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PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel

PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel

Titel: PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Besatzung, die Frage, wie vielen verschiedenen Völkern sie angehörten ... spürte man das Vibrieren des Antriebs oder in welcher Lautstärke wurde die Kommunikation an Bord geführt... all das waren Bestandteile dieser Seele, und doch gab es so unendlich viel mehr, einen Atem, der die gesamte Technologie durchströmte; ein Herz, das irgendwo und nirgends in den langen Korridoren und Maschinenhallen schlug; fast, als habe das Schiff selbst ein eigenes Leben entwickelt, als sei es ein Wesen, eine Kreatur, die die Raumfahrer in ihrem Leib aufnahm und sie gut oder schlecht behandelte - je nachdem, ob sie von ihnen gut oder schlecht behandelt wurde.
    Viele Namen stiegen in ihm auf, Raumschiffe, die zu einem Teil seines Lebens geworden waren, die ihn ebenso begleitet hatten wie manche lebendige Weggefahrten. Die SOL, die BASIS ... Erinnerungen, Empfindungen, Assoziationen verbanden sich mit diesen Begriffen, die weit über das hinausgingen, was ein Stück Technologie, und sei es noch so riesig, liefern konnte. Die Reisen der SOL, die ihn in Kontakt mit Superintelligenzen brachten. Die BASIS, die ...
    Sein Gedankengang stockte, als er Caadil sah. Er blieb stehen, in der Hoffnung, dass sie ihn noch nicht wahrgenommen hatte.
    Sie stand mit dem Rücken gegen die Wand des Korridors gelehnt und schaute auf eine geschlossene Tür, als könnten ihre Blicke das gelb eingefärbte Metall durchdringen. Ihr rechtes Bein war angewinkelt, der Fuß lehnte gegen die Wand. Sie schloss die Augen - ihre normalen Augen, dachte Rhodan, denn die Vortex-Augen sehen noch immer aus wie kristallener Schmuck in ihren Schläfen, nicht wie lebendige Sinnesorgane -, ging einen Schritt vor, streckte die Arme aus und legte die flachen Hände gegen die Tür. Das Rot ihrer Haare schien vor dem gelben Metall zu leuchten. Sie atmete mit halboffenem Mund, summte eine Melodie, tippte dabei mit den Fingerspitzen den flotten Rhythmus.
    Jazz, dachte Rhodan, es ist Jazz, wie er auf Terra gespielt wurde. Er stand wie angewurzelt, gab keinen Laut von sich, um sie nicht auf sich aufmerksam zu machen. Sie schien so stark in sich selbst versunken, so konzentriert, als versuche sie eine unendlich schwierige Aufgabe zu lösen. Er hörte sie singen, leise und in absolut reinen Tönen, die keinen Zweifel darüber ließ, dass sie ihre Stimme professionell schulte.
    »Fly me to the moon ... let me sing among those stars.«
    Es war Englisch, eine der längst vergessenen altterranischen Sprachen.
    »Let me see what spring is like ... on Jupiter and Mars.«
    Englisch, wie es seit Jahrhunderten niemand mehr sprach, wie es aber in einem Sprachghetto überlebt hatte - in der musikalischen Lyrik, die sich einer bestimmten melodischen Richtung bediente.
    Caadil verstummte. Ohne die Augen zu öffnen, ohne den Blick zu wenden, zog sie die Hände zurück. »Ich liebe den Paläo-Jazz. Du findest es vielleicht absurd, aber seit ich ihn auf meiner Heimatwelt Gwein einmal gehört habe, geht mir dieser Rhythmus nicht mehr aus dem Sinn. Wenn ich ein Problem lösen muss, verleiht es mir besondere Konzentration, ihn zu summen. Ich habe mit dieser Hilfe schon so manche unkonventionelle Lösung gefunden.« Sie lachte. »Manche vermuten, es sei eine Para-Gabe. Nur einen passenden Namen dafür finden sie nicht.«
    Rhodan ging näher. »Entschuldige, dass ich dich beobachtet habe. Seit
    wann weißt du, dass ich da bin?«
    »Ich habe dich kommen sehen, aber du störst mich nicht.«
    »Was ist hinter dieser Tür?«
    »Der Zugang zur Gondel.«
    »Dem Steuerzentrum der FARYDOON?«
    »Die gläserne Kabine inmitten des Rings. Das Herz des Schiffes. Ich werde es nicht betreten, oder wenn doch, werde ich nicht auf der Navigatorenliege Platz nehmen. Aber glaub mir, es gibt nichts, nach dem ich mich mehr sehne.« Ihre Fingerspitzen huschten über die Kristallaugen in ihren Schläfen. »Dennoch bin ich nur ... Schülerin.«
    Rhodan entging das kurze Zögern nicht, doch er schwieg.
    »Warum bist du unterwegs?«, fragte sie.
    »Ich habe genug von Vorträgen und Holoschauen, die mir die Funktionsweise eines Vortex-Schiffes anhand von ausgefeilten Simulationen erklären sollen.«
    »Sieh den Linear-Vortex als eine Art Schnellstraße im Linearraum. Die präparierten Hyperkristalle, von denen du zweifellos gehört hast, sind Bojen, die im Abstand von 722 Lichtjahren verankert wurden und das Vortex-Schiff zunächst anziehen, dann im Vorüberflug beschleunigen.«
    Perry Rhodan dachte über Caadils Worte nach.

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