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PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

Titel: PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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registrierte sinnlose Einzelheiten. Ich begriff nicht, was der
Extrasinn schrie. Ich war innerlich und äußerlich gelähmt,
unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
Charis hatte sich mit äußerster Sorgfalt geschminkt, ihr
Haar lag auf dem Kissen, als habe sie versucht, im Tod besonders
schön auszusehen - für mich. Sie trug das Kleid aus
Ptah-Sokars Stadt. Sie hatte all ihren Schmuck angelegt. Ihr Gesicht
strahlte Ruhe und ein winziges Lächeln aus. Ich war innerlich
wie vereist, und sinnlos tanzten die Lettern, als ich zu lesen
versuchte.
    Mein einziger Geliebter,
    Du hast gesehen, was ich getan habe. Niemals mehr würde es
wie vorher gewesen sein. Ich kann dieses Grauen nicht einmal mit Dir
teilen, mit Atlan, der alles versteht.
    Grauen? Ich verstand nichts. Ich hörte nur die Flöte aus
dem Garten; Töne, die sich in mein Bewußtsein kerbten wie
Dolchschnitte. Ich legte meine Hände, die das Pergament hielten,
auf die Knie, weil sie so stark zitterten, daß ich nicht
weiterlesen konnte. Meine Tränen tropften auf das Pergament.
Bruchstückweise las ich weiter. Sie ist tot, wiederholten meine
Gedanken unaufhörlich.
    Seit Pattala weiß ich, daß ich unser Kind trage. Ich
glaube fest, daß es ein Sohn wird.
    Mir wurde übel. Ich wankte hinaus auf die Terrasse, prellte
meine Schulter an der Mauer und spie, bis mich ein Schüttelfrost
hilflos umherwarf. Irgendwie schaffte ich es, ins Zimmer
zurückzukommen. Ich suchte das Pergament, um weiterzulesen - ich
war nicht mehr ich selbst. Das Gefühl einer Leere, wie ich sie
noch nie gekannt hatte, verdrängte jeden anderen Schmerz. Ich
fand die Rolle und versuchte, weiterzulesen.
    Alexander lief mir heute nach, als ich mit Amynta zum Markt ging.
Er umschmeichelte mich, er war betrunken. Er schickte Amynta weg, zog
mich in ein Zelt, ich wehrte mich und sagte, daß ich deinen
Sohn trage.
    Er sagte, dann würde ich Zwillinge zur Welt bringen, und
einer davon wäre von einem Gott gezeugt. Dann nahm er mich mit
Gewalt, und ich hatte meinen Dolch nicht am Gürtel.
    Noch immer hörte ich die Flöte. Es dunkelte, ohne daß
ich es merkte. Ich las weiter und war mir nicht bewußt, daß
mein Herz unter der Knochenplatte der Brust so heftig hämmerte,
daß jeder Pulsschlag meinen Blick verdunkelte. Noch immer
rasten meine Gedanken in wirren Kreisen und Spiralen.
    Ich badete mich und trank Wein. Was geschah, kann nicht
weggewaschen und betäubt werden. Ich weiß, daß Dein
Schmerz so groß ist wie meiner. Aber er wird kürzer sein,
geliebter Atlan, denn Du wirst alles vergessen können. So wie
ich. Bis zu diesem Tage - denke an mich. Niemand hat Dich mehr
geliebt als Deine Charts.
    Mir war, als sei ich zu Stein erstarrt. Das Pergament fiel zu
Boden. Der Fötenspieler hörte nach einer Weile auf und ging
fort. Ich schleppte mich zum Sessel und versuchte, zu mir zu kommen.
Welch ein grausiges Ende. Alle Vorsichtsmaßnahmen, alle
Behutsamkeit und jede Form von Tarnung. sie hatten nichts genutzt.
Alexander! Er hatte, ohne nachzudenken, in seiner gottähnlichen
Trunkenheit mir alles genommen, was auf diesem Planeten einen
sicheren Wert besaß. Ich war doppelt allein. Charis nahm sich
seinetwegen das einzige, worüber sie verfügen konnte: das
Leben. Die Stunden Vergingen, und irgendwann - viel später
erfuhr ich, daß es früher Morgen war - berührte mich
Gambre, der weißhaarige medische Diener, an der Schulter.
    »Herr«, sagte er. »Ich fürchte mich, wenn
ich dein Gesicht ansehe. Trinke heißen Wein und schlafe. Der
Schlaf ist gnädig.«
    Ich murmelte verstört:
    »Nimm Geld aus der Truhe. Sie soll am Fuß eines großen
Baumes begraben werden. Tue alles, ohne mich zu fragen.«
    Ereignislos, quälend und mit immer neuen Schreckensbildern
verstrich die Zeit. Irgendwann löste ich mich aus meiner Starre
und trank Wein, bis es mir schwindelte. Dann schlief ich in
irgendeinem Winkel. Alles war mir vollkommen gleichgültig
geworden. Ich erwachte, trank wieder und fand mich eines Tages am
offenen Schacht eines Grabes, in dem etwas lag, das in viele weiße
Tücher gewickelt war und nach seltsamen Salben roch. Ich half
Menschen, die ich noch nie gesehen hatte, beim Schaufeln und ging
davon,
    noch immer betrunken und halb von Sinnen. Wieder vergingen einige
Tage oder Ewigkeiten, und plötzlich wachte ich auf.
    Von einem Augenblick zum anderen war ich wach. Ich lag ausgezogen
auf meinem Lager. Ich wußte sofort, wer ich war und wo ich mich
befand. Die Vergangenheit lag

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