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PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers

Titel: PR TB 245 Das Ende Eines Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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antwortete er.
    »Ich frage, weil ich glaube, daß das Orakel dir damals
gewisse Regeln auferlegt hat.«
    »Wie du gehört hast«, antwortete er voller
Ungeduld, »vergesse ich niemals die geringste Kleinigkeit.«
    Ich hob grüßend den Arm und ging langsam durch die
Korridore, an den Eunuchenwächtern vorbei, hinaus in den Park.
Viele Gesichter, besonders aus der engsten Umgebung Alexanders,
kannte ich noch, und die Männer begrüßten mich
freundlich und rauh. Sie wußten, welch seltsame Stellung ich
bei ihrem Herrscher einnahm. Die Stadt hatte sich in ein Heerlager
verwandelt, innerhalb und außerhalb der Mauern. Überall
wurde gearbeitet, die Truppen führten Scheinkämpfe, auf dem
Fluß übten die Mannschaften mit den Schiffen.
    An einem der nächsten Tage führte mich der Bote in den
Nebenflügel des Palasts. Alles war bereit, sieben junge Männer
erwarteten mich mit dem gesamten Material. Durch große
Öffnungen flutete helles Sonnenlicht in den Raum und wurde von
dünnen Vorhängen gefiltert. Truhen standen da, voller
Kartenrollen. Die Schrittmesser Alexanders hatten massenhaft
Kartenmaterial erstellt, jede Karte schien einen anderen Maßstab
zu haben. Ich ging langsam und methodisch vor; ich beherrschte die
Kunst des Kartenzeichnens mittlerweile gut genug. ES hatte, was
dieses Wissen betraf, offensichtlich keinen Grund darin gesehen, auch
diese Erinnerungen zu sperren.
    Auf dem größten Tisch ließ ich Pergamente zu
Vierecken schneiden und aneinanderheften, bis eine Fläche von
sieben zu zwölf Ellen entstanden war. Den Rest des Tages
verbrachten die Zeichner damit, Fäden zu spannen und ein
Gitternetz aus dünnen, schwarzen Linien zu ziehen. Ich hatte das
Basisquadrat festgelegt und somit einen verbindlichen Maßstab
vorgegeben.
    Während sie zeichneten, sortierte ich die genauesten und
besten Karten von Makedonien und, ringförmig darum, von den
angrenzenden Gebieten heraus. Auch dies dauerte seine Zeit, denn fast
jede Karte mußte ich intensiv bearbeiten. Einige Tage später
begannen die Zeichner, das Zentrum unserer neuen Karte auszufüllen.
Sie maßen, verkleinerten, vergrößerten, legten
Städte fest, schrieben Namen und warteten darauf, daß ich
ihnen sagte, sie könnten endlich mit den wasserfesten Farben,
Griffeln und Pinseln zu arbeiten beginnen.
    In der Ruhe meines eigenen Raumes verglich ich die vielfach
überarbeiteten Karten mit den Höhenphotos, auf denen andere
Einzelheiten zu sehen waren. Die Beschreibungen der Bematisten und
meine Informationen ergänzten einander auf das Beste und
ergaben, freilich in quälender Langsamkeit, wirklichkeitsgetreue
Karten. Charis und ich spazierten an den Abenden durch die Stadt,
ritten an den Nachmittagen entlang der Kanäle, und in den
Nächten hörten wir das Lärmen der wilden,
berauschenden Feste, die der Hofstaat und vor allem Alexander
feierten.
    Auf den Stufen, die hinauf führten, saß ein
Halbwüchsiger und blies wechselnde Tonfolgen auf einer langen,
hölzernen Flöte. Ich nickte ihm freundlich zu und freute
mich auf den ersten Becher Wein zusammen mit Charis. Aus den Augen
des Jungen sprach tödliche Verlegenheit. Gewohnt, auf solche
Einzelheiten zu achten, legte ich die Hand auf meinen Dolch, der ein
getarnter Lähmstrahler war. Die Klinge rutschte halb aus der
Scheide, als ich die angelehnte Tür aufstieß und ins Haus
hinein horchte. Tiefstes Schweigen. Unruhe packte mich wie eine
eisige Faust, ich rannte weiter und rief alarmiert:
    »Charis! Gambre! Amynta!«
    Niemand antwortete. Ich rannte hinüber in den anderen Flügel,
nachdem ich in drei menschenleere Räume hineingeblickt hatte.
Vor dem geschnitzten Türrahmen hing schwer der weiße
Vorhang. Ich riß ihn zur Seite und sah, endlich, Charis. Sie
schlief, ausgestreckt auf ihrem Lager. Ich machte ein paar Schritte
und sah, daß sie tot war.
    Noch begriff ich nichts. In ihrem Schoß lag der kleine
Dolch, den sie stets trug. Ein getarnter Thermostrahler. Ich starrte
sie an und sah das fingergroße schwarze Brandloch in ihrem
Kleid, unter der linken Brust. Ihre Hand rutschte zur Seite, als ich
sie berührte. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schwerthieb. Ich
hörte mich aufstöhnen, eine Schwäche packte mich,
meine Finger und Knie begannen rasend zu zittern. Kraftlos fiel ich
auf den Rand der Liege, schwankte hin und her, und mein Blick fiel
auf die Pergamentrolle auf dem Tisch. Dreimal packte ich zu, die
Rolle fiel zu Boden, und auf allen vieren kroch ich hinzu und hob sie
auf.
    Ich

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