PR TB 242 Herr Der Hundert Schlachten
flüchten
versuchten, wandten sich hin und wieder an uns. Sie fielen den
Pferden in die Zügel und flehten uns an. Sie schienen uns für
Heerführer oder Freunde Alexanders zu halten. Ich deutete nach
rechts und links, und Atomas und Atagin brachten die Leute zurück
in ihre Häuser. Dort blieben sie stehen und trieben die
Makedonen zurück. In den Häusern herrschten Zerstörung
und Wirrwarr, die Räume waren vom Klagen und Wimmern der
Ausgeplünderten erfüllt. Endlich zogen sich die Makedonen
aus diesem kleinen Ausschnitt der Stadt zurück
es gab nichts mehr, was es zu rauben lohnte. Die Gefährten
trabten auf uns zu.
Ihr Gesichtsausdruck schilderte deutlich, was sie erlebt hatten.
Ein wilder Haufen Makedonen kam aus den niedergebrochenen Toren
eines langgestreckten Gebäudes heraus. Die schleppten
offensichtlich Nahrungsmittel, teilweise in Säcken und in den
zusammengedrehten Mänteln. Ihr Atem dampfte. Ihre Tuniken waren
von Wein getränkt. Ein Krug platzte, als sie durch die Trümmer
der Statuen und zierlichen Säulen trampelten. Blutrot ergoß
sich Wein über den Marmor und die Bruchstücke anderen
wertvollen Steins. Sie waren völlig betrunken. An ihren Fingern
funkelten Ringe mit riesigen Steinen, an den Handgelenken klapperten
Schmuckbänder. Sie fielen gegeneinander, als sie lachend und
grölend davonstolperten, auf den Rand der Stadt zu.
Einige Trabschritte weiter sahen wir abermals eine Szene, die uns
den Wahnsinn und das Chaos treffender schilderte als viele andere
Beobachtungen. Die Makedonen hatten ein Feuer angefacht.
Aus Feuerholz und zerschlagenen Möbeln, zierlich gearbeitet
und mit Intarsien verziert, prasselten Flammen. Balken und Bretter
aus zerschmetterten Türen wurden von zitternden Sklaven
herbeigeschleppt und ins Feuer geworfen. Die Sklaven trugen die
Spuren von Mißhandlungen.
Die Frauen wurden gezwungen, den Griechen Wein zu bringen. Die
Söldner saßen auf Hockern und den Fragmenten der
zerschmetterten Statuen. Ein jeder von ihnen war berauscht, klatschte
unrhythmisch in die Hände und gaben einigen zitternden Musikern
einen schauerlichen Takt an. Um die Flammen tanzten Mädchen und
junge Frauen. Wen sie aufhören wollten, schüttete man Wein
über sie, bedrohte sie mit Lanzenspitzen oder schlug sie mit
Bogensehnen.
Jeder Makedone hatte Beute neben sich aufgestapelt. In den Gürteln
steckten juwelenverzierte Dolche und Schwerter mit goldenen Griffen.
Unter den Sandalen, aus denen die schmutzigen Zehen hervorsahen,
klirrten Münzen. Zwei Krieger schlugen in erbitterter Wut
aufeinander ein. Aufkreischend, weil ihr Haar den Flammen zu nahe kam
und zu schmoren anfing, rannte ein ungewöhnlich schön
gewachsenes Mädchen auf uns zu. Wir lenkten unsere Pferde auf
die trinkende, grölende Gruppe zu. Ich überlegte
fieberhaft, wie wir die Makedonen beschwichtigen konnten.
Versprich ihnen mehr Gold, mehr Beute! riet der Logiksektor.
Ein kräftiger Guß aus dem Weinkrug löschte das
rauchende Haar des Mädchens. Die Nackten froren trotz der
mannshohen Flammen jämmerlich. Ihre Füße bluteten,
weil sie unentwegt in Scherben und Glutstücke traten. Ich hob
den Arm und rief laut:
»He! Makedonen am Feuer! Ihr wißt nicht, wo die gute
Beute ist!«
Wein tropfte von den Kinnen, die Bewegungen waren schwerfällig,
und die Augen schienen nicht nur vom beißenden Rauch zu tränen,
als einige Makedonen aufsprangen. Zwei Mädchen drückten
sich zitternd an die Sättel von Athyra und Atares.
»Ihr seid es, die Ehernen«, lallte ein Krieger. »Hier!
Trink, Fremder!«
Er schwankte auf mich zu und gab mir einen prachtvollen Metallkrug
mit schmalen Henkeln. Ich nahm einen Zug und wischte über meinen
Mund.
»Dank dir, tapferer Peltast«, sagte ich. »Warum
plündert ihr diese Häuser, wenn es im Palast noch mehr Gold
gibt? Münzen und Barren sind leichter zu schleppen als
Geschmeide.«
Die Musiker hörten auf, als sich das Interesse aller am Feuer
plötzlich uns zuwandte.
Zwei Frauen flüchteten zurück ins nächstgelegene
Haus. Ich deutete auf den Palast, dessen Säulen und
Zedernholzdächer über die Baumwipfel herübersahen.
»Ihr müßt schnell rennen. Die Berittenen
Kampfgefährten schleppen das Gold weg. Ich rede nicht von
Alexanders Schatz.«
Einige Makedonen kamen auf ihre Füße, rafften die Beute
zusammen und schwankten davon. Die anderen blieben unentschlossen.
Wir ritten, noch immer die Mädchen zwischen uns, langsam näher
an das riesige Feuer heran. Die Sklaven standen starr da
Weitere Kostenlose Bücher