PR TB 247 Albatros
diesem Mann nicht.
Dies herauszufinden, hatte Poe nicht viel Zeit gekostet. Er sah
durch die Augen des kahlen Mannes, daß sich der Monitor zwar
aufhellte, aber kein Bild produzierte.
»He, Diana, kannst du mich hören?« rief der Mann.
Und Poe ließ ihn mit gesenkter Stimme hinzufügen:
»Fellmer? Jim! Ich bin es Poe. Ich bemächtige mich eines
der Rädelsführer, ohne daß die anderen es merken. Ich
werde ihm einsuggerieren, daß Diana Jim exekutiert hat. Das war
nämlich ihre Absicht.«
Poe ließ den kahlen Mann die Verbindung schnell
unterbrechen, bevor Jim sich melden konnte. Und er verschloß
sich Fellmers telepathischen Rufen.
Der Mann drehte den Kopf, genauso wie es Poe von ihm verlangte,
und rief zum Plantisch hinüber: »Alles in Ordnung. Diana
wird später zu uns stoßen.«
Der kahle Mann hatte seine Schuldigkeit getan. Poe vergewisserte
sich, daß er keine Ahnung von den tatsächlichen
Geschehnissen hatte, aber er ließ noch nicht von ihm ab. Er
ließ ihn zu den anderen zurückkehren und gab ihm die
Willensfreiheit zurück. Dabei drang er aber tiefer in seinen
Geist ein, ohne daß der Betroffene es merkte.
Poe wollte die Bereiche seines Unbewußten erforschen, wo
geistige Abläufe stattfanden, über die sich der Mann selbst
nicht klar war. Wenn er irgend etwas mit der Macht Seth-Apophis zu
tun hatte, dann würden die Informationen darüber in der
Tiefe seines Geistes begraben liegen.
Solche Hinweise fand Poe jedoch nicht. Nachdem er sein
Unterbewußtsein durchforstet hatte, konnte er sicher sein, daß
dieser Mann nichts mit Seth-Apophis zu tun hatte. Das bedeutete aber
nicht unbedingt, daß seine Geisteskrankheit auch nichts mit
Seth-Apophis zu tun hatte. Es gab nach allem, was Poe von Jim und
Fellmer wußte, vermutlich nur einen Schuldigen, nur einen
SA-Agenten, alle anderen waren selbst Opfer.
Auf seiner Expedition durch die verschiedenen Ebenen dieses
kranken Geistes machte Poe aber einige andere interessante
Entdeckungen. Das Krankheitsbild des kahlen Mannes erinnerte ihn
stark an gewisse Ergebnisse von Selbstbeobachtungen.
Auch er war auf ähnliche Weise krank gewesen, damals, in Moms
Garten, nachdem Empis Bruder ihm den Kampf angesagt hatte. Sein Geist
hatte sich verwirrt, seine Fantasie war geschwunden, und es hatte so
ausgesehen, als würde er unaufhaltsam dem Wahnsinn
entgegentreiben.
Poe wunderte sich zuerst über diese Parallelität, aber
allmählich begann er zu begreifen. Er fand so viele
Übereinstimmungen, nicht nur der Krankengeschichte, sondern auch
den Zeitpunkt des Ausbruchs der Seuche betreffend, daß er bald
Gewißheit bekam.
Die volle Wahrheit traf ihn wie ein Megakick. Sie erschlug ihn
förmlich.
O Mom, dachte er. Warum hast du das getan? Warum tatest du mir das
an?
Er war nun absolut sicher, daß die Amokläufer von
Lloyds Asteroiden an der Feißschen Krankheit litten. Daran
konnte es keinen Zweifel geben.
Poe kehrte in seine Unterkunft zurück. Er fühlte sich
fast so wie der leere,
gebrochene Mann, der sich Albatros nennen ließ. Nur mit dem
Unterschied, daß er noch seine Fantasie besaß. Poe sah
sich jedoch außerstande, sie in diesem Fall einzusetzen. Er war
subjektiv und traute sich eine gerechte Entscheidung nicht zu. Darum
beschloß er, die Verantwortung einem anderen zu übertragen.
Jim, ich werde dir meine Fantasie leihen, wisperte er seinem
ehemaligen Traumpartner zu. Damit sollte es dir möglich sein,
die Amokläufer zu heilen und die Gefahr zu bannen. Du hast
absolute Entscheidungsfreiheit, und ich werde mich deinem Urteil
beugen, wie immer es auch ausfällt.
9.
»Poe ist zurück«, sagte Jim.
»Woher willst du das wissen?« fragte Fellmer. »Ich
müßte in diesem Fall doch seine Gedanken empfangen.«
Jim schüttelte dazu verneinend den Kopf und sagte:
»Er hat sich bei mir gemeldet, und er machte so komische
Andeutungen.«
Sie stürmten durch die Verbindungstüren in Poes Kabine,
und da lag er. Er schien zu schlafen, aber er reagierte auf keinerlei
Weckversuche.
»So hast du ausgesehen, als Poe deinen Geist zu sich holte«,
stellte Jim fest.
»Träumt er?« fragte Fellmer und versuchte, seinen
Gedanken zu lauschen. Doch offenbar hatte er damit keinen Erfolg,
denn er sagte: »Er scheint überhaupt nicht zu denken. Er
muß mit seinem Geist sehr weit fort sein und sich in einen
Traum geflüchtet haben.«
»Ich gewisser Weise trifft das zu«, sagte Jim. »Aber
er ist näher, als du denkst.«
Fellmer sah ihn mißtrauisch an.
»Was kannst du schon
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