PR TB 250 Die Botschaft Der Migarer
allmählich steigerte, waren sie doch froh,
angeschnallt zu sein. Der Wasserwiderstand machte sich bemerkbar.
Bully schätzte, daß sie sich etwa zwanzig Meter unter
der Oberfläche hielten und das Meer hier nicht tiefer als
fünfzig Meter war.
Juma schien seine Überlegungen erraten zu haben.
»Das ist die durchschnittliche Wassertiefe in der Nähe
unseres Landes. Erst weit draußen fällt der Meeresboden
steil ab, aber dort halten wir uns sehr selten auf. Es ist dunkel
dort.«
»Und unser Ziel?« deutete Bully an.
»Liegt vor uns. Wir haben es in einer Stunde erreicht.«
Einmal begegneten sie einem größeren Schwarm Fische,
die dem Boot nur zögernd auswichen und keinerlei Furcht zeigten.
Juma erklärte:
»Sie werden bis zu einem Meter groß und dienen uns als
Nahrung. Manche von uns halten sie auch in Netzen und tauschen sie
gegen andere Lebensmittel ein. Es gibt riesige Farmen in den
Flachwassergebieten.«
Schon jetzt konnte sich Bully ein ungefähres Bild vom Leben
und der einfachen Gesellschaftsform der Migarer machen. Beides war,
vom Standpunkt einer technischen Zivilisation aus betrachtet,
primitiv und unkompliziert, aber wahrscheinlich gerade deshalb für
diese Welt das beste System.
Mehrmals passierten sie steil aufragende Felssäulen, in denen
dunkle Höhleneingänge sichtbar wurden. Um diese Säulen
herum tummelten sich ganze Gruppen von Migarern, die sich neugierig
dem vorbeiziehenden Boot näherten und die fremden Besucher
anstaunten. Dann kehrten sie wieder zu ihrem Spielplatz zurück.
»Die meisten von ihnen schienen mir kleiner zu sein als du«,
bemerkte Bully.
»Sie sind noch jung«, erklärte Juma. »Unsere
Kinder wachsen nicht bei den Eltern auf, sondern in Gruppen wie
dieser, die von Lehrern betreut werden. Dafür brauchen sich die
Lehrer nicht um die Nahrungsbeschaffung zu kümmern, das tun die
Eltern für sie und die Kinder.«
»Recht praktisch«, stellte Fellmer fest, »aber
bei uns wohl undenkbar.«
»In dieser Form - ja«, gab Ras ihm recht.
Juma deutete in Fahrtrichtung.
»Wir sind gleich da«, teilte er mit.
Bully kniff die Augen etwas zusammen, um besser sehen zu können.
Weiter vorn glaubte er so etwas wie eine dunkle Mauer erkennen zu
können, die vom Meeresboden bis knapp unter die Oberfläche
reichte. Begrenzungen nach rechts oder links verschwammen in tiefem
Blau des Wassers.
»Es ist ein langgestreckter Bergrücken, der in
Jahrtausenden von den Strömungen regelrecht ausgehöhlt
wurde. Wir haben ein wenig nachgeholfen, wie ihr bald sehen werdet.
Ihr würdet das, was vor uns liegt und wenn es sich auf dem Land
befände, ein gigantisches Gemeinschaftshaus nennen.«
Sie lebten also nicht nur im freien Ozean, wie die meisten
Fischarten in den Meeren der Erde, sondern hielten sich auch in
Unterwasserbauten auf. Aber dann fiel Bully ein, daß es
genügend Fische gab, die sich Höhlen als ständiges
Quartier suchten, um vor Feinden sicher zu sein.
Aber die Migarer waren weder richtige Fische, noch schienen sie
Feinde zu haben. Kurz vor dem langgestreckten Bergrücken fiel
der Meeresboden einige Dutzend Meter ab. Die steil aufragende
Felswand vor dem Boot, das seine Fahrt verlangsamte, war mit runden
Löchern förmlich übersät. Es waren Eingänge,
die ins Innere des Unterwassergebirges führten.
Sie steuerten gemächlich auf einen besonders großen
Eingang zu.
»Ihr würdet es als Hafen bezeichnen«, meinte
Juma.
Er gebrauchte einen anderen Ausdruck, aber die Telepathen
übersetzten ihn sinngemäß.
Das Boot glitt mit seinen Insassen in eine große Höhle
hinein, die von oben her spärlich durch senkrechte Lichtschächte
erleuchtet wurde. Aber auch die in alle Richtungen führenden
Tunnel waren, wie Bully verblüfft feststellte, nicht total
dunkel. Er stellte eine entsprechende Frage. Juma erklärte kurz:
»Phoshoralgen - so würdet ihr sie wohl nennen.«
Sie benutzten lichterzeugende Organismen als Beleuchtung!
Das Boot kam zum Stillstand und wurde mit dem Stein verankert.
Juma löste den Tanggurt und schwebte schwerelos in die Höhe.
Die Terraner und Gucky folgten ihm mit einigen Schwimmstößen.
Sie waren ein wenig schwerer als das von ihnen verdrängte
Wasser.
Juma führte sie in einen der Gänge, während die
sechs Migarer bei dem Boot blieben.
»Schwimmen ist besser«, bemerkte Ras, der auf dem
Boden des Tunnels zu gehen versucht hatte.
Der Gang endete abrupt und mündete in einen runden Raum,
dessen Decke mit Lichtschächten durchlöchert war.
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