PR Tefroder 01 - Das genetische Siegel
pulsierend, wie wunderliche Kreaturen am Grund der Nacht. Dann wieder strich ein Polarwind über ihre Haut, und Rhodan spürte, wie die Weste ihre Temperatur erhöhte und ihn einhüllte in ein Kissen aus Wärme.
Auma Taccomi und Kalakujen folgten ihnen in gebührendem Abstand.
Caadil hielt Rhodan am Ellenbogen an und wies auf ein kastenförmiges, fensterloses Gebäude. Eine Neonreklame flackerte über dem schmalen, schießschartenartigen Eingang, Rhodan entzifferte die Lettern; sie waren alt-tefrodisch, dem lemurischen Alphabet noch sehr ähnlich. Auf alt getrimmt, dachte Rhodan. Auch die Neonreklame ist nichts als ein Retro-Look.
»Zum menschenfressenden Konos«, las er Caadil laut vor. »Klingt vielversprechend.«
»Ein Stondac«, erklärte sie. »Man isst dort, man trinkt, man kann spielen.«
»Was davon werden wir tun?«
Caadil gab keine Antwort.
Der Servobot am Eingang identifizierte sie beide und wünschte ihnen einen guten Abend. Die beiden Myrmidoninnen forderten Einlass als Begleitschutz, was der Robot, zweifellos nach kurzer Rücksprache mit der Hauspositronik, gewährte.
Der Saal war in ein merkwürdig honigfarbenes Licht getaucht, das Rhodan beinahe meinte fassen zu können. Das Lokal war gut besucht. Die meisten Tische waren besetzt, fast ausnahmslos mit Tefrodern; die
Gaatanyj waren sichtbar in der Minderheit.
An zwei oder drei Tischen saßen fremdartigere Gäste. Rhodan erkannte eine Gruppe von Fantan-Leuten; an einem Tisch saß ein Cheborparner-Pärchen, faunengleiche Geschöpfe mit tiefschwarzen Gesichtern, in denen rotglühende Augen standen. Mit ihren Hörnern wirkten sie wie altterranischen Phantasiebildern der Hölle entsprungen. Die beiden tauschten verliebte Blicke und rauchten gemeinsam und abwechselnd eine bittersüß duftende Zigarre.
Ein Leitlicht führte sie an einen freien Tisch. Rhodan warf keinen Blick zurück; er hatte keinen Zweifel, dass die Myrmidoninnen ihn und Caadil unter Aufsicht behielten.
Die Tischfläche erhellte sich und gewann scheinbar an Tiefe. Rhodan sah einzelne Gerichte aufleuchten. Es waren keine bloßen Hologramme, sondern olfaktorisch ergänzte Darstellungen.
Der Tisch pries einige Khordaadsche Spezialitäten an, deren Namen Rhodan nichts sagten. Er überließ Caadil die Wahl. Die Pilotin tippte einige Holobilder an; der Tisch erlosch.
»Ich mag den Himmel über Khordaad nicht«, bekannte Caadil. »Er ist zu leer.«
»Man kann die Milchstraße gut sehen. Und das Vortex-Portal«, sagte Rhodan wie aus einem unsinnigen Versuch, das hiesige Firmament zu verteidigen.
»Es ist kein Sternbild zu sehen«, konterte Caadil.
»Welche Sternbilder?«
»Die Münze. Der Rufer. Mironas leerer Thron. Das Möbiusbad und die Platinspinne.«
»Aha«, sagte Rhodan. Was hatte ich auch erwartet? Dass Caadil irdische Sternbilder aufsagen würde?
»Du kennst sie nicht?«
»Ich wusste nicht, dass es tefrodische Sternbilder gibt.«
Sie lachte. »Es sind die Sternbilder, die ich über Gwein gesehen habe. Meiner Heimatwelt. Meine Großmutter hat sie mir erklärt und ihre Geschichten erzählt.«
Natürlich hatten die Terraner die Tradition, den Nachthimmel in Bildern zu sortieren, auf alle ihre Siedlungswelten exportiert. Häufig wurde nach vertrauten Mustern gesucht, der - oder ein - Großer und Kleiner
Wagen an ihrem neuen Himmel entdeckt, das Haar der Berenike, die Giraffe, der Kranich, der Vogel Phoenix. Wie hieß noch einmal dieses wunderschöne, hoch komplexe Sternenbild über dem Südhimmel von Olymp? Der Foltertresor der heimtückischen Steuerbeamten.
Warum sollten die Tefroder anders verfahren, den Himmel unbebildert lassen? Schließlich besaßen die Terraner kein Monopol auf Sternenmalerei.
Rhodan schaute sich um. Er entdeckte die beiden Myrmidoninnen, die einen Tisch in der Nähe gefunden hatten. Auma Taccomi und Kalakujen saßen vor einem hohen, schlanken Glas, aus dem wie aus einem Schlot weißer Dampf kräuselte. Sie schlürften die Flüssigkeit aus dem Gefäß mit Trinkhalmen.
Rhodans und Caadils Bestellungen schwebten auf einem Antigravtablett herbei. Sie nahmen sich die dampfenden Töpfe und Schalen und portionierten das Essen mit langen Holzlöffeln auf einem großen, dreieckigen Teller aus blassrotem Porzellan.
Sie aßen. Rhodan nickte anerkennend. »Ein gutes Stondac. Ich werde es weiterempfehlen.« Er schaute Caadil an.
Sie aß, trank und tat, als bemerkte sie seinen Blick nicht. Dann drohte sie spielerisch mit ihrem Spießmesser. »Ich bin
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