PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
Farbton.
Der Bürgermeister wies auf den Lift. »In unserer Kultur gebietet es die Höflichkeit, euch den Vortritt zu lassen. Mein Haus ...« Eine kaum wahrnehmbare Pause. »Mein Haus sei euer Haus.«
Wortlos trat Cha Panggu in den Strahl und schwebte nach oben. Fenji folgte, versäumte aber nicht, einen Blick nach unten zu werfen. Er sah, wie Zatronija ebenfalls in den Strahl stieg, den mittleren Arm ausstreckte, dass die Faust den Antigravbereich verließ und sie dann öffnete. Der Geldchip fiel in die Tiefe, überschlug sich flirrend und verschwand in den grünen Nebeln des Mahnmals.
Schließlich schwebte Fenji durch die Luke und verließ den Strahl. Er schwankte, bis er wieder festen Halt unter den Füßen fand.
Sie standen in einem edel gestalteten Empfangsraum, der sichtlich Repräsentationszwecken diente. Die Wände waren mit silbrig glänzendem
Samtstoff überzogen, auf dem unübersehbar das Wappen der Vodyanoi prangte, ein Doppelgestirn, das von drei schmalen Händen umschlossen wurde. Die langen Finger waren gespreizt, um das gesamte Gestirn umfassen zu können.
»Ich konnte leider nichts vorbereiten, weil ich euch sofort entgegeneilte, als ich von eurem Ansinnen erfuhr«, teilte Zatronija mit. »Wenn ich euch allerdings dienen kann, werde ich...«
»Das kannst du in der Tat. Wir wünschen deine Familie zu sprechen.«
»Meine ... «
»Gibt es etwas, das daran nicht verständlich wäre? Und sorge bitte für orchestrale Musik. Ich mag es, wenn mich der Klang von Streichinstrumenten umgibt. Ich hörte, dein Volk pflegt die Kunst des Konzerts.«
Der Bürgermeister sackte für Sekunden in sich zusammen, ging dann mit schlurfenden Schritten los. »Wenn ihr hier warten wollt?«
»Wir werden dir in den Wohnbereich folgen. Offizielle Empfangssäle haben so etwas Nüchternes und Kaltes. Kaum der geeignete Ort, um wichtige Dinge zu besprechen.«
Zatronija ging zu einer gewundenen Treppe am gegenüberliegenden Ende des Raumes und stieg sie empor.
Die beiden Gui Col folgten.
Fenji war gespannt. Schon oft hatte er mit der Ehefrau der entsprechenden Familien vor versperrter Tür warten müssen, während Cha Panggu mit dem Vater und den Kindern einen geschlossenen Raum aufsuchte. Er wusste, was danach geschah, aber er spürte instinktiv, dass da mehr war, mehr als nur der Tod eines der Kinder. Da jedoch der Familie strikt verboten war, auch nur ein einziges Wort über das Geschehen zu verlieren, hatte Fenji nie die wahren Hintergründe in Erfahrung bringen können.
Die privaten Wohnräume waren erstaunlich schlicht gehalten. Vom Prunk des Empfangsraumes blieb nichts. Einfache, zweckdienliche Holzmöbel standen vor blau eingefärbten Wänden.
Zatronija schien ein Faible für diese Farbe zu besitzen. Er rief seine Familie. Bald traten seine Frau und zwei Kinder ein, die ihrem Vater gerade einmal bis zur Brust reichten, ein Knabe und ein Mädchen. Gleichzeitig tönte Musik durch den Raum, getragener Klang von Streichern, genau wie
Cha Panggu es gefordert hatte. Dazwischen erklang das helle, rhythmische Zupfen eines Saiteninstruments, nur hin und wieder unterbrochen von einem disharmonisch-kreischenden Ton an der Grenze der Hörbarkeit. Jedes Volk hat seine eigenen Vorlieben, dachte Fenji.
»Unser drittes Kind schläft«, sagte Zatronijas Ehefrau. »Es ist noch ein Baby. Du verstehst sicher, dass...«
»Bring es her.«
Sie zog die Arme an den Leib, doch ihr Ehemann warf ihr einen Blick aus dem halb zusammengekniffenen Stirnauge zu. Daraufhin wandte sie sich um und verließ den Raum. Keine Minute später kehrte sie zurück, ein schlafendes Baby auf dem Arm.
»Gib das Kind deinem Mann und warte hier«, forderte Cha Panggu. »Wir werden mit Zatronija und den Kindern im Nebenraum etwas besprechen.«
Das Baby wachte auf, als seine Mutter es dem Vater reichte. Erst krähte es, wedelte dann mit den Ärmchen und begann zu schreien. Zatronija trommelte mit drei Fingern leicht auf die Stirn des Meinen, in einer unruhigen Bewegung rund um das große Auge. Rasch verstummte das Schreien und wich einem zufriedenen Glucksen, das bald verstummte. Die kleinen Händchen tasteten nach dem Kinn des Vaters.
»Ein reizendes Kind«, meinte Cha Panggu und winkte zum Aufbruch.
Fenji ging als Letzter in den Nebenraum und schloss die Tür hinter sich. Er erhaschte noch einen Blick auf die wie versteinert dastehende Mutter.
Cha Panggu stellte sich neben Zatronija, der mit dem dritten Arm das Baby hielt; die beiden anderen
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