PR TB 250 Die Botschaft Der Migarer
Lichtschächte kaum zu verfehlen.
Wieder war der Rat der Weisen vollzählig versammelt. Sie
saßen auf ihren Steinblöcken und sahen den Besuchern
erwartungsvoll entgegen.
Juma eröffnete die Versammlung mit ein paar freundlichen
Worten und bat dann seine Gäste, ihre Fragen zu stellen, die man
nach Möglichkeit beantworten wollte.
Das Frage- und Antwortspiel verlief ähnlich wie am gestrigen
Tag, nur eben in umgekehrter Richtung. Kein Migarer konnte jedoch mit
Sicherheit Auskunft darüber erteilen, was vor hundert Millionen
Jahren wirklich geschehen war. Die gedanklich überlieferten
Berichte, noch vager
und vieldeutiger als Sagen, erzählten nur von dem
Sternenschiff, das von einer langen Reise zu einer fremden Welt
zurückgekehrt sei und dann im Meer versenkt wurde.
Bully horchte auf und fragte schnell:
»Im Meer versenkt? Das ist doch sicher nur eine Vermutung,
eine nicht nachweisbare Überlieferung. ?«
Jumas Antwort verblüffte:
»Es ist Tatsache, denn wir haben das Schiff gefunden. Wir
wissen, wo es liegt.«
»Es liegt noch da?« Bully glaubte sich verhört zu
haben. »Im Meer? Nach so unendlich langer Zeit? Unmöglich!«
»Ihr könnt es sehen, wenn ihr wollt.« Bully
verschlug es für Sekunden die Sprache. Im Helmlautsprecher
konnte er deutlich Fedor nach Luft schnappen hören. »Unsere
Vorfahren behandelten es wie Heiligtum und übertrugen den
Priestern die Aufgabe, es vom Sand des Meeres und den immer wieder
nachwachsenden Algen zu befreien. Das geschieht auch heute noch,
obwohl wir das Schiff nicht mehr als Heiligtum betrachten. Es ist nur
der einzige und letzte Beweis dafür, daß vor unendlich
langer Zeit unser Volk in der Lage war, diese Welt zu verlassen und
wieder zurückzukehren.«
Lange Minuten wurden keine Fragen gestellt, doch ehe die Weisen
des Rates ungeduldig werden konnten, bat Bully:
»Wir möchten das Schiff gerne sehen. Liegt es in sehr
großer Tiefe?«
»Nicht für uns«, gab Juma bereitwillig Auskunft.
»Wie tief?« bohrte Bully.
»Dreihundert Meter«, rechneten Fellmer und Gucky den
fremden Meßwert um.
Dreihundert Meter Wasserdruck waren auch für die leichten
Schutzanzüge kein unüberwindbares Hindernis.
»Kannst du uns heute noch zu dem Schiff bringen?«
fragte Bully, dem es plötzlich unter den Nägeln brannte.
»Erst morgen, heute ist es schon zu spät. Es liegt sehr
weit draußen im Ozean in einer flachen Senke.«
Also noch eine weitere Nacht in der Höhle, dachte Bully, aber
damit mußte er sich zufriedengeben.
Eine zweite Überraschung gab es, als er sich nach der Station
erkundigte. In dieser Hinsicht mußten aktuellere Berichte
vorhanden sein, denn
zwanzigtausend Jahre waren gegen einhundert Millionen Jahre nur
ein Augenblick.
Sie erfuhren, daß eine der vielen Überlieferungen
behauptete, die »kugelförmige Metallwelt« würde
sich nach einer unbestimmten Zeitspanne selbst vernichten, wenn
jemand die gespeicherten Bildberichte abgespielt habe.
Diesmal reagierte der Mausbiber ungewohnt heftig:
»Das ist aber ein ganz gemeiner Trick eurer Vorfahren! Was
wäre geschehen, wenn die Station die Erde erreicht hätte,
wie es ja wohl geplant war? Ich muß schon sagen, Juma, deine
Vorfahren.!«
»Wir kennen sie nicht, und wir wissen auch nicht, was an der
Überlieferung dran ist. Niemand kann uns verantwortlich machen
für das, was Generationen vor uns geschah und geplant wurde. Wir
haben nichts damit zu tun!«
»Juma hat völlig recht«, mischte sich Bully
vermittelnd ein. »Heute trifft keinen Migarer die Schuld an
dem, was wor so langer Zeit passierte. Wenn es überhaupt
passierte! Auf unserem Rückflug zur Erde werden wir ja sehen,
was stimmt und was nicht.«
Wenn es diese Vorrichtungen wirklich gibt, dachte Bully, und sich
die Station inzwischen vernichtet hat, brauchen wir es nicht zu tun.
Niemand wird dann noch ihren Kurs zurückverfolgen können.
In der weiteren Diskussion erfuhren sie mehr über das Leben
der Migarer. Sie besaßen zwar Kiemen und konnten sich tagelang
unter Wasser aufhalten, sie hatten aber auch Lungen, die ihnen den
Aufenthalt auf dem Land ermöglichten.
In sozialer Hinsicht gab es keine Probleme. Nahrung war im Meer
überreichlich vorhanden. Jede Familie sorgte für sich
selbst und kranke oder alte Angehörige. Die Kinder blieben bis
zu einem gewissen Alter in Gemeinschaftschulen, wo sie alles lernten,
was zur Gründung einer neuen Familie notwendig war. Manche
dieser Familien schlossen sich zu Sippen zusammen und suchten
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