PR TB 248 Geiseln Der Sterne
Effekthascherei aus
war, war mir zutiefst zuwider, aber ich mußte mich damit
abfinden. Wer wie ich im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand,
konnte rund wie eine Kugel sein - es gab immer wieder Mitmenschen,
die selbst an einer glatten Oberfläche noch Ecken und Kanten
fanden, an denen sie sich reiben
konnten.
Was mich ein wenig überraschte, war das Fairplay der
politischen Gegner. Die Mehrzahl von ihnen versuchte nicht, die Gunst
der Stunde zu nutzen und ordentlich gegen Perry und mich vom Leder zu
ziehen, sondern führte einen Wahlkampf auf Sparflamme, vermied
weitgehendste persönliche Diffamierungen und beschränkte
sich auf Programmaussagen. Besonders taktvoll fand ich es, daß
alle Kandidaten bis auf einen ihre Termine auf FUN abgesagt
beziehungsweise verschoben hatten; auch auf Terra selbst fanden
politische Veranstaltungen und Massenkundgebungen nur in begrenztem
Umfang statt - von den die Regel bestätigenden Ausnahmen
abgesehen.
Ansonsten rahm das Leben seinen gewohnten Gang, vor allem hier auf
FUN. Die Leute wollten sich erholen, vergnügen, unterhalten
werden, und ich konnte ihnen das noch nicht einmal verübeln;
dazu waren sie ja schließlich hergekommen und hatten eine Menge
Geld dafür bezahlt. Eine Konzession hatten die kommerziellen
TV-Anstalten dieses Planeten an das Informationsbedürfnis der
Besucher gemacht: Anders als sonst sendeten sie zu jeder vollen
Stunde Nachrichten, zeigten im übrigen aber ihr gewohntes
Programm: Filme, Shows, Komödien und Musikübertragungen.
Ich hatte mich in meine Unterkunft an Bord der ALBERT EINSTEIN
zurückgezogen; um mich ein wenig abzulenken, hatte ich den
Fernseher angestellt. Der 2. Kanal übertrug live aus einer Halle
eine NonsensSportveranstaltung. »Freistilringen« war
angekündigt, Gegner auf der Matte waren ein Ertruser und
einhundert Siganesen, die mit Flugaggregaten ausgerüstet waren.
Der »Kampf« spielte sich in einem großen
Glassitwürfel ab, dessen Abdeckung aus einer trichterförmigen
Absaugvorrichtung bestand. Wann immer der Umweltangepaßte einen
Siganesen zu fassen bekam, schleuderte er ihn hoch, wo er vom
Luftstrom erfaßt und nach draußen befördert wurde;
er war damit aus dem Spiel.
Natürlich war die Sache ein unterhaltsamer Spaß, zu dem
die kleinen Kerle ihren Anteil beitrugen. Sie umschwirrten den Riesen
wie große Insekten, drückten ihm die Augenlider zu, so daß
der Ertruser blind umhertappte, bissen ihn in die Nase und
versuchten, sein Trikot herunterzuziehen; ernsthafte Versuche, ihn
mit dem Rücken auf die Matte zu werfen, unternahmen sie nicht,
denn dazu reichte auch die Kraft von hundert Siganesen nicht aus.
Wider Willen mußte ich lachen, als sich zwei der Winzlinge
an die Ohren des Umweltangepaßten klammerten, seinen Rücken
hinunterrutschten und in seinem Dreß verschwanden. Die Kamera
ging auf Ausschnittvergrößerung, so daß man deutlich
sah, daß die beiden wie wildgewordene Hummeln zwischen Haut und
Kleidung herumtobten.
Plötzlich flackerte das Bild, aus dem Lautsprecher drangen
Pfeiftöne, dann wurde der Schirm dunkel, erhellte sich wieder
und zeigte farbige Streifen. Ich dachte zuerst an eine Bildstörung,
aber dann empfing ich ein ganz anderes Programm, ohne umgeschaltet zu
haben. Auf der Mattscheibe erschienen Perry und Gucky!
Im ersten Augenblick zweifelte ich nicht daran, daß es sich
um Archivaufnahmen handelte, aber ein rascher Blick auf die Uhr
belehrte mich, daß die nächste Nachrichtensendung erst in
siebzehn Minuten an der Reihe war. Ich sah genauer hin - und zuckte
wie elektrisiert zusammen. Nicht nur die beiden Freunde waren zu
erkennen, sondern auch Gerslik und Ernestin, die Leibwächter.
Instinktiv drückte ich die Aufzeichnungstaste der Fernbedienung.
Die vier befanden sich in einem düsteren Raum, der mich fast
an einen mittelalterlichen Kerker erinnerte. An den Lippenbewegungen
wurde deutlich, daß sie sich unterhielten, aber nach wie vor
war nur dieser scheußliche Pfeifton zu hören. Abrupt brach
die Szene ab, die flächige Fratze einer steinernen Dämonenfigur
wurde eingeblendet; sie erinnerte mich fatal an Kunstwerke der Inkas
und Azteken.
Das nervtötende Geräusch verstummte, dafür war die
Stimme eines Mannes zu hören. Das Interkosmo war akzentfrei und
von jener Sterilität, als würde ein Nachrichtensprecher
eine Meldung vorlesen.
»Die Bilder beweisen, daß der Großadministrator,
Gucky und die Begleiter der beiden leben und bei bester Gesundheit
sind, aber sie sind gefangen
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