heer auf
weniger als tausend Männer, meist ältere Griechen mit ihren
Familien. Sie waren als Handwerker und Sklaven von persischen Königen
aus Griechenland verschleppt worden.
Alexander weinte tatsächlich, als er den Zustand der Greise
sah. Alle waren verstümmelt worden. Jene Gliedmaßen, die
sie für ihre Tätigkeit nicht
benutzten, waren abgeschnitten worden. Die Verstümmelten
baten ihn um Hilfe, und er gewährte sie in überschwenglichem
Maß. Er wollte die Familien nach Griechenland zurückbringen
lassen. Sie lehnten ab und sagten, dort wären sie verstümmelte
Fremde, und hier blieben sie unter den gewohnten Gefährten ihres
Zustands. Alexander beschenkte
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